„Versicherungen sind heute leider immer noch mit komplizierten und altmodischen Prozessen und vor allem mit viel Papierkram verbunden. Das zeigt, wie reif diese Branche für Disruption ist. Daher bieten wir all unseren KundInnen in Europa zukünftig die Möglichkeit, alle wichtigen Versicherungen digital über die N26 App abzuschließen”, mit diesen markigen Worten lässt sich Valentin Stalf, Co-CEO von N26, zitieren. Anlass für die - längst nicht erste - Verkündigung von ‚Disruption‘ in der Versicherungsbranche ist die Einführung einer neuen Smartphone-Versicherung. Die soll erst der Auftakt für das künftige Versicherungsangebot der Digitalbank sein. Geplant sind private Haftpflicht-, Hausrat-, Lebens-, Reise-, Haustier-, Fahrrad- und Elektronikversicherungen, die alle über die N26 App abgeschlossen und verwaltet werden können.

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N26-Kunden sollen dabei aus den Angeboten verschiedener Versicherer wählen können. Dafür braucht N26 aber keine eigene Vermittler-Lizenz. Das übernimmt Kooperationspartner simplesurance, der über die entsprechende Zulassung als Versicherungsmakler verfügt. Und: er bringt auch gleich technisches Know-How in neue Partnerschaft ein.

Mit Partnerschaften in die Versicherungsbranche kennt sich die Digitalbank bestens aus. So kooperierte man mit dem Frankfurter Insurtech Clark. Dessen CEO, Christopher Oster, glaubte noch im September 2020 an die Fortsetzung der seit 2017 bestehenden Zusammenarbeit. „Wir führen seit 2017 eine vertrauensvolle Partnerschaft mit N26 in Deutschland – und diese bleibt auch weiterhin bestehen. Dass sich gerade erfolgreiche Partnerschaften weiterentwickeln und Raum für neue Ideen und Wege schaffen, ist normal. Wir als Clark haben uns dazu entschieden, noch stärker auf unsere eigene App zu setzen und sind daher mit N26 übereingekommen, dass wir die Integration abändern und Kunden ab jetzt direkt über N26 zu ihrem Clark-Account weitergeleitet werden“, so Oster im Interview mit Versicherungswirtschaft-heute.

N26 baute derweil seine Brücken in die Versicherungslandschaft weiter: Erst zu Jahresbeginn wurde die Kooperation mit Allianz im Bereich der Reiseversicherungen ausgebaut: „Kürzlich durchgeführte Studien haben gezeigt, dass 1 von 3 Europäern (35 %) eine Reise aufgrund von COVID-19 stornieren und unerwartete Änderungen aus eigener Tasche bezahlen musste. Aus diesem Grund haben wir daran gearbeitet, die angebotene Allianz Assistance Reiseversicherung schnellstmöglich auszuweiten. Das Ziel ist, Kunden auch in Zeiten der Pandemie die Zuversicht zu geben, dass unsere Versicherung die aktuellen besonderen Umstände berücksichtigt”, so Alex Weber, Chief Growth Officer bei N26, dazu.

Diese Partnerschaft mit Allianz im Reiseversicherungs-Bereich soll von der neuen Kooperation unberührt bleiben, teilte N26 mit. Alles andere hätte bei Allianz vermutlich auch für Verwunderung wenn nicht Misstöne gesorgt. Schließlich pumpte Allianz erst im Dezember 2020 15 Millionen Euro in das Insurtech Simplesurance. Und über den eigenen Wagniskapital-Fonds ist Allianz auch bei N26 engagiert. „N26 ist ganz klar Vorreiter im Mobile Banking“, erklärte Solmaz Altin, Chief Digital Officer der Allianz Gruppe, seinerzeit den Einstieg.

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Und das Versicherungsangebot?

Nach all dem Disruptions-Willen, Finanzspritzen und Kooperationen sollte aber auch ein Blick auf das neue On-Demand-Versicherungsangebot geworfen werden. Das hat das Portal ‚iphone-ticker‘ getan und zeigte sich wenig überzeugt: „Die Versicherung, die erst nach einer vierwöchigen Wartezeit greift, gewährt den Versicherungsschutz lediglich Geräten die jünger als 6 Monate sind. Für diese wird im Schadenfall nur ein Zeitwert erstattet, der ab einem Alter von 13. Monaten nur noch bei 60 Prozent liegt. Zudem fällt eine Selbstbeteiligung in Höhe von 100 Euro (für iPhone-typische Kaufpreise zwischen 750,01 Euro – 1.000 Euro) an. Wird das Gerät verloren, liegt der Selbstbehalt sogar bei 25 Prozent vom Neupreis.“