Rente: 7 Maßnahmen, die Bert Rürup gut findet
Rente mit 70? Das hält Ökonom Prof. Dr. Bert Rürup für politisch nicht durchsetzbar. In einem Kommentar für das Handelsblatt benennt er sieben alternative Maßnahmen.
In ihrem Frühjahrsgutachten setzten die fünf führenden deutschen Wirtschaftsinstitute einen besonderen Fokus auf den demografischen Wandel und dessen Folgen für das Wirtschaftswachstum in Deutschland. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die Erhöhung des Renten-Eintrittsalters auf 70 Jahre die Verringerung der Potentialwachstumsrate abmildern kann.
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Prof.Dr. Bert Rürup hält das aber nicht für politisch durchsetzbar. In einem Kommentar für das Handelsblatt schreibt er, dass es „für jede nach Regierungsverantwortung strebende Partei höchst riskant wäre, sich für solch eine Anhebung der Regelaltersgrenze starkzumachen.“ Ein sehr großer Teil der Wählerschaft würde einen solchen Schritt entschieden ablehnen, so Rürup.
In seinem Beitrag nennt der Wirtschaftswissenschaftler sieben Maßnahmen, die aus seiner Sicht helfen würden, den „wachstumspolitischen Stillstand der letzten Dekade“ zu überwinden.
Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte soll intensiver gefördert werden
Dieser Vorschlag findet sich auch im Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsinstitute. Im Gegensatz zum höheren Renteneintrittsalter schaffte es dieser Vorschlag aber nicht in den zugehörigen Pressetext, weshalb er medial wohl wenig Aufmerksamkeit fand. Rürup nennt die „qualifizierte Zuwanderung“ [sic] gar an erster Stelle. Begründung: Die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte aus anderen EU-Staaten dürfte für einen maßgeblichen Teil des Aufschwungs der letzten Jahre verantwortlich sein.
Weniger Abzüge bei zusätzlichem Einkommen von Langzeitarbeitslosen
Wichtig, so Rürup, sei die Steigerung der sozialversicherungspflichtigen Erwerbsbeteiligung. Die hätte zahlreiche Facetten. Etwa, dass Langzeitarbeitslosen weniger Geld angerechnet wird (Transferentzugsraten), wenn sie zusätzlich einer bezahlten Tätigkeit nachgehen. Reguläre Beschäftigungsverhältnisse sollen so attraktiver werden.
Abbau von Minijob-Privilegien
2019 gab es nach Angaben der Agentur für Arbeit knapp 7,6 Millionen Minijobber in Deutschland. Deren ‚Privilegien‘ - sprich Sozialversicherungs-Befreiung - sollten laut Rürup abgeschafft werden. Enzo Weber, Forschungsbereichsleiter beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), äußerte sich Anfang des Jahres ähnlich. In Kombination von Ehegattensplitting und kostenloser GKV-Mitversicherung sei es für viele Frauen unattraktiv, mehr als nur einen Minijob zu machen.
Kinderbetreuung ausbauen
Bert Rürup plädiert ebenfalls dafür, die Vollzeitbeschäftigung von Frauen besser zu fördern. Dafür seien bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten und nicht zuletzt die Ganztagsschule nötig, so der Ökonom.
Reform des Ehegattensplittings
Zudem setzt sich Rurüp auch für eine Reform des Ehegattensplitting ein. Die gewerkschaftsnahe Hans-Boeckler-Stiftung dürfte sich darüber freuen. Schließlich schrieb sie bereits 2011: „Ehegattensplitting macht Erwerbsarbeit für Frauen unattraktiv“.
Höhere Hürden für Frühverrentung
Renten-Eintritt vor der gesetzlichen Regelaltersgrenze? - Nicht mit Bert Rürup - zumindest nicht ‚so leicht‘ wie bisher. Er macht sich für höhere Hürden stark.
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Länger Arbeiten
Älteren Beschäftigten sollen laut Rürup Anreize gegeben werden, damit sie über das gesetzliche Rentenalter hinaus erwerbstätig bleiben.