„Verstehe ich das richtig, muss ich auf meine alten Tage jetzt echt noch vor die Kamera treten?“ war ein Satz, den mir neulich ein Teilnehmer im Social-Media-Grundkurs stellte. Dabei habe ich mit keiner Silbe erwähnt, dass man dies tun müsste. Sondern nur aufgezeigt, wie die Algorithmen aller Social-Media-Plattformen funktionieren und erklärt, dass diese Bewegtbildinhalte bevorzugen.

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Egal, ob wir von Facebook, LinkedIn oder Twitter reden, alle geben Videos mehr organische Reichweite. Das heißt, sie bevorzugen Videoinhalte im Vergleich zu Text- oder Bildinhalten im Newsfeed. Und das aus gutem Grund. Denn die Nutzer lieben Videos und verbringen durch Videos mehr Zeit auf der Plattform. Was wiederum das Ziel der Plattformen ist. Denn je mehr Zeit Sie auf der Plattform verbringen, umso mehr Geld kann man mit Werbeschaltung mit Ihnen verdienen.

Wie relevant Videoinhalte sind, verdeutlichen wohl am besten die beiden folgenden Zahlen. Zum einen betrug der Anteil von Videoinhalten des gesamten Consumer-Web-Traffic im vergangenen Jahr 82 Prozent. Zum anderen wurden 2020 pro Minute 500 Stunden Videomaterial auf YouTube hochgeladen. Die Videos, welche auf Facebook, Instagram oder TikTok zu sehen sind, kommen da noch hinzu!

Versicherungsinformationen sind nicht vergnügungssteuerpflichtig

Menschen lieben es somit nicht nur Videoinhalte zu konsumieren, sondern auch diese zu produzieren. Was vor allem daran liegt, dass es noch nie so einfach war Videos zu erstellen wie heute. Früher benötigte man dafür ein Studio, eine teure Kamera und ein Schnittprogramm. Dazu noch einen ausgebildeten Kameramann, Cutter, Ton- und Lichttechniker. Heute produzieren Teenager mit ihrem Smartphone und einer App Videos, die einem Großteil der Fernsehbeiträge in nichts nachstehen.

Marko Petersohn

Marko Petersohn

Das As im Ärmel der Versicherungsbranche, wenn es um die Kommunikation in der neuen Medienrealität geht. MarKo Petersohn hat mehr als 20 Jahre Erfahrung im Onlinemarketing und ist seit 2010 ausschließlich für die Assekuranz aktiv. Er hilft Gesellschaften und Vermittlern, sich zukunftssicher aufzustellen. Er berät sie beim Thema „digitaler Kommunikation“ und schult die dafür notwendigen Kompetenzen.
Außerdem ist er Gründer der Onlinemarketing Gesellschaft für Versicherungsvermittler, verleiht jährlich den renommierten OMGV Award und verantwortet das Projekt „Digitale Kommunikation, Multikanalfähigkeit und Kollaboration in der Versicherungsbranche“ im Auftrag des Bildungsministeriums NRW und des BWV Bildungsverbandes.

Dass es noch nie so einfach war Videos zu produzieren, steigert allerdings nicht nur die Menge, sondern auch die Erwartung daran. Nicht nur Teenager wissen, wie einfach man Videos erstellen kann. Aber sie besonders. Denn sie sind damit aufgewachsen. Weswegen es für sie auch immer weniger nachvollziehbar ist, warum sie sich durch ewig lange Texte quälen müssen, um sich über Versicherungsprodukte zu informieren. Und damit will ich nicht einmal darauf eingehen, dass die Erklärungen von Versicherungsprodukten häufig unverständlich, kompliziert und nicht gerade Vergnügungssteuerpflichtig sind. Das ist eine andere Baustelle. Worauf ich hinaus will, ist, dass neue Kundengenerationen es schlicht gewöhnt sind, zu allem und jedem Erklärvideos im Internet zu finden. Man liest für das Smartphone keine Bedienungsanleitungen mehr, man schaut selbstverständlich ein Tutorial. Warum sollte das bei Versicherungen anders sein?

Videos in der Kundenkommunikation sind schon Standard

Wobei das genau genommen keine Generationenfrage ist. Denn es ist ja nicht so, als ob Erklärvideos eine neue Erfindung sind. Teleshopping-Kanäle setzen seit Jahrzehnten darauf, mehr oder minder erklärungsbedürftige Produkte vorzustellen und zu verkaufen. Und das nicht nur mit Erfolg, sondern auch bei einer älteren Zielgruppe. Wir können uns also von dem Gedanken verabschieden, dass Videoinhalte nur etwas für die Generation Z sind.

Und wo wir gerade beim Verabschieden sind, verabschieden Sie sich auch davon, dass es noch irgendetwas besonderes wäre Videos in der Kundenkommunikation einzusetzen. Es ist vielmehr Standard. Denn meine Antwort auf die Eingangsfrage „Verstehe ich das richtig, muss ich auf meine alten Tage jetzt echt noch vor die Kamera treten?“ lautet nämlich: Nein, das müssen Sie nicht. Denn das machen Sie sicherlich schon. Ohne Sie zu kennen, wage ich zu behaupten, dass Sie spätestens im Zuge der Corona-Krise angefangen haben, mit Hilfe von Videos mit Ihren Kunden zu kommunizieren. Spätestens da werden Sie Erfahrungen mit Videoberatung gemacht haben und gemerkt haben, wie einfach das eigentlich ist und was man bei der Videokommunikation alles, wie bspw. Video, Ton oder Licht, beachten muss.

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Natürlich weiß ich, dass die Eingangsfrage nicht darauf abzielte. Denn der Fragende wollte wissen, ob er im Onlinemarketing auf Videos setzen muss. Nur wollte ich ihn und Sie dafür sensibilisieren, dass Videotechnik an sich kein Hexenwerk ist und wir sie schon ganz selbstverständlich einsetzen. Ob Sie Videos gezielt im Onlinemarketing für die Kundengewinnung / Kundenbindung einsetzen, steht auf einem anderen Blatt. Denn das ist eine Strategieabwägung, die jeder Unternehmer für sich treffen muss.

Was spricht für Videos?

Was spricht also für die Videokommunikation? Zum einen natürlich, dass Social-Media-Video-Plattformen wie YouTube oder TikTok zu den beliebtesten Sozialen Netzwerken unserer Zeit gehören. Zum anderen, dass, wie schon erwähnt, Algorithmen Videoinhalte bevorzugen.

Hinzu kommt, das Menschen Videos lieben und sich lieber Erklärungsvideos anschauen, als entsprechende Texte lesen. Man kann mit Hilfe von Videos komplizierte Sachverhalte viel einfacher und schneller vermitteln. Wobei gerade letzteres zunehmend wichtiger wird. Denn die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen sinkt seit Beginn des Smartphone-und-Social-Media-Zeitalters rasant. Mittlerweile liegt sie unter 8 Sekunden. Und mit keinem anderen Medium kann man so schnell Vertrauen und eine emotionale Bindung aufbauen wie mit Videos.

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Was spricht gegen Videos?

Also haben Sie keine andere Wahl und müssen auf Videos setzen? Das kann man so nicht sagen. Denn Videos bieten zweifellos eine Vielzahl an Vorteilen. ABER es gibt zwei Faktoren, die dagegensprechen. Der eine sind Sie, der andere Ihre Zielgruppe. Wenn Sie vor Kameras hölzern agieren und man jede Sekunde hört, sieht und fühlt, wie unwohl Sie sich da fühlen, dann lassen Sie es. Gleiches gilt für den Fall, wenn ihre Zielgruppe sich lieber über andere Medien informiert. Dann sind Videos schlicht nicht das richtige Mittel. Dann sind es vielleicht Fachartikel, Podcasts oder einer der vielen anderen Erfolgswege. Und davon gibt es viele. Das können Sie mir ruhig glauben.

Was muss man bei Videos beachten?

Wenn Sie sich jedoch für Videos entscheiden, dann gilt es ein paar Dinge zu beachten. Damit meine ich nicht Bild, Ton und Licht. Das sind Grundlagen, die ich voraussetze. Was ich meine ist, Sie müssen kurzweilig sein. Sie müssen unterhaltsam sein. Aber Sie dürfen auf keinen Fall belanglos sein. Denken Sie immer daran, Sie sind Versicherungsvermittler und kein Hollywood-Regisseur. Sie wollen über Versicherungen informieren und keinen Oscar gewinnen.

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Überlegen Sie, was Sie sagen wollen und kommen Sie schnell auf den Punkt. Bei TikTok haben Sie bspw. nur maximal 60 Sekunden Zeit dafür. Wählen Sie außerdem ein auffälliges Vorschaubild. Achten Sie auf die Titellänge, die richtige Videobeschreibung und passende Hashtags. All das und viel mehr sind Faktoren, damit Sie Erfolg haben. Videos sind zweifellos ein gutes Mittel zur Kundenkommunikation, aber es gilt mehr zu beachten als „einfach mal darauflosfilmen“.

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