„Home-Office lässt sich eben nicht einfach so verordnen“
Home-Office ist für Millionen Deutsche Realität. Doch dabei ist es schwierig, eine emotionale Bindung zu den eigenen Mitarbeitern aufrecht zu halten, so Verkaufstrainer und Berater Hans Dieter Schittly. Im Interview gibt er Tipps, wie Unternehmen jetzt die Mitarbeiter-Bindung stärken können.
Versicherungsbote: Das Arbeiten von zu Hause soll das Infektionsrisiko auf den Wegen zwischen Arbeitsstätte und Wohnung und natürlich am Arbeitsplatz selbst gering halten. Welche Effekte bringt diese Form der Arbeitsgestaltung aus Ihrer Sicht noch mit sich?
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Hans Dieter Schittly: Home-Office ist der Pandemie geschuldet. Wenn dies sowohl für Arbeitnehmer als auch für die Wirtschaft eine sinnvolle Maßnahme wäre, dann hätte man sie schon früher längst eingeführt. So ist es völlig akzeptabel, dass diese Arbeitsweise von den Betroffenen unterschiedlich wahrgenommen wird. Eine leitende Angestellte im öffentlichen Dienst genießt es, neben ihrer Arbeit im Home-Office, sich auch um Haus, Garten, und Schularbeiten mit ihrem Sohn kümmern zu können. Ein mittelständischer IT-Unternehmer erkennt, wie Stimmung, Engagement und die Arbeits-Ergebnisse der Angestellten zu wünschen übriglassen.
Studien zum Thema Produktivität im Home-Office kommen zu teilweise sehr gegensätzlichen Ergebnissen. Wie ist Ihre Erfahrung damit?
Schittly: Home-Office lässt sich eben nicht einfach so verordnen. Sowohl Unternehmer, Führungskräfte und Mitarbeitende müssen auf die veränderten Bedingungen vorbereitet werden. Führungsverhalten, Kommunikation untereinander und ganz besonders mit Kunden, muss neu definiert und vermittelt werden. Klar, dass die Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt sind; die einen haben sich darauf vorbereitet, andere wurden von der neuen Situation überrascht.
Woran können Versicherungsvermittler als Arbeitgeber erkennen, dass sich ihre Mitarbeiter von ihnen entfremden? Auf welche Alarmsignale sollte geachtet werden?
Schittly: Teamwork, Beziehungsmanagement, Emotionen und menschliche Nähe können nicht einfach weggelassen werden. Sonst hätten wir all die Jahre Falsches gepredigt und vermittelt. In den ersten Tagen kann es Vielen als angenehm erscheinen, der Chefin oder dem Chef nicht ständig „ausgesetzt“ zu sein. Doch bald erkennen viele, dass ihnen etwas fehlt. Immerhin verbringt man einen Großteil seines Lebens am Arbeitsplatz und wird von dieser Umgebung geprägt. Kürzlich telefonierte ich mit einem Sachbearbeiter eines großen Versicherungskonzerns. Ich sagte zu ihm: „Sie sind im Home-Office?“ Seine Antwort: „Ja, woher wissen Sie das?“ Auf den weiteren Verlauf des Dialoges verzichte ich hier. Kunden spüren, dass etwas anders ist, ob sie einem Berater Auge in Auge gegenüberstehen oder zwischen zwei Bildschirmen miteinander kommunizieren. Wenn die ersten Beschwerden der Kunden eingehen, ist es zu spät! Frust, Demotivation, Lustlosigkeit, Stress usw. werden die Betroffenen nie den äußeren Umständen, sondern immer dem Unternehmen anlasten.
Haben Sie ein paar konkrete Tipps, wie man als Arbeitgeber in diesen Zeiten die Mitarbeiter-Bindung stärken kann?
Schittly: Viele Unternehmen haben laut KfW-Analyse im letzten Jahr die Weiterbildung gegen Null gefahren. Gerade im Mittelstand hat dies schwerwiegende Konsequenzen. Die Wettbewerbsfähigkeit leidet, Fachkräfte schauen sich nach anderen Arbeitgebern um und Liquiditätsengpässe drohen. Mitunter ist der gute Ruf des Unternehmens gefährdet.
In den letzten Monaten haben sich viele Unternehmen auf Online-Meetings oder Webinare verlegt, um Kontakt zu Mitarbeitern und Kunden aufrechtzuerhalten. Skype, Teams oder Zoom sind inzwischen genauso vertraut wie WhatsApp, Signal oder der Google-Messenger. Leider zeigt sich, dass auch diese Online-Formate die Distanz auf Dauer nicht überwinden können. Es fehlt ganz besonders die emotionale Komponente, die unsere Beziehungen zu Menschen, aber auch zu unseren Organisationen wie z.B. unserem Arbeitgeber so besonders machen.
Inzwischen bieten Unternehmen den Mitarbeitenden attraktive Quiz-Spiele an. Die Damen und Herren duellieren sich, spielen miteinander, messen sich sportlich, können Preise gewinnen und verbessern so ganz nebenbei ihre fachlichen und verkaufstaktischen Fähigkeiten. Sogar Weiterbildungszeiten können gutgeschrieben werden. Diese firmeninternen Spiele machen Spaß, festigen das Zusammengehörigkeitsgefühl und stärken die Beziehung zum Unternehmen.
Durch das digitale Spielen (Gamification) schaffen es Unternehmer und Unternehmen einen kontinuierlichen Kontakt zwischen den Mitarbeitern und Kollegen zu installieren, der durch den Wettkampf um Punkte und Ranglisten emotional aufgeladen wird. Dass dabei ebenfalls Kompetenzen zu Produktneuerungen, Unternehmenszielen oder Vertriebskompetenzen vermittelt werden, ist natürlich die berühmte „Torte auf der Kirsche“. Denn nur die Kirsche wäre doch etwas zu wenig!
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Wer mehr zu einem dieser Quizze wissen will, wird hier fündig: www.ziele-erreichen.de oder www.salesmax.biz