Gewerbe: „Der Rotstift wird derzeit oft beim Versicherungsschutz angesetzt“
Die Pandemie-Bestimmungen setzen Gastronomie und Händler unter Druck. Gespart wird oft am Versicherungsschutz. Dem tritt der Gewerbeversicherer mailo mit der Aktion #versichertbleiben entgegen. Versicherungsbote sprach mit Dr. Matthias Uebing über 'schlechte Risiken’, Marketing und Problemlösungen.
- Gewerbe: „Der Rotstift wird derzeit oft beim Versicherungsschutz angesetzt“
- Kauft man sich 'schlechte Risiken' ein?
Versicherungsbote: Mitten in der Corona-Pandemie hat mailo eine Police für Gastrobetriebe an den Start gebracht. Wie hat sich das Geschäft damit entwickelt? Sind Sie zufrieden? Was bedeutet das in Zahlen?
Anzeige
Dr. Matthias Uebing: Das ist nicht ganz richtig. Die Police für Gastronomie-Betriebe haben wir schon seit 2019 in unserem Portfolio. Während der Corona-Pandemie – besser gesagt aufgrund der Corona-Pandemie – haben wir unseren Tarif deutlich verbessert und optimiert, an die Gegebenheiten angepasst. Um Kunden und Makler gleichermaßen von unserer Lösung zu überzeugen, haben wir an vielen Stellschrauben gedreht: Eine optimierte Versicherungslösung gepaart mit Aktionen, die die Hürden eines Neuabschlusses verringern soll. Wir sind Problemlöser! Wir möchten Kunden und Maklern die besten Prozesse, Services und nicht zuletzt Tarife zu einem fairen Preis bieten. Wenn die derzeitige Lage ungewiss ist, können wir mit Sicherheit sagen: Das haben wir geschafft! Wenn unsere Kunden auf Umsatz verzichten müssen, dann machen wir das auch – so ist unsere Aktion #versichertbleiben entstanden und wir können sagen: Es zahlt sich aus! Kunden sind dankbar, dass wir diesen Schritt gemeinsam mit ihnen gehen. So können wir ihnen gewährleisten, dass sie die beste Absicherung zu einem (noch) günstigeren Preis erhalten, ohne dabei auf Leistungen verzichten zu müssen. Zudem haben wir unseren Tarif deutlich nach oben korrigiert. Betriebsschließung inklusive COVID-19 nach GDV-Standard und Ertragsausfall sind nur zwei von vielen Highlights, die in unserer Gastronomie-Police verbaut sind und ja, damit sind wir sehr zufrieden.
Bei der Aktion #versichertbleiben bietet mailo im ersten Jahr nach Neuabschluss einen Prämien-Nachlass in Höhe von 50 Prozent. Wie kam es zu der Aktion? Haben Sie verstärkt Kündigungen beobachtet? Ketzerisch gefragt: Wozu braucht ein Gastrobetrieb überhaupt Versicherungsschutz, wenn er nicht öffnen darf?
Berechtigte Frage. Wir beobachten stetig den Markt und verfolgen akribisch die aktuelle Lage, um die besten Lösungen für unsere Kunden und Partner zu finden. Gastrobetriebe dürfen zurzeit nicht öffnen - das bedeutet aber nicht gleichzeitig auch, dass sie nie wieder öffnen werden. Und an dem Punkt setzen wir ein. Viele Betreiber einer Gastronomie setzen derzeit den Rotstift an: Wo kann ich was einsparen und was benötige ich zurzeit wenig bis gar nicht. Irrtümlicher Weise denken viele sofort an ihren Versicherungsschutz – das muss und darf nicht sein! Auch während einer Schließung entstehen Risiken, die abgesichert sein wollen. Ein Rohrbruch passiert nicht nicht, weil das Geschäft derzeit geschlossen ist. Ebenso ist es bei einem Einbruchdiebstahl. Versicherungsschutz ist auch in dieser – gerade für Gastronomiebetreiber – schwierigen Zeit unerlässlich. Wir wollen helfen! Wenn unsere Kunden auf Geld verzichten, dann machen wir das auch. So ist unsere Aktion entstanden: Bleiben Sie versichert, wir helfen! Und zwar mit einem Nachlass von 50 Prozent auf die Versicherungsprämie im 1. Jahr bei Neuabschluss.
Wie wird die Aktion angenommen? Können Sie konkrete Zahlen nennen?
Eine Makler- und Marktbefragung bestätigt uns: Kunden setzen sich intensiver mit der Frage ihrer Versicherung auseinander und kommen zu dem gleichen Schluss, wie wir: Versicherungsschutz ist auch in der Pandemie-Lage unerlässlich. Mittlerweile konnten wir vielen Kunden zu optimalem Versicherungsschutz zu einem noch günstigeren Preis verhelfen.
Was entgegnen Sie Kritikern, die solche Aktionen für reines Marketing halten?
Anzeige
Leider keine Seltenheit mehr. In Zeiten der vollständigen Digitalisierung, des Home-Office und der absoluten Nutzung digitaler Technologien entlarven sich immer mehr Kritiker, die sich hinter ihren Social-Media-Kanälen „verstecken“. Irrtümlicher Weise gehen diese meistens davon aus, dass wir „Abzocker“ wären, die nur auf den eigenen Profit aus sind. Und mit dieser Aktion zeigen wir genau das Gegenteil. Wie bereits erwähnt, sehen wir uns als Problemlöser und wollen unsere Kunden in dieser schwierigen Zeit maximal unterstützen und ihnen helfen. Und wie kann man das als Versicherer am besten umsetzen? Indem man auf Prämie verzichtet! Wir verzichten auf Prämie und unsere Kunden bekommen besten Schutz zu einem günstigeren Preis. Unsere Kunden sind zufrieden, vernünftig abgesichert und können sich auf bevorstehende Öffnungen konzentrieren. Die Resonanz ist sehr gut, was uns ermutigt, weiterzumachen. Kritikern zum Trotz!
Kauft man sich 'schlechte Risiken' ein?
Besteht dabei nicht auch die Gefahr, sich ‚schlechte Risiken‘ einzukaufen? Wie lässt sich das verhindern?
Diese Gefahr besteht immer. Niemand – auch nicht wir – können „hinter die Kulissen“ schauen. Grundsätzlich berechnen wir die Prämie am Umsatzvolumen pro Jahr. Hinzukommen aber weitere Faktoren, die eine Rolle spielen. Etwa die Fragen nach Vorversicherern und Vorschäden. Mit Hilfe dieser Parameter ist es uns möglich, „schlechte Risiken“ im Vorfeld abzuwägen und nach eigenem Ermessen zu entscheiden, ob wir bereit sind, das Risiko zu zeichnen. Bisher sind wir mit dieser Strategie auf dem richtigen Weg. Wer weiß, wie lange die Pandemie-Lage inklusive Schließungen noch überdauert: Wir sind vorbereitet und Willens, unsere Kunden maxi- und optimal zu unterstützen.
Anzeige
Die Aktion richtet sich auch an Händler. Profitiert diese Berufsgruppe vom boomenden Online-Handel oder läuft der vor allem über Amazon?
Es ist kein Geheimnis, dass diese Plattform seit Beginn der Pandemie exponentiell gewachsen ist. Doch auch Händler passen sich den neuen Gegebenheiten an und denken um, denken neu. Viele haben sich neben ihrem bestehenden Einzelhandel auch an das Geschäftsmodell des Onlinehandels gewagt. Kreativität ist gefragt – und das nicht nur bei unseren Kunden. Auch wir versuchen stetig, unsere Prozesse und Tarife an neue Gegebenheiten anzupassen, so sind bei uns 50 Prozent des Umsatzes aus dem Online-Handel im Einzelhandelstarif inkludiert: Ohne Mehrkosten, aber mit zusätzlicher Leistung.
Die Versicherungsprämie für einen Online-Händler ist bei Ihnen deutlich höher als für einen stationären Händler. Woran liegt das?
Insbesondere hat der Onlinehändler ein anderes und deutlich komplexeres Risikoprofil, als der Einzelhändler. Durch das Angebot, welches auf das Internet fokussiert ist, ergeben sich exponierte Deckungsbausteine, wie die „Nutzung von Internet-Technologie“ und die „Verletzung von Datenschutzgesetzen“, die mehr im Vordergrund stehen.
Wir haben allerdings auch aufgrund der durch die Pandemie erweiterten Vorgehensweise im Einzelhandel Handlungsbedarf erkannt und werden dies beim anstehenden Produktupdate des Einzelhändlers berücksichtigen. Dadurch wird die Differenzierung in weiten Teilen aufgehoben und wir werden dieser Zielgruppe ein noch attraktiveres und passgenaueres Angebot machen können.
Als der Suez-Kanal vor wenigen Wochen blockiert war, zeigte sich, wie fragil Lieferketten sein können. Dieses Problem kann auch Händler betreffen. Leistet mailo bei solchen Unterbrechungen?
Anzeige
In der Tat sind nicht nur aufgrund des Vorfalls im Suez-Kanal Lieferketten auch im vergangenen Jahr anfälliger geworden. Grundsätzlich leisten Versicherer hier meist dann, wenn es einen Sachschaden als Auslöser gibt. Darüber hinaus gibt es vereinzelt Regelungen, die unter bestimmten Voraussetzungen (es muss u.a. ein echter Vermögensschaden beim Abnehmer der Ware eingetreten sein, für den der Versicherungsnehmer haftet) auch bei Verzögerung der Leistung eine Deckung vorsehen. Dies ist auch bei einigen unserer Verträge im Bereich Onlinehandel der Fall, Schadenfälle hatten wir bisher allerdings keine.
- Gewerbe: „Der Rotstift wird derzeit oft beim Versicherungsschutz angesetzt“
- Kauft man sich 'schlechte Risiken' ein?