Die Deutschen beziehen länger ihre gesetzliche Rente. Im Jahr 2019 erhielten Männer im Schnitt 18,2 Jahre Rente, das ist binnen Zehn-Jahres-Frist ein Anstieg um 2,4 Jahre. Bei Frauen stieg die Bezugsdauer in diesem Zeitraum von 20,6 auf 21,7 Jahre. Das zeigt der Rentenatlas 2020, über den aktuell dpa-AFX aufmerksam macht. Zu beachten ist bei den Zahlen allerdings, dass nicht nur Altersrenten bei der durchschnittlichen Rentenbezugsdauer eingerechnet werden, sondern auch Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit.

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Altersrentner gehen später in Rente

Ein weiterer Trend: Das Durchschnittsalter bei Rentenbeginn für die Altersrente steigt ebenfalls stark an. Gingen Frauen im Jahr 2010 noch im Schnitt mit 63,3 Jahren in Rente, so im Jahr 2019 mit 64,5 Jahren. Eine Ursache hierfür sei aber auch die zum 1.Januar 2019 eingeführte Mütterrente: Viele Frauen erlangten erstmals einen Rentenanspruch, den sie zuvor nicht hatten. Bei den Männern gab es deshalb keinen so großen Sprung: Gingen sie 2010 mit 63,8 Jahren in den Ruhestand, so 2019 im Schnitt mit 64 Jahren. Bei diesen Werten sind die Erwerbsminderungs-Renten herausgerechnet.

Hier lohnt ein gesonderter Blick, wann Berufstätige erstmals wegen verminderter Erwerbsunfähigkeit nach SGB VI ihre Rente erhalten. Auch hier ist ein Anstieg von 2010 zu 2019 zu beobachten: von 50,9 Jahren auf 53,2 Jahre bei den Männern und von 49,8 Jahren auf 52,1 Jahre bei den Frauen. Die Statistik unterscheidet hier nicht zwischen teilweiser und voller Erwerbsminderung. Anspruch entsteht frühestens, wenn der Versicherte wegen Krankheit oder Behinderung auf nicht absehbare Zeit unter den üblichen Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes weniger als sechs Stunden täglich arbeiten kann.

Laut Deutscher Rentenversicherung sei es kein Widerspruch, dass das Alter bei Rentenbeginn steige - und die durchschnittliche Rentenbezugsdauer. Erster Wert beziehe sich auf Neurentnerinnen und -rentner, die erstmals ihr Ruhestandsgeld bekommen. Bei der Bezugsdauer werde hingegen darauf geschaut, welche Renten nicht mehr gezahlt werden: zum Beispiel, weil die Anspruchsberechtigten verstorben seien.

Debatte über längere Lebensarbeitszeit

Die Daten werden zu einer Zeit veröffentlicht, in der erneut über eine Anhebung des Rentenalters debattiert wird: unter anderem würde Bundeskanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) eine solche unterstützen. Bis zum Jahr 2031 wird das reguläre Renteneintrittsalter bereits auf 67 Jahre angehoben.

Für Aufsehen sorgte eine Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken im Bundestag. Demnach erreichen viele Menschen das Rentenalter gar nicht: Was sich künftig noch verschärfen könnte. 2019 hatten 17 Prozent aller Verstorbenen das 67. Lebensjahr nicht erreicht, 14,4 Prozent erlebten sogar ihr 65. Jahr nicht mehr. Allerdings sind hier auch junge Menschen eingerechnet, die nicht oder kaum in die Rentenkasse eingezahlt haben.

Zwar steigt auch die Lebenserwartung an: Frauen können bis 2030 im Schnitt auf drei zusätzliche Lebensjahre hoffen, Männer gar auf vier, so prognostiziert das "Statistische Bundesamt". Aber gerade Menschen mit niedrigem Einkommen und schwerer körperlicher Tätigkeit haben oft eine geringere Lebenserwartung, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin errechnet hat.

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Die Rentenversicherung liefert auch Daten, bis zu welchem Alter im Schnitt eine Rente bezogen wird. Das "durchschnittliche Wegfallalter" von Altersrenten -inklusive Erwerbsminderung- lag bei den Männern 2019 durchschnittlich bei 77,8 Jahren (2010: 80,7 Jahre). Frauen erhielten im Schnitt sogar bis zum Alter von 81,9 Jahren ihre Rente (2010: 80,7).