Lebensversicherer mit verbesserten Solvenzquoten
Immerhin 13 Lebensversicherer konnten ihre Nettoquoten im vergangenen Jahr verbessern. Einige Versicherer machten sogar einen deutlichen Sprung. Aber: Bei 65 Unternehmen verschlechterten sich die Zahlen.
Die Lebensversicherer kommen relativ stabil durch die Corona-Krise. Aber: Die Pandemie hat im vergangenen Jahr Spuren am Kapitalmarkt und damit verbunden in der Branche hinterlassen. Das zeigen die sogenannten Berichte zur Solvabilität und Finanzlage (SFCR), die die 82 deutschen Anbieter in diesem Jahr zum fünften Mal der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vorlegen mussten.
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Demnach rutschte die aufsichtrelevante Solvenzquote ab. Diese lag zum 31.12.2020 im arithmetischen Durchschnitt bei 390,11 Prozent und damit 9,98 Prozent niedriger als im Vorjahr. Darin sind auch etwaige Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassungen enthalten. Die durchschnittliche Netto-Solvenzquote bzw. SCR-Quote (ohne Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassung) fiel um 18,77 Prozent auf 211,49 Prozent. Insgesamt 17 Versicherer hätten ohne diese Hilfen den Schwellenwert von 100 nicht erreicht. Im vergangenen Jahr waren es noch 13 Unternehmen. Das zeigt die Auswertung der Solvenzberichte durch den Zweitmarktanbieter Policen Direkt.
Einige Unternehmen befinden sich aber bereits im Run-Off. Derzeit befinden sich 15 Versicherer in „enger Manndeckung“ der BaFin. Bei diesen Gesellschaften liegt die Solvenzquote ohne Übergangsmaßnahme aber mit Volatilitätsanpassungen (SCR +VA) unter dem Schwellenwert von 100. Im vergangenen Jahr waren es noch neun Unternehmen. Bei den Versicherern mit einer Nettoquote von weniger als 100 Prozent gibt es durchaus prominente Namen. So sind unter anderem auch der Debeka Lebensversicherungsverein, die Ergo Leben und die HUK-Coburg Leben betroffen.
Doch wo Schatten ist, da ist auch Licht. Denn immerhin vier Unternehmen können eine Nettoquote von über 400 Prozent vorweisen. Drei weitere Versicherer haben die 500 Prozent-Hürde übersprungen und zwei Unternehmen übertrumpfen alle - sie haben eine Nettoquote von über 800 Prozent. Derzeitiger Branchenprimus ist die Dialog Leben. Der Maklerversicherer weist eine stolze Netto-Quote von 812 Prozent auf. Die Generali-Tochter konnte sich sogar um 3,57 prozent verbessern. Bei der MCR-Quote kann die Dialog sogar eine Quote von 3.246 Prozent vorweisen. Für die Europa Leben ging es um 1,82 Prozent runter. Dennoch landet der Kölner Direktversicherer aus dem Continentale Versicherungsbund mit einer Netto-Quote von 808 Prozent auf Rang zwei. Den dritten Platz der Netto-Quoten-Spitzenreiter kann sich die Ergo Vorsorge Leben sichern. Der Fondsspezialist legt um 10,96 Prozent zu und kommt mit einer Netto-Quote von 577 Prozent ein. Den undankbaren vierten Platz holt die Deutsche Lebensversicherungs-AG. Die Allianz-Tochter erreicht eine Netto-Quote von 548 Prozent. Das sind immerhin 14,64 Prozent weniger als im Vorjahr.
Im Vergleich der Nettoquoten zum Vorjahr gibt es teilweise große Bewegungen. So reichten die Differenzen der Solvenzquoten von Minus 91 bis hin zu einem Plus von 52 Prozent. Von den insgsamt 82 Anbietern konnten immerhin 13 Lebensversicherer ihre Nettoquoten verbessern. Darunter befinden sich unter anderem Aioi Nissay Dowa Life (+11,61 Prozent), Ergo Vorsorge Lebensversicherung (+10,96 Prozent), Delta Direkt (+4,93 Prozent), Mecklenburgische Lebensversicherung (+3,65 Prozent), Dialog Leben (+3,57 Prozent) sowie Vereinigte Postversicherung Versicherungsverein a.G. (+0,42 Prozent). Bei 65 Unternehmen verschlechterten sich die Zahlen.
Hintergrund: Das europäische Aufsichtsregime Solvency II gibt Versicherern vor, auch für wirtschaftlich schwere Zeiten genügend Eigenmittel vorzuhalten, um alle Verpflichtungen zu erfüllen. Wichtigste Kennzahl dieser Anforderung ist die SCR-Quote – Eigenmittel eines Versicherers werden ins Verhältnis gesetzt zu Verpflichtungen gegenüber den Leistungsempfängern. Dies geschieht durch komplexe Berechnungen gemäß Risikoprofil des Unternehmens. Grundlage der Berechnung ist eine mathematisch simulierte wirtschaftliche Krise, die alle 200 Jahre eintritt.
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Eine SCR- Quote von 100 Prozent bedeutet hierbei, dass der Versicherer sein Eigenkapital während einer solchen Krisensituation exakt aufbrauchen würde. Ein Unternehmen unter 100 Prozent hingegen würde die Krise nicht überstehen. Wer über 100 Prozent kommt, der verfügt noch über ein zusätzliches Kapitalpuffer.