Versicherungsbote: Wir berichteten zuletzt über die Geschäftsentwicklung von mailo im Jahr 2020. Bevor wir noch einmal zu den Zahlen kommen, wie ist Ihr Blick auf das abgelaufene Geschäftsjahr?

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Michael Morgenstern ist seit November 2020 Chief Financial Officer (CFO) bei dem Gewerbeversicherer mailo.mailo

Michael Morgenstern: Das letzte Kalenderjahr war gesellschaftlich, wirtschaftlich und insbesondere aus menschlicher und medizinischer Sicht das viel zitierte Jahrhundertereignis. Mit den Auswirkungen müssen wir uns auch heute noch intensiv auseinandersetzen. Vielleicht wird diesem Ereignis sogar ein Kapitel in den Geschichtsbüchern gewidmet. Daran lässt sich bereits erkennen, was bereits hinter uns liegt – und wir sind noch mittendrin.
Das Geschäftsjahr 2020 lässt sich aus Sicht von mailo in nur zehn Worten sehr treffend zusammenfassen: Gut gestartet, kalt erwischt, viel gelernt und deutlich gestärkt hervorgegangen. Für ein junges Versicherungsunternehmen ist dies keine Selbstverständlichkeit.

Starke Worte. Der Umsatz von mailo ist im Vergleich zum Vorjahr nicht gestiegen, aber zumindest konstant geblieben. In dieser besonderen Situation ist das eine solide Leistung. Aber mal ehrlich, haben Sie nicht mit einem deutlichen Umsatzplus gerechnet?

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Als junges und wachstumsorientiertes Unternehmen ist es unser erklärtes Ziel, stetig zu wachsen und Marktanteile zu gewinnen. Die Rahmenbedingungen im letzten Jahr waren dafür alles andere als ideal. Von den wiederholten und vor allem sehr langen Lockdown-Phasen waren neben der Kultur- und Veranstaltungsbranche insbesondere die Gastronomie und der Handel in besonderem Maße betroffen. Letztere sind Kernzielgruppen von mailo. Damit waren wir neben den unmittelbaren Auswirkungen auf unseren Geschäftsbetrieb, die schnell mit einer 100%igen Homeoffice-Quote zu heilen waren, auch mittelbar und damit wirtschaftlich vom Lockdown betroffen. Neugeschäft in den betroffenen Branchen war in dieser Zeit faktisch kaum möglich. Stattdessen waren wir als Versicherer zunehmend in der Regulierung gefragt.
Wir haben diese Zeit dafür genutzt, unsere Produkte durch Updates und Deckungserweiterungen auf die besondere Situation anzupassen, Beratungs- und Vertriebsprozesse für unsere Maklerpartner maximal kontaktlos zu gestalten und selbstverständlich auch schnell, unkompliziert und kundenfreundlich zu regulieren.
Natürlich haben wir mit einem Umsatzplus gerechnet – und dieses Plus, das wird Sie jetzt sicher überraschen, auch eindrucksvoll erzielt. Eine unserer Stärken ist das Portfoliogeschäft. Und zum 1.1.2021 wurden viele Verträge wirksam, die wir im Laufe des Jahres zu mailo transferieren konnten. Über die genauen Zahlen sprechen wir in 2022, aber so viel kann ich bereits sagen: Eine Vervielfachung der Produktion im Vergleich zum Umsatz im Jahr 2020 hat sicher das Prädikat eindrucksvoll verdient.

Wie sich Stichtage in Büchern auswirken

Diese Entwicklung lässt sich in der Tat nicht aus den Zahlen für das Geschäftsjahr 2020 herauslesen. Ist das eine Besonderheit von mailo oder wie kommt es zu diesem Effekt?

Es ist eine Besonderheit im Gewerbeversicherungsgeschäft. Bei mailo, wir sind nun mal zu 100% spezialisiert auf die Absicherung von gewerblichen Risiken, kommt der Stichtagseffekt besonders stark zum Tragen. Der Effekt ist auch schnell erklärt: Ein Großteil der Gewerbeversicherungsverträge startet und endet jeweils zum 1.1. und damit passend zum Geschäftsjahr der Unternehmer. Für Verträge, die unterjährig starten, wird oftmals der 1.1. als Hauptfälligkeit vereinbart. Damit dreht sich im Portfolio- und Wechselgeschäft vieles um den Stichtag 1.1. eines jeden Jahres.
Gebucht werden die Beiträge allerdings erst im nächsten Geschäftsjahr, auch wenn die Arbeit im aktuellen Geschäftsjahr gemacht wurde.

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Auf der Schadenseite war der Anstieg im Gegensatz zur Umsatzseite offensichtlicher zu erkennen. Ist diese Entwicklung allein auf Covid-19 und die Regulierung von Betriebsschließungsschäden zurückzuführen?

Die Regulierung von Versicherungsschäden ist der Kern unserer Tätigkeit und, wenn man so will, auch die Daseinsberechtigung für ein Versicherungsunternehmen. Mit wachsendem Kundenbestand wächst auch der Schadenbedarf. Das ist eine logische Folge. Hier sind wir mit der Entwicklung grundsätzlich sehr zufrieden.
Im Versicherungsgeschäft gibt es immer wieder Einmaleffekte aufgrund von Großschaden- oder Kumulereignissen, die in einem Effekt auf der Aufwandsseite resultieren. Covid-19 und der gesamte Betriebsschließungskomplex waren für die Versicherungswirtschaft im letzten Geschäftsjahr bilanziell sicher prägend. Das gilt auch für mailo – aufgrund der noch wachsenden Bestände jedoch in einem vergleichsweise geringeren Umfang.

Gehen Sie gestärkt aus der Corona-Krise hervor?

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Eindeutig ja. Wir haben die Bestätigung dafür bekommen, dass im Gewerbeversicherungsmarkt einem konsequent digitalen Ansatz und einer modernen, flexiblen IT-Landschaft die Zukunft gehört. Der Markt hat die Zeit in der Krise genutzt, um digitale Lösungen auf den Weg zu bringen. Wir konnten die Zeit nutzen, unsere bestehenden digitalen Lösungen in mehreren Iterationen zu optimieren. Unser Vorsprung ist in dieser Hinsicht sogar noch gewachsen. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass Geschäfte über Probleme gemacht werden. Der Markt sucht nach Lösungen – und wir haben unsere Problemlösungskompetenz in vielen Projekten nachgewiesen.

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