„Verbraucher werden dem Vorsorgezwang widersprechen“
Das von CDU und CSU im Wahlprogramm 2021 vorgeschlagene Standardprodukt ohne Abschlusskosten stößt wie erwartet auf Kritik. Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) führt Verbraucherschutz als Gegenargument an.
Anfang der Woche stellten die Schwesterparteien CDU und CSU ihr Programm für die Bundestagswahl 2021 vor und verprellten damit wichtige und einflussreiche Vermittlerverbände.
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Auslöser dafür sind die Pläne der Christdemokraten, die Uhren in der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge auf ‚Neuanfang‘ zu stellen. Gelingen soll das mit einem obligatorischen Standardprodukt, welches ohne Abschlusskosten und mit „möglichst geringen“ Verwaltungskosten daher kommen soll. Welche weiteren Kriterien dieses Standardprodukt umfassen soll, will die Union erst nach der Bundestagswahl 2021 erarbeiten (Versicherungsbote berichtete).
BVK lehnt Standardprodukte für die private Altersvorsorge ab
Diese Pläne stießen bereits bei Votum-Chef Martin Klein auf wenig Gegenliebe: „Auf die unterschiedlichen Erwerbsbiografien, Wünsche und Ziele von 45 Millionen Erwerbstätigen kann ein Standardprodukt nicht die Antwort sein.“ Auch der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) lehnt die Einführung eines Standardprodukts für die private Altersvorsorge rundherum ab. „Die Unionspläne sind äußerst fragwürdig und entsprechen nicht dem Leitgedanken bürgerlich-freier Entscheidung“, sagt BVK-Präsident Michael H. Heinz. „Sie verkennen die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebenssituationen der Menschen, für die eine qualifizierte individuelle Beratung durch Vermittler notwendig ist. Beratung ist wichtig und muss auch angemessen entlohnt werden. Ein Vertrieb ohne Beratung widerspricht dem Verbraucherschutzgedanken. Dass dieses Standardprodukt ohne Abschlusskosten und damit Beratung auskommen soll, ist kontraproduktiv. Wir sehen die Gefahr, dass die Verbraucher diesem Vorsorgezwang in großer Zahl widersprechen werden.“ Bei den Plänen der Union zum Standardprodukt seien Konzeption und Anlagestrategie völlig unklar, kritisierte der BVK.
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Statt auf eine völlig neu zu entwickelnde Produktgattung zu setzen, sollte besser die Riester-Rente weiterentwickelt werden, schlägt der BVK vor. Zusätzlichen Schub für die Riester-Rente verspricht sich der Verband von dem Wegfall der Beitragsgarantie und der Öffnung für weitere Berufsgruppen. „Dass jetzt die Union das bewährte und reformfähige Riester-Modell einem fragwürdigen Standardprodukt opfert, kritisieren wir scharf“, betont BVK-Präsident Heinz. „Private Altersvorsorge ist auch bei 0815-Produkten erklärungsbedürftig. Die Beratungsexpertise der Vermittler ungenutzt lassen zu wollen, wäre ein großer Fehler.“
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