Warum lehnt die Rentenversicherung plötzlich Berufsunfähigkeitsanträge ab, ZDF?
Deutsche Qualitätsmedien sind einem handfesten Skandal auf der Spur: Die Deutsche Rentenversicherung lehnt offenbar Anträge auf Berufsunfähigkeits-Renten ab. Dahinter steckt natürlich die falsche Verwendung richtiger Begriffe. Dennoch ein schlechtes Zeichen, kommentiert Versicherungsbote-Redakteur Michael Fiedler.
Zeit-online, zdf.de oder auch Cash-online: Sie alle warteten gestern mit der Überschrift auf, dass 42 Prozent der Anträge auf Berufsunfähigkeit abgelehnt worden seien. Den treuen und aufmerksamen Versicherungsbote-Leser wird diese Zahl vielleicht so verblüffen wie mich. Schließlich berichten doch GDV oder Franke und Bornberg ganz andere, geringere Zahlen was die Ablehnungsquote im BU-Bereich betrifft.
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Doch es kommt noch besser. Ablehnende Stelle, so wissen ZDF, Zeit oder Cash zu berichten, sei die Deutsche Rentenversicherung. Oha. Wie lange habe ich geschlafen? Ist das Schreckgespenst des allmächtigen Überwachungsstaats lebendig geworden und hat die Grenzen zur Privatwirtschaft endgültig hinweggefegt?
Glücklicherweise nicht - Ursache der verstörenden Überschriften ist wohl ein Fehler, der bei der Deutschen Presseagentur (dpa) gemacht worden zu sein scheint: Dort wurden einfach die Begriffe Erwerbsminderungsrente und Berufsunfähigkeitsrente synonym verwendet. Aus Sicht des Texters, der auf sprachliche Varianz bedacht ist, durchaus nachvollziehbar. Aber in der Sache völlig falsch.
Dabei sind es dieselben Magazine und ‚Qualitätsmedien‘, die bald wieder Betroffenheitsgeschichtchen von Menschen erzählen, die zum Teil völlig falsche Erwartungen an Versicherungsleistungen haben. Wo solche Erwartungen herkommen? ZDF, Zeit und Co liefern eine Antwort. Dass solche fehlerhaften Meldungen unwidersprochen im deutschen Blätterwald gedeihen, ist ein schlechtes Zeichen.
Weil es zeigt, wie abgestumpft in vielen Redaktionen gearbeitet wird. In Redaktionen, die für sich in Anspruch nehmen, vierte Gewalt im Staat zu sein. Eindrucksvoller kann man kaum belegen, wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinander klaffen. Dass derartige dpa-Meldungen oft automatisiert in die Online-Angebote der Verlage eingespielt werden, macht die Sache in keiner Weise besser.
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Noch schlimmer ist, dass sich solche Überschriften in den Köpfen der Menschen verfestigen. Damit werden Aufklärungsversuche rund um die Begriffe Berufsunfähigkeit, Erwerbsminderung oder Arbeitskraftabsicherung hintertrieben. Dass damit die Verbreitung der wichtigen Absicherung vorangetrieben wird, ist nicht zu erwarten.