Frauen sorgen seltener für das Alter vor
Frauen sorgen im Schnitt seltener ausreichend für das Alter vor: Und riskieren so, nach dem Erwerbsleben nicht ausreichend abgesichert zu sein. Darauf macht aktuell ein Versicherer aufmerksam.
Die Swiss Life Deutschland macht aktuell darauf aufmerksam, dass Frauen seltener privat für das Alter vorsorgen als Männer. Hierfür hat der Versicherer die Daten der eigenen Kundschaft ausgewertet: was 1,5 Millionen Kundinnen und Kunden entspricht. Dabei konnte eine Differenz im Vorsorgeverhalten der Geschlechter von 13 Prozentpunkten festgestellt werden. 43 Prozent der Altersvorsorge-Produkte wurden von Frauen gehalten, 56 Prozent von Männern. Ein weiteres Prozent hat sich keinem Geschlecht zugeordnet.
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Dies deckt sich mit einer Studie, die der Meinungsforscher YouGov im April 2021 im Auftrag des Versicherers durchgeführt hat. Das zentrale Ergebnis: Frauen investieren nicht nur seltener in ihre Vorsorge, sie nehmen auch weniger Geld dafür in die Hand. Zwar geben jeweils mehr als die Hälfte der 3.131 Teilnehmenden zu Protokoll, dass sie wahrscheinlich mehr als 150 Euro im Monat sparen oder anlegen müssten, um im Alter den gewohnten Lebensstandard zu halten: Frauen zu 53 Prozent und Männer zu 57 Prozent.
Aber nur 22 Prozent der Frauen und 36 Prozent der Männer investieren tatsächlich mehr als 150 Euro im Monat in die Altersvorsorge. Die Swiss Life weist auf die sogenannte Gender Pension Gap hin: im Jahr 2019 haben demnach Frauen aus allen drei Säulen der Alterssicherung ein im Schnitt um 46 Prozent niedrigeres Alterssicherungseinkommen bezogen als Männer. Bereits bei der gesetzlichen Rentenversicherung klafft eine große Lücke: Im Bundesschnitt erhielten Männer 2020 eine Rente von 1.227,39 Euro, während Frauen 800,28 Euro monatlich ausgezahlt bekamen. Das zeigen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung.
Aus Sicht des Versicherers sprechen die Zahlen dafür, dass Frauen mehr in die private Altersvorsorge investieren müssen. „Vielen Frauen ist überhaupt nicht bewusst, wie dramatisch sich der Gender Pension Gap später bei der Altersrente auswirkt. Eine frühzeitige Vorsorge tut Not, damit der Rentenbescheid nicht zur bösen Überraschung wird. Hier sehen wir uns als Finanzberatungsunternehmen in der Verantwortung, Frauen über eine persönliche Beratung zur Seite zu stehen“, sagt Jörg Arnold, CEO von Swiss Life Deutschland.
"Einkommensrisiko" Mutterschaft
Die Swiss Life weist selbst auf die Ursachen für die Gender Pension Gap hin: Frauen verdienen im Schnitt weniger, sind in schlechter entlohnten Branchen anzutreffen -etwa soziale und Pflegeberufe, die durchschnittlich schlechter entlohnt sind als z.B. technische Jobs- und seltener in Vorstandsfunktionen. Vor allem aber unterbrechen sie ihre Erwerbsbiographie häufiger oder arbeiten in Teilzeit, um Kinder großzuziehen und Angehörige zu pflegen.
Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus 2020 wirkt sich vor allem Mutterschaft negativ auf das Einkommen aus. Demnach verdienen 1983 geborene Mütter nach der Geburt ihres ersten Kindes im Schnitt rund 40 Prozent weniger als eine kinderlose Frau - beim dritten Kind klafft schon eine Lücke von durchschnittlich 68 Prozent, wenn man das gesamte Erwerbsleben betrachtet. Die Studie stützt sich auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), größte wiederkehrende Befragung zu Einkommen und Lebenssituation in Deutschland. Hier handelt es sich folglich auch um ein strukturelles und politisch zu lösendes Problem, das nicht allein durch Appelle an Frauen gelöst werden kann, mehr Geld in die Altersvorsorge zu stecken.
Entsprechend hängt die Vorsorgebereitschaft und -möglichkeit auch vom Einkommen der Sparerinnen ab. Fast jede zweite Frau (49 Prozent), die ein persönliches Nettoeinkommen von mehr als 2.000 Euro hat, legt mehr als 150 Euro im Monat für die Altersvorsorge zurück. Bei Frauen mit einem Nettoeinkommen von unter 2.000 Euro sind es hingegen nur zwölf Prozent. Frauen mit einem Universitäts- oder Fachhochschulabschluss investieren ebensfalls häufiger mehr als 150 Euro monatlich als jene ohne universitären Abschluss (43 Prozent gegenüber 21 Prozent, siehe Grafik).