Lebensversicherer wollen Immobilienanlagen ausbauen
Wie investieren Lebensversicherer, Pensionskassen oder Rückversicherer in Zeiten von Niedrigzinsen, welche Anlageklasse werden bevorzugt und wie hoch sind die Rendite-Erwartungen? Das erfragte das Trendbarometer „Immobilienanlagen der Assekuranz“.
Noch nie war die Immobilienquote in den Kapitalanlagen deutscher Versicherer so hoch wie derzeit. 11,5 Prozent beträgt der Immobilien-Anteil in den Portfolios der deutschen Lebensversicherer, so die Beratungsgesellschaft EY Real Estate zu den Ergebnissen des 14. Trendbarometers „Immobilienanlagen der Assekuranz“ (PDF).
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„Immobilienanlagen mit stabilem Cashflow sind für die Assekuranz im Niedrigzinsumfeld unabdingbar, um Garantiezinsversprechen weiterhin einhalten zu können, auch wenn der Garantiezins wie geplant zum Beginn des nächsten Jahres zum wiederholten Male gesenkt wird“, sagt Dietmar Fischer, Partner bei EY Real Estate und Autor der jährlich durchgeführten Studie.
Direkter Immobestand: 4,7 Prozent Rendite-Erwartung
Stabilität ist der Hauptgrund für das Interesse der Versicherer an der Immobilienwirtschaft. Alle Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass die Immobilienbranche stabil bleiben wird. Allerdings gaben 86 Prozent der Befragten an, dass ihnen das hohe Preisniveau zu schaffen mache. 95 Prozent intensivieren ihre Suche nach Rendite, um die eingegangenen Garantiezinsversprechen erfüllen zu können. Derzeit wird der Immobilienbestand der Versicherungen zu 60 Prozent direkt, zu 40 Prozent indirekt gehalten. Für den letzteren Bereich erwarten sich die Umfrageteilnehmer eine durchschnittliche Rendite von 5,6 Prozent. Wie in den Vorjahren liegt die erwartete Rendite für direkt gehaltene Bestände mit durchschnittlich 4,7 Prozent darunter – allerdings ist diese Renditeerwartung im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozentpunkte recht deutlich angestiegen (2020: 3,2 Prozent), so die EY-Auswertung.
Neuer Anlageindikator ‚Pandemiereistenz‘
Eine der Fragen in diesem Jahr war, inwieweit sich die Corona-Pandemie auf das Anlageverhalten der Versicherer auswirkte. Ergebnis: 82 Prozent der 30 befragten Versicherer sahen sich durch die Pandemie kaum in der Umsetzung ihrer Kapitalanlage-Strategie behindert. „Die Corona-Pandemie steigert die Attraktivität risikoarmer Immobilieninvestments sogar noch, wenngleich sie zu einer Verschiebung hin zu pandemieresistenten Nutzungsarten führt“, so Fischer.
Einst waren Büroimmobilien das Hauptinvestitionsziel der Versicherer. Einzelhandels- und Hotelimmobilien verloren bereits vor der Pandemie an Beliebtheit bei den Assekuranzen. Und nun setzt sich dieser Trend fort. Die Liste der präferierten Anlageklassen sieht nunmehr so aus:
- Wohnimmobilien
- Infrastrukturinvestments
- Büroimmobilien
- Gesundheitsimmobilien
- Einzelhandelsimmobilien
- Hotelimmobilien
„Mit der ‚Pandemieresistenz‘ ist schlagartig ein neuer Anlageindikator bestimmend geworden, der für risikoaverse und auf stabilen Cashflow abzielende Akteure wie Versicherungen umso relevanter ist“, sagt Fischer. „Die Assekuranz steht vor dem Dilemma, dass es sich bei den pandemieresistentesten Nutzungsarten überwiegend um kleinere Marktsegmente handelt, die aufgrund von Produktknappheit nur vergleichsweise schwer investierbar und illiquide sind.“
Versicherer wollen Immobilienquote weiter steigern
Insgesamt will der größte Teil der befragten Versicherer (63 Prozent) die Immobilienquote in der Kapitalanlage weiter steigern; nur 37 Prozent wollen diese Quote konstant halten. Bei den beliebtesten Anlageformen ergibt die Auswertung der Befragung folgendes Bild:
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- Geschlossene Immobilienspezialfonds (82 Prozent)
- Investitionen in den Direktbestand (67 Prozent)
- Projektentwicklungen (63 Prozent)
- Offene Immobilienfonds (55 Prozent)