Hochwasser: Allianz, R+V & Co. erhöhen Schadenprognosen
Die Unwetter-Katastrophe wird die Versicherungswirtschaft mehr kosten, als ursprünglich vorhergesagt. Der Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erhöhte die Schadenschätzung. Allianz und R+V nannten konkrete Schadenzahlen.
- Hochwasser: Allianz, R+V & Co. erhöhen Schadenprognosen
- R+V: Elementarschäden in bisher nie da gewesener Größenordnung
Nach der Flutkatastrophe von Mitte Juli hat der GDV seine vorläufige Schadenschätzung präzisiert. „Wir gehen jetzt von versicherten Schäden zwischen 4,5 Milliarden und 5,5 Milliarden Euro aus“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen. In dieser Schätzung seien neben den Schäden aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen jetzt auch Zahlen aus den anderen betroffenen Bundesländern, darunter Bayern und Sachsen, enthalten.
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In einer ersten Schätzung hatte der Verband eine Größenordnung von vier bis fünf Milliarden Euro nur für Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen genannt. Jetzt hat der GDV einen Großteil der Schäden erfasst, die vom 13. bis einschließlich 18. Juli 2021 durch das Tiefdruckgebiet ‚Bernd‘ verursacht wurden. Von den Gesamtschäden entfallen demnach fünf bis zehn Prozent auf Bayern und Sachsen. Von den verbliebenen Schäden wiederum entfallen etwa zwei Drittel auf Rheinland-Pfalz und ein Drittel auf Nordrhein-Westfalen.
Rund 40.000 Kraftfahrzeuge beschädigt oder zerstört
„Laut aktualisierter Schadenschätzung sind rund 40.000 Kraftfahrzeuge durch die Fluten beschädigt oder zerstört worden“, so Asmussen. „Der versicherte Schaden für die Kfz-Versicherer liegt bei rund 200 Millionen Euro und für die Transportversicherer bei rund 100 Millionen Euro.“ Ebenfalls zu Buche schlagen verschiedene versicherte Großschäden im jeweils zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Asmussen kündigte an, dass die Schadenzahlen laufend aktualisiert würden. „Bis detailliertere Daten vorliegen, können aber noch Wochen vergehen. Schadenaufnahme und schnelle Erstzahlungen haben erstmal Vorrang vor einer detaillierten Schadenstatistik“, erklärte der GDV-Hauptgeschäftsführer.
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„Insgesamt dürfte dieses Jahr mit Stürmen, Überschwemmung, Starkregen und Hagel zum schadenträchtigsten Jahr seit 2002 werden“, sagte Asmussen. Damals lag der versicherte Unwetterschaden bei 10,9 Milliarden Euro. Bereits im Juni hatten Starkregen und Hagel einen geschätzten versicherten Schaden von 1,7 Milliarden Euro verursacht (Versicherungsbote berichtete).
R+V: Elementarschäden in bisher nie da gewesener Größenordnung
Ganz ähnlich äußerte sich R+V-Vorstandsvorsitzende Norbert Rollinger. Er geht für das Gesamtjahr 2021 davon aus, dass die Elementarschäden eine neue Größenordnung erreichen werden, wie sie die R+V Versicherung in ihrer fast einhundertjährigen Geschichte noch nicht erlebt hat. „Wir beobachten seit einigen Jahren, dass Unwetter an Häufigkeit und Stärke zunehmen“, sagt Rollinger. „Vor allem regional auftretende kräftige Unwetter mit Starkregen, Sturm und Hagel richteten bei unseren Kunden besonders in den letzten Wochen verheerende Schäden an, die uns sehr betroffen machen.“
Allein im Juni verursachten die Sturmtiefs ‚Peter‘, ‚Wolfgang‘, ‚Xero' und Co. 41.000 Einzelschäden mit einer Schadensumme von 154 Millionen Euro. Bisher 9.545 Schäden in Höhe von 167 Millionen Euro wurden nach dem jüngsten Unwettertief ‚Bernd‘ gemeldet. Insgesamt verbuchte die R+V für das laufende Jahr 82.000 Elementarschäden in Höhe von knapp 387 Millionen Euro.
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Neben Schadengutachtern entsenden Versicherer aber auch andere Hilfsgüter und Technik in die Krisengebiete. So hat beispielsweise die Allianz etwa 100 Notstromgeneratoren sowie 1.000 Trocknungsgeräte in die betroffenen Gebiete transportiert und rund 250 Trocknungsfirmen beauftragt.
Jochen Haug, Schadenvorstand der Allianz Versicherungs-AG, wagte ebenfalls ein erste Einschätzung zum Schadenvolumen bei der Allianz: „Inzwischen liegen uns schon rund 10.000 Schadenmeldungen zu beschädigten Häusern und Hausrat und etwa 3.000 Schadenmeldungen zu beschädigten Fahrzeugen vor. Wir rechnen aber damit, dass sich diese Zahlen in den nächsten Tagen noch deutlich erhöhen werden - unsere gegenwärtige Prognose geht von insgesamt über 30.000 Sachschäden sowie über 5.000 Fahrzeugschäden aus mit einem Schadenvolumen in Höhe von über 500 Millionen EUR.“
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Wichtig sei, so Haug weiter, dass den Betroffenen so schnell wie möglich geholfen werde. „Deshalb zahlen wir unkompliziert Vorschüsse bis zu 10.000 Euro an unsere Kunden aus, auch bei bloß telefonischer Schadenmeldung zu Gebäude- und Hausratschäden mit Elementardeckung. So ist sichergestellt, dass erste notwendige Anschaffungen für den täglichen Bedarf sofort getätigt werden können“.
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