Wer hart arbeitet, hat im Schnitt nicht nur ein geringeres Einkommen: auch seine Lebenserwartung ist statistisch deutlich geringer als in anderen Berufen. Das zeigt erneut eine unveröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin, über die aktuell der „Spiegel“ berichtet.

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Männliche Beamte leben im Schnitt fünf Jahre länger als männliche Arbeiter

Laut Studie sind die Unterschiede speziell bei Männern sehr groß. Demnach leben verbeamtete Männer im Schnitt mehr als fünf Jahre länger als männliche Arbeiter. Bei Frauen beträgt der Unterschied immer noch drei Jahre.

Doch Unterschiede gibt es auch zwischen Beamten und Angestellten. Männliche Beamte im Alter von 65 Jahren können im Schnitt noch mit weiteren 21,5 Lebensjahren rechnen, gleichaltrige Angestellte und Selbstständige nur noch mit 19 Jahren. Die verbleibende Lebenserwartung ist bei männlichen Arbeitern am Geringsten: ihnen bleiben im Schnitt lediglich weitere 15,9 Jahre.

Auftraggeber der Studie war der Sozialverband VDK. Für die Daten hat das DIW Berlin die Haushaltsbefragung des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) genutzt: die größte wiederkehrende Befragung in Deutschland zur Lebens- und Einkommenssituation mit mehr als 14.000 Haushalten. Diese Daten wurden mit den amtlichen Sterbetafeln abgeglichen.

Gerechtigkeitsdebatte über Renteneintrittsalter

Zu den Ursachen, weshalb Arbeiter zeitiger sterben, macht der „Spiegel“ keine Angaben. Ein Grund ist in der hohen körperlichen Belastung im Beruf zu sehen, wie u.a. eine frühere Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen nahelegt. Eine besonders niedrige Lebenserwartung haben demnach zum Beispiel männliche Arbeiter im Bergbau und in der Landwirtschaft, während die höchste Lebenserwartung ebenfalls bei Beamten im gehobenen Dienst festgestellt wurde. Allerdings betrifft die Studie Geburtsjahrgänge von 1919 bis 1950, was die Ergebnisse verzerren könnte - in diesen Generationen war der Anteil schwerer körperlicher Arbeit höher als heutzutage. Für die Studie haben die Analysten weitere Faktoren wie etwa häufige Schichtarbeit und psychische Stress-Faktoren eingerechnet.

Doch auch weitere Faktoren können eine Rolle spielen, denn die Ursachen für eine höhere Mortalität sind komplex, wie die Forscher Thomas Lampert, Jens Hoebel, Lars Eric Kroll und Marc Luy in ihrem Aufsatz „Soziale Unterschiede in der Lebenserwartung“ von 2018 berichten. Beeinflusst wird die Lebenserwartung zum Beispiel durch das Gesundheitsverhalten und den Zugang zur Gesundheitsversorgung, das Wohnumfeld, die Ernährung sowie psychosoziale Einflüsse wie Stress aufgrund existenzieller Sorgen.

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Für den Sozialverband VDK ergibt sich aus der geringeren Lebenserwartung von Arbeiterinnen und Arbeitern ein Gerechtigkeitsproblem. So werde die Ungleichheit bei den Lebenseinkommen durch die ungleiche Lebenserwartung verstärkt. VdK-Präsidentin Verena Bentele sagte dem "Spiegel", der Sozialverband lehne eine generelle Erhöhung der Regelaltersgrenze strikt ab. Schon jetzt schaffe es nur eine Minderheit, bis zum Alter von 65 Jahren Vollzeit zu arbeiten, "geschweige denn bis 67".