Staat investiert Null in die Finanzbildung
Die fehlende Finanzausbildung in der Schule belastet künftige Generationen. Denn laut einer Schufa-Umfrage würden sich Jugendliche selbst nur die Note 3,3 bezüglich ihrer Finanzkompetenz geben. Das ist wahrlich keine gute Basis für künftige Finanzentscheidungen.
Die fehlende Finanzbildung von Schülern in Deutschland ist eine Dauerbaustelle und sorgte bereits mehrfach für Schlagzeilen. So fragte im Jahr 2010 das Bundesverbraucherschutz-Ministerium nach wirtschaftlichen Grundkenntnissen von Zehntklässlern. Dabei wusste rund die Hälfte der Befragten nicht, was ein Girokonto ist.
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Dass weiterhin Bedarf besteht, zeigt eine aktuelle Studie der Schufa. Demnach verfügten nur sieben Prozent der Jugendlichen über gute bis sehr gute Kenntnisse in den Bereichen Finanzwissen, -kompetenz sowie ihrem persönlichen Finanzverhalten. Bei der Elterngeneration sind dies 14 Prozent. Sechs von zehn der Befragten zwischen 16 und 25 (61 Prozent) gab an, lediglich über ein befriedigendes bis ausreichendes Finanzwissen zu verfügen. Bei den 40 bis 55-Jährigen seien es 74 Prozent. Jeder dritte Jugendliche (32 Prozent) sagte, dass er große Defizite beim Thema Geld und Finanzen habe. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.
Während 56 Prozent der Jugendlichen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten bei der Eröffnung eines Girokontos als gut oder sehr gut einschätzten, sind es beim Abschluss eines Vertrags zur Altersvorsorge lediglich 13 Prozent. Ein Grund für das mangelhafte Wissen sehen die Jugendlichen in den mangelnden alltagsnahen Informationen über Finanzthemen. Bei Fragen zu Finanzen, wenden sich junge Leute in erster Linie an ihre Eltern. Vier von fünf Jugendlichen (83 Prozent) suchen hier Rat. 22 Prozent der befragten Jugendlichen geben an, dass sie ihr Wissen in der Schule oder im Unterricht erhielten. Weil sich viele junge Leute beim Thema Finanzen nicht so sattelfest fühlen, können sie sich durchaus ein eigenes Schulfach vorstellen. So würden sich 92 Prozent der Jugendlichen wünschen, dass Geld- und Finanzthemen stärker in der Schule vermittelt werden.
In die gleiche Kerbe schlägt nun Johannes Sczepan. „Ist es wirklich wichtiger, die Eckdaten der antiken Kriege oder die Sinusfunktion in der Mathematik zu vermitteln als grundlegendes Wissen über die Gestaltung der eigenen Finanzen?“, fragt der Geschäftsführer der Finanzberatungsgesellschaft Plansecur provokant. Zudem hätten die Niedrig- und Negativzinspolitik, die zu erwartende Ausdünnung des Filialnetzes der Banken in den nächsten Jahren und das „Megathema Altersvorsorge“ das Problem weiter verschärft. „Der Staat erwartet von der Bevölkerung zusehends, sich selbst um die eigene Altersvorsorge zu kümmern, aber er investiert, muss man wohl sagen, Null in die Finanzbildung nachfolgender Generationen“, moniert Sczepan. Dies könne dazu führen, dass "viele Menschen vom Schulabschluss über eine immer längere Arbeitszeit mehr oder minder direkt in die Altersarmut" übergingen.
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Überdies würde das aktuelle schulische Angebot im direkten Gegensatz zu den Wünschen der Jugendlichen stehen. Immerhin wünschen sich neun von zehn Jugendlichen in Deutschland, dass Geld- und Finanzthemen stärker in der Schule vermittelt werden. „Ich maße mir wirklich nicht an, ein generelles Urteil über die deutsche Schulpolitik zu fällen. Aber meine Forderung, grundlegendes Finanzwissen in der Schule zu vermitteln, wird offenbar von der Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler geteilt. Wenn der Staat etwa bei der Altersvorsorge nach aufgeklärten und selbstverantwortlichen Bürgern ruft, dann hat er auch die Pflicht, dafür im Rahmen des staatlichen Schulsystems Sorge zu tragen.“, fordert Sczepan.