Seit jeher müssen Unternehmen ständig auf Markt- und Umweltveränderungen reagieren, um langfristig mit ihrem Geschäftsmodell wettbewerbsfähig zu bleiben. Durch ein gutes Innovationsmanagement können sich Unternehmen zukunftsfähig aufstellen, neue Geschäftsmöglichkeiten entdecken und für sich nutzen. Die Innovationen betreffen dabei nicht nur die Produkte – nachzulesen in unserem ersten Artikel in dieser Reihe – sondern auch mit einem Schwerpunkt den organisatorischen Aufbau und interne Prozesse. Um durch den organisatorischen Aufbau den Grundstein für ein gelungenes Innovationsmanagement zu legen, bedarf es einer individuellen Lösung im Unternehmen. Dementsprechend vielfältig sind die Konzepte, die es am Markt gibt. Es lassen sich allerdings aus den diversen Umsetzungen gewisse gemeinsame Erfolgsfaktoren ablesen:

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Ein beliebter Weg bei deutschen Versicherern ist die Schaffung neuer Positionen auf der Vorstandsebene. Die hier angelegten Verantwortlichkeiten sorgen dafür, dass Innovationen gesamthaft und mit dem notwendigen Engagement vorangetrieben werden. Beispiele dafür sind das Ressort „Transformation und Innovation“ bei der Allianz oder der „Chief Transfomation Officer“ bei der Signal Iduna.

Ein weiterer und natürlich auch zusätzlicher Weg ist es, die Innovationstätigkeiten dezentral in die einzelnen Abteilungen zu integrieren. Hierdurch können die Erfahrung und das Know-how der Mitarbeiter in Ihren Abteilungen gezielt genutzt und Potenziale besser identifiziert werden. Darüber hinaus sollte eine zentrale Einheit diese dezentralen Aktivitäten koordinieren, um das Gesamtziel nicht aus dem Blick zu verlieren. Beispiele für deutsche Versicherer sind die VGH und Barmenia, die ein Innvationboard eingerichtet haben, das sich aus diversen Ressorts und über verschiedene Hierarchieebenen hinweg zusammensetzt.

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Einen dritten Weg ist die Signal Iduna gegangen. Sie hat das gesamte Geschäftsmodell innoviert und arbeitet nicht mehr in Abteilungen und Bereichen, sondern in Tribes, Squads und Chaptern. Die Tribes sind dabei inhaltlich entlang der Customer Journey aufgeteilt und in enger Abstimmung miteinander. Jeder Tribe setzt sich aus verschiedenen Squads mit unterschiedlichen Zielen zusammen und wird von einem Product Owner geführt. So eine radikale Umstellung hat zum Vorteil, dass Innovationen nicht zum Selbstzweck betrieben werden, sondern sich die gesamthafte Tätigkeit des Unternehmens an Kundenbedürfnissen, neuen Technologien oder auch zukunftsfähigen Produkten orientieren kann. Natürlich birgt dieser Ansatz auch Gefahren: Beispielsweise müssen alle Mitarbeiter abgeholt werden und sich im neuen Arbeitsumfeld zurechtfinden.

Oft werden Unternehmenseinheiten ausgegründet

Eine weitere Möglichkeit der organisatorischen Umsetzung von Innovationen ist, diese erstmal außerhalb des eigenen Kerngeschäftes auszuprobieren und zu entwickeln. Dazu werden vielfach neue Unternehmenseinheiten ausgegründet, mit unterschiedlichem Ziel:

  • Zum einen werden rein digital agierende Tochterunternehmen ausgegründet, die im Grundsatz sowohl günstigere Produkte anbieten können als auch die jüngere Generation ansprechen. Vor allem die Kommunikation und der Vertrieb unterscheiden sich deutlich von traditionellen Versicherern. Gleichzeitig profitieren sie natürlich auch durch die Marke, Kapitalkraft und Erfahrung des Mutterkonzerns. Beispiele hierfür sind Nexible von der ERGO oder die freeyou AG der DEVK.
  • Zum anderen werden Unternehmen ausgegründet, um dort Innovationen auszuprobieren und voranzutreiben. Funktionierende Modelle werden dann häufig in den Konzern überführt.
  • Auch investieren in einigen Fällen die Versicherungsunternehmen über Tochtergesellschaften in Start-ups, um innovative Ansätze ins eigene Geschäftsmodell zu integrieren. Einige Beispiele hierfür sind die Allianz X der Allianz, die Venture Engagements von der Nürnberger Versicherung und die Venpace von der Provinzial.

Zuletzt, aber genauso wichtig zu erwähnen, ist der Aufbau von InnvationLabs. Versicherer bauen sowohl im eigenen Unternehmen Teams auf, die sich ausschließlich mit dem Entwickeln neuer Geschäftsmodelle oder innovativer Produkte beschäftigen (Beispiele: R+V Innovation Lab, LVM Innovationscamp und Sparkassen Innovation Hub). Ebenso schließen sich Unternehmen zusammen oder nehmen an bestehenden Innovationsinitiativen teil. Somit kann durch die Expertise der Initiatoren oder Erfahrungen anderer Personen und Unternehmen voneinander gelernt und die Ergebnisse ins eigene Unternehmen überführt werden. Es gibt diverse Initiativen mit unterschiedlichen Inhalten und Zielen am Markt. Die wohl bekanntesten für Versicherer sind:

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  • InsurTech Hub Munich: Ein Ökosystem aus Versicherungs- und branchenübergreifenden Partnern, Startups, Investoren, Universitäten, Forschungseinrichtungen und Experten aus der Praxis sowie staatlichen Stellen.
  • InsurLab Germany: Eine Initiative zur Stärkung des Versicherungsstandortes Deutschland. Durch die Vernetzung der Mitglieder (Versicherungsunternehmen, Beratungsunternehmen, Start-ups, Technologieunternehmen, und weitere) ist eine gemeinsame Entwicklung von innovativen Lösungen möglich.
  • id-fabrik: Die id-fabrik wurde im August 2019 von der Versicherungskammer, der SV Sparkassen-Versicherung, der Provinzial NordWest und der Provinzial Rheinland gegründet, um Synergien zu bündeln.
  • InsurHUB Innovation Lab: Das insurHUB bietet seinen Mitgliedern Innovationen über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg. Es ist sowohl eine Ideenschmiede zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle für die Versicherungsbranche als auch ein Enabler zur Ausbildung eigener Mitarbeiter.
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