Nachhaltige Versicherungsprodukte: noch vielfach unbekannt, aber mit Potenzial
Eine aktuelle Verbraucherstudie zur Nachhaltigkeit zeigt: Nachhaltige Versicherungsprodukte sind wenig bekannt und noch weniger verbreitet. Das aber könnte sich in Zukunft ändern. Versicherungsbote zu einer Sonderauswertung aus dem aktuellen Magazin des Gesamtverbands der Versicherungswirtschaft (GDV).
- Nachhaltige Versicherungsprodukte: noch vielfach unbekannt, aber mit Potenzial
- Am Horizont keimt Hoffnung: nachhaltige Policen zeigen großes Potential
Das Institut für Demoskopie Allensbach führte im Juni 2021 eine repräsentative Befragung zu Nachhaltigkeit in der sozialen Marktwirtschaft durch. Auftraggeber waren die Spitzenverbände der deutschen gewerblichen Wirtschaft. Erfragt werden sollte von 1.028 Probanden, ob die Bereitschaft besteht, für den Klimaschutz mehr zu zahlen oder die Lebensgewohnheiten zu verändern. Einige der Fragen bezogen sich direkt auf nachhaltige Versicherungen.
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Aus diesem Grund veröffentlicht der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) eine Zusammenfassung der Ergebnisse im aktuellen Branchenblatt „Fokus Märkte“, die sich mit Teilergebnissen zur Versicherungswirtschaft befasst. Versicherungsbote stellt Ergebnisse vor.
Finanzdienstleistungsbranche: Für viele nicht wichtig für den Klimaschutz
Fragt man, welche Wirtschaftsbereiche und Branchen für den Klimaschutz besonders wichtig sind, landet die Finanzdienstleistungsbranche mit den Versicherungen auf dem vierzehnten – und damit letzten – Platz. Rang eins nimmt die Verkehr- und Transportbranche ein (mit 88 Prozent), Rang zwei die Autoindustrie (mit 76 Prozent). Drittwichtigste Branche für den Klimaschutz ist aus Sicht der Verbraucher die Strom- und Energieerzeugung (mit 72 Prozent), gefolgt von der Landwirtschaft (mit 62 Prozent). Finanzdienstleistungen und Versicherungen hingegen scheinen aus Sicht der Verbraucher einen nur geringen Beitrag leisten zu können – nur sieben Prozent meinen, dieser Bereich spiele eine tragende Rolle für den Klimaschutz.
Nachhaltige Policen – wenig bekannt und kaum verbreitet
Entsprechend bescheiden steht es auch um die Bekanntheit von Versicherungsprodukten mit dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit – nur 32 Prozent der Befragten wissen überhaupt, dass es entsprechende Produkte gibt. Noch schlimmer ist der Verbreitungsgrad nachhaltiger Policen – dieser liegt laut Umfrage aktuell nur bei vier Prozent.
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Besser sieht es aber bei jenen aus, die nachhaltige Versicherungsprodukte kennen – hier ist der Verbreitungsgrad bereits etwas höher. Immerhin elf Prozent aus dieser Gruppe verfügen über eine entsprechende Police.
Am Horizont keimt Hoffnung: nachhaltige Policen zeigen großes Potential
Trotz der Umfragewerte aber: Grund für Pessimismus gibt es nicht. Denn ein anderer Umfragewert verdeutlicht auch das Potenzial nachhaltiger Policen – immerhin 46 Prozent der Befragten können sich vorstellen, zukünftig derartige Produkte zu erwerben oder Versicherungen bei Unternehmen abzuschließen, die besonderen Wert auf Umwelt- und Klimaschutz legen.
Und die Bereitschaft hierzu ist bei jungen Befragten sogar noch höher: In der Kohorte der 16- bis 29-Jährigen geben 51 Prozent an, sie würden zukünftig derartige Produkte wählen.
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Das Angebot ist im Wachsen
Aus diesem Grund erklärt auch Rolf Ketzler für den Verband: Umfragewerte zu Bekanntheit und Verbreitung seien zunächst nur eine Momentaufnahme. Rechnet der GDV doch damit, dass perspektivisch die nachhaltigen Versicherungsprodukte wesentlich mehr an Bedeutung gewinnen. Denn auch das Angebot ist im Wachsen: Versicherer berücksichtigen immer stärker Aspekte der Nachhaltigkeit bei der Entwicklung ihrer Produkte und schaffen so ein größeres Angebot (Versicherungsbote berichtete).
Änderungsverordnung schafft Beratungspflicht zur Nachhaltigkeit
Zumal ab August 2022 Änderungen in den delegierten Rechtsakten zur MiFID II und IDD greifen, die eine Beratungspflicht zur Nachhaltigkeit auch beim Vertrieb von Versicherungsanlage-Produkten einführen. Das Thema Nachhaltigkeit muss von da ab also vom Vermittler an den Kunden zwingend herangetragen werden.
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Die Bereitschaft jedoch, für nachhaltige Versicherungen auch mehr zu zahlen, hält sich momentan noch in Grenzen. Denn nur vier Prozent der Umfrageteilnehmenden ist bereit, aus Klimaschutzgründen „deutlich mehr“ für Versicherungen zu zahlen, wie die Allensbach-Studie zeigt. Immerhin können sich 27 Prozent der Befragten vorstellen, „etwas mehr“ zu zahlen. Das bedeutet aber im Umkehrschluss auch: 69 Prozent der Befragten wollen für nachhaltige Produkte das gleiche zahlen wie für Produkte ohne Nachhaltigkeit. Die Sonderauswertung zu nachhaltigen Policen ist im „Fokus Märkte“-Heft des GDV vom September 2021 erschienen.
- Nachhaltige Versicherungsprodukte: noch vielfach unbekannt, aber mit Potenzial
- Am Horizont keimt Hoffnung: nachhaltige Policen zeigen großes Potential