Kunden vom Nutzen geringerer Garantien überzeugen
Gleichermaßen kommt in der öffentlichen Diskussion zu kurz, dass jegliche Form von Kapitalgarantie in Anbetracht von Negativzinsen am Kapitalmarkt ein werthaltiges Versprechen darstellt, selbst wenn traditionelle Garantieniveaus nicht mehr darstellbar und womöglich aus Kundensicht auch nicht mehr sinnvoll sind. So hat das Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften in Ulm (ifa) in einer aktuellen Studie belegt, dass ein Garantieniveau unterhalb von 100 Prozent sogar für sicherheitsorientierte Verbraucher vorteilhaft sein kann, wenn man im aktuellen Zinsumfeld zusätzlich die Inflationseffekte berücksichtigt. Dass dann auch die Kunden vom Nutzen einer geringeren Garantie überzeugt sein müssen, steht freilich auf einem anderen Blatt und erfordert clevere Produktlösungen und versierte Berater.
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Doch auch ungeachtet der Inflationseffekte zahlen Kunden für hohe Garantien einen immer höheren Preis in Form von sinkenden Überschussbeteiligungen und Beitragsrenditen, weil Versicherer die Gelder dann in sehr niedrig verzinste Anleihen investieren. Demgegenüber bedeuten weniger Garantien grundsätzlich größere Freiheiten in der Kapitalanlage und damit mehr Chancen. Die Aussicht auf eine Überrendite ist als Argument nicht zu vernachlässigen, schließlich sollten Altersvorsorgeprodukte vor allem die individuellen Rentenlücken der Menschen reduzieren und bestenfalls schließen. Dafür stehen die Chancen ganz nominell besser, je weniger Garantien das Produkt beinhaltet. Als Anschauungsobjekt kann hier das Sozialpartnermodell in der betrieblichen Altersversorgung herhalten, bei dem harte Kapitalgarantien sogar ganz verboten sind, damit die Anbieter mehr Freiheiten bei der Kapitalanlage haben. Flächendeckende Abschlüsse zwischen den Tarifparteien lassen allerdings noch immer auf sich warten.
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Die aktuelle Renditeaussicht von traditionellen Lebensversicherungen lässt sich exemplarisch an den Produkten der Neuen Klassik festmachen, die zwar weniger Garantien als die traditionelle Klassik aufweisen, bis dato aber noch regelmäßig mit einer Beitragsgarantie von 90 Prozent oder gar 100 Prozent ausgestattet sind. So liegt die laufende Verzinsung von neuen klassischen Tarifen laut unserer Überschussstudie für 2021 bei durchschnittlich 2,13 Prozent, Tendenz fallend und Kosten noch gar nicht berücksichtigt. Von den Hochzinszeiten früherer Jahre ist die aktuelle Überschussbeteiligung damit meilenweit entfernt.
Wem diese Renditeerwartung für seine Altersvorsorge nicht ausreicht, der kann sich nach Alternativen mit einem exponierteren Chancen-Risiko-Profil umschauen, etwa im fondsgebundenen Bereich. An einer entsprechenden Angebotsvielfalt dafür wird es künftig nicht mangeln, da die Lebensversicherer nicht umhinkommen, ihr Geschäftsmodell konsequent auf garantieärmere Produkte umzustellen, und neue Tarife auf den Markt bringen werden. Der dahinter liegende Transformationsprozess ist längst in vollem Gange und wird durch die anstehende Absenkung des Höchstrechnungszinses nun regulatorisch flankiert. Ob die Absenkung dann wirklich das Ende einer Ära manifestiert oder vielmehr eine neue Ära begründet, liegt letztlich im Auge des Betrachters.
Hinweis: Der Text erschien zuerst im Sonderheft Altersvorsorge.
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