Digitalisierung im Maklerbüro: „Pauschale Empfehlungen sind genau der falsche Ansatz“
Was erwarten Makler, wenn sie ihren Betrieb digitalisieren wollen und woran lässt sich die Zukunftsfähigkeit eines Software-Anbieters erkennen? Das verrät Digitalisierungsexperte Yannick Leippold im Interview.
Versicherungsbote: Herr Leippold, Sie beschäftigen sich seit Jahren mit der Digitalisierung von Maklerunternehmen. Welche Erwartungshaltung haben Makler, wenn sie Sie engagieren?
Anzeige
Yannick Leippold: Im Kern kann man die Erwartungshaltung auf drei Punkte runterbrechen:
- Makler erwarten klare Ziele und einen darauf individuell entwickelten Umsetzungsplan.
- Umfangreiche Unterstützung bei der Umsetzung: Makler wollen auf meinen riesigen Erfahrungsschatz und die Expertise zugreifen, um Schritt für Schritt ihr Unternehmen zu digitalisieren und so nachhaltig erfolgreich zu sein.
- Makler wünschen sich einen Sparringspartner, von dem sie offenes und motivierendes Feedback bekommen.
Jedes Vermittlerunternehmen ist anders. Lassen sich dennoch generelle Tipps geben, worauf bei der Auswahl digitaler Hilfsmittel zu achten ist?
Der erste Schritt ist ein großes Zielbild. Wo will ich überhaupt hin? Danach entwickelt man ein individuelles Anforderungsprofil für die einzelnen Einsatzbereiche. Was muss die Software können? Dann bewerte ich den Markt und suche mir die bestmögliche Lösung. Welche Software passt am besten zu meinen Anforderungen?
Wie kann man denn die Zukunftsfähigkeit eines Software-Anbieters einschätzen?
Um die Zukunftsfähigkeit zu bewerten, muss man vor allem die Technologie bewerten. Beispiel: Jedes MVP wirbt mit den größten und tollsten Schlagworten. Wenn man sich die Programme dann aber im Detail anschaut, sind es völlig veraltete Programmiersprachen. Von Webtechnologien, Schnittstellen und Datenaustausch, Nutzererlebnis etc. ist meist nichts zu finden. Ein guter Indikator für eine zukunftsfähige Software ist die Frage, ob die Software im Webbrowser läuft, viele Schnittstellen bietet und einfach in der Handhabung ist.
Es werden ständig neue Tools entwickelt. Wie behalten Sie da den Überblick und welches Tool hat Sie zuletzt so überzeugt, dass Sie es jedem empfehlen würden?
Teil meines Jobs ist es, die Entwicklungen am Markt laufend im Blick zu haben. Dafür habe ich eine Datenbank aufgebaut, um die Entwicklung aller relevanten Apps und Tools zu beobachten und zu beurteilen. Aber ich gebe zu, es ist natürlich auch ein Gespür, was sich mit meinem Fachwissen und meiner jahrelangen Erfahrung entwickelt hat. Es gibt viele Tools, die ich nicht mehr hergeben will. Aber eine pauschale Empfehlung ist genau der falsche Ansatz, weil es bei Softwarelösungen und Tools immer auf das individuelle Geschäftsmodell ankommt.
Und umgekehrt? Gibt es auch solche, von denen Sie enttäuscht sind?
Als Unternehmer müssen wir aus den Umständen immer das Beste machen und uns auf die eigene Handlungsmaxime konzentrieren. Für Enttäuschung ist da wenig Platz. Es wäre aber natürlich toll, wenn der Datentransfer von Versicherern hin zu Maklern einfacher, umfangreicher und tiefer wird.
Man soll ja seine Kunden dort abholen, wo sie sind. Aber rechtfertigt das allein einen Instagram-Account? Man kann Insta auch nicht als ‚zuführenden Kanal‘ betrachten, weil Links zur eigenen Seite nicht ohne Weiteres möglich sind. Wie ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei Ihrem Account?
Doch, das geht. “Link in Bio” ist hier das Stichwort. Ich kann genau einen Link setzen und diesen sollte man nutzen, wenn man auf Instagram aktiv ist. Daneben gibt es aber noch viele andere Möglichkeiten mit der Community (Kunden und Interessenten) in Kontakt zu kommen, beispielsweise über Kommentare oder private Nachrichten.
Ob Instagram sinnvoll ist, muss man wie bei jedem sozialen Netzwerk individuell bewerten. Wer ist meine Zielgruppe? Was möchte ich erreichen? Welches Budget habe ich? Aber ja, wenn man es richtig angeht, dann kann man sehr günstig richtig gute Kunden gewinnen.
Anzeige
Hinweis: Der Text erschien zuerst im Versicherungsbote Fachmagazin 02 /2021.