Aktien-Rente: „10 Milliarden Euro sind ein Feigenblatt“
Die vorgesehene Anschub-Finanzierung für die Aktien-Rente hält R+V-Chef Norbert Rollinger für ein Feigenblatt. Auf der DKM ließ der Top-Manager auch durchblicken, dass die Versicherer vor einer generellen Verstaatlichung der Altersvorsorge Angst hatten.
- Aktien-Rente: „10 Milliarden Euro sind ein Feigenblatt“
- „Wir hatten Angst vor genereller Verstaatlichung der Altersvorsorge“
Der R+V-Vorstandsvorsitzende Dr. Norbert Rollinger forderte unlängst, dass Ungeimpfte höhere Krankenversicherungsbeiträge zahlen mögen. „Impfverweigerer zeigen ein sozial schädliches Verhalten – wenn es nicht gute medizinische Gründe gibt, die im Einzelfall gegen eine Impfung sprechen“, so Rollinger (Versicherungsbote berichtete).
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In ähnlicher Deutlichkeit äußerte sich Rollinger auf der DKM zur Altersvorsorge. So wies er auf den enormen Bundeszuschuss zur Rentenkasse hin, der sich inzwischen auf 100 Milliarden Euro jährlich beläuft. Angesichts dieser Zahlen und der demografischen Herausforderungen vor denen Deutschland steht, seien die 10 Milliarden Euro Anschubfinanzierung für die Aktien-Rente ein Feigenblatt, sagte Rollinger in der Gesprächsrunde ‚Nachhaltig und digital: Schafft die Versicherungswirtschaft den Turn-Around?‘, die auch im Internet übertragen wurde.
Auch der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) sieht die Pläne zur Einführung einer „für alle Bürger geltenden Einheitslösung in Form einer Aktienrente oder eines Staatsfonds“ kritisch. „Denn die Unterhändler der zukünftigen Ampel-Koalition sollten bedenken, dass die Lebenslagen der Menschen in Deutschland zu individuell sind, um hier mit einem Standardprodukt allen gerecht zu werden. Da die Altersvorsorge später eine lebensstandardsichernde Existenz für Millionen ermöglichen soll und zum Beispiel systemische Risiken eines Fonds nicht ausgeblendet werden dürfen, gilt hier Gründlichkeit vor Schnelligkeit“, betonte BVK-Präsident Michael H. Heinz auf der Pressekonferenz des BVK in Dortmund.
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Der mächtige Vermittlerverband und die Versicherungswirtschaft könnten also gemeinsame Sache im politischen Berlin machen. Allerdings knirschte es im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 zwischen den Akteuren gewaltig. Denn als der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) der Riester-Rente zum 20-jährigen Bestehen gratulierte und Reformvorschläge vorlegte, fand sich darin auch folgender Satz: „Im Zuge einer Reform lässt sich auch über ein einfaches, digital vertriebenes und kostengünstiges Standardprodukt reden.“
„Wir hatten Angst vor genereller Verstaatlichung der Altersvorsorge“
Das weckte altbekannte Befürchtungen in der Vermittlerschaft: Kommt der Online-Vertrieb erstmal ins Rollen, wird der stationär-persönliche Vertrieb einfach abgeschaltet. Entsprechend empört zeigte sich BVK-Präsident Michael Heinz: Es sei ein inakzeptabler Dammbruch, dass der GDV die Beratungsleistung der Vermittler zur Disposition stelle.
„Wir hatten Angst vor genereller Verstaatlichung der Altersvorsorge“
Dr. Marc Surminski, Chefredakteur der Zeitschrift für Versicherungswesen und Moderator der Gesprächsrunde, griff diese Debatte auf und fragte bei Dr. Rollinger nach. Schließlich ist er auch Mitglied im GDV-Präsidium, dem vereinsrechtlichen Vorstand des Verbands.
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Rollinger räumte ein, dass der Vorschlag zum Standard-Produkt auch innerhalb des GDV umstritten war. Der Top-Manager verwies auf die damalige Situation: Eine Rot-rot-grüne Koalition sei denkbar gewesen. „Wir hatten Angst vor genereller Verstaatlichung der Altersvorsorge“, so Rollinger. Aus dieser Not heraus sei der Vorschlag gekommen, um „uns als Branche im Spiel zu halten“, sagte Rollinger. Surminski gab sich damit - sicher auch dem Gesprächsformat geschuldet - zufrieden.
Doch ob diese Erklärung ausreicht, um die Gräben zwischen Vermittlern und Versicherern zu überbrücken? Denn Rollingers Aussage lässt sich auch so verstehen: Im Ernstfall geht es auch ohne Vermittler.
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- „Wir hatten Angst vor genereller Verstaatlichung der Altersvorsorge“