Um kaum ein Branchenthema wurde vor den Bundestagswahlen so offensiv gestritten wie um die Zukunft der privaten Krankenversicherung (PKV) – fast hätte eine politische Mehrheit dem dualen Gesundheitssystem aus PKV und gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) ein Ende gemacht. Und dennoch scheinen sich viele Anbieter nicht im Zugzwang zu sehen.

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Das zeigt auch der aktuelle MAP-Report mit der stolzen Nummer 921: Von 30 PKV-Anbietern verweigerten siebzehn die Teilnahme und lieferten keine Daten. Häufigster Grund aus Sicht der Experten: Die Gesellschaften sollten Angaben zur Entwicklung der Bestandsbeiträge machen (für die Jahre 2000 bis 2021).

Transparenz kann auch aus Anbieter-Sicht nicht falsch sein

Für Gegner des jetzigen Systems ist diese Intransparenz ein gefundenes "Fressen" – und stößt deswegen auf Unverständnis: „Die PKV-Gegner arbeiten seit Jahrzehnten mit dem Argument, bei Abschluss einer privaten Krankenversicherung liefen die Kunden Gefahr von ständigen überzogenen Beitragsanpassungen. Wenn dann die Bestands-Beitragsentwicklung der PKV mit der GKV konkurrenzfähig bleibt, was wir ständig nachweisen, kann der von uns eingeschlagene Weg nicht so falsch sein“, rechtfertigt MAP-Autor Reinhard Klages den Untersuchungsgegenstand "Entwicklung der Bestandsbeiträge".

Sind Vertrieb und Kundschaft unkritischer geworden?

Aber auch an Vertrieb und Kundschaft wird nicht mit Kritik gespart. Hätte die Transparenz doch heute offensichtlich „weniger Auswirkungen auf Vertriebserfolge als noch vor einigen Jahren". Die Frage wird im Report gestellt: „Sind Vertrieb und Verbraucher unkritischer geworden?“

Eine eindeutige Antwort wird nicht gegeben – wichtiger ist den Rating-Experten, den "Finger in die Wunde" zu legen – und letztendlich ein höheres Maß an Transparenz in der privaten Krankenversicherung anzumahnen.

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Anbieter, die sich der Rating-Umfrage verweigerten

Folgende Anbieter verweigerten eine Teilnahme an der Rating-Umfrage oder antworteten nicht: Arag, Axa, Bayerische Beamtenkranken (ohne Antwort auf die Anfrage der Experten), Continentale, DEVK (ohne Antwort), DKV, Generali, Gothaer (ohne Antwort), HUK-Coburg, Inter, LKH, Münchener Verein, Nürnberger (ohne Antwort), UKV (ohne Antwort), Universa (ohne Antwort), VRK (ohne Antwort). Kennzahlen, die in der Folge für diese Versicherer fehlten, wurden im Rating mit null Punkten bewertet.

Die Rating-Ergebnisse

Was wurde im aktuellen Gesamt-Rating PKV gemacht? Für die Bewertung der Unternehmen sollte eine Vielzahl an Kennzahlen erhoben werden für drei Teilbereiche:

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  • Ein erster Bereich ist der Service mit Bewertungsinhalten wie Prozess-, Storno- und Beschwerdequoten. Punkte in diesem Teilrating können aber auch für das Gesundheitsmanagement und die Transparenz erworben werden. Die Servicekennzahlen geben Auskunft darüber, ob eine kundengerechte Beratung, Bedienung und Schadenregulierung stattfindet – und gehen in der Summe mit 30 Prozent in die Gesamtbewertung ein. Sie flossen für den Zeitraum 2016 bis 2020 ins Rating ein.
  • Ein zweiter Bereich widmet sich der Bilanz privater Krankenversicherer. Zehn Kennzahlen repräsentieren jenen Bereich, der im vorigen MAP-Report mit der Nummer 920 ausführlich geratet wurde (Versicherungsbote berichtete). Kennzahlen zur Bilanz betreffen die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens – sie geben in Zeiten des demografischen Wandels Auskunft darüber, ob private Krankenversicherer verlässlich kalkulieren und wirtschaften. Für das Gesamtrating ist dieser Bereich mit dreißig Prozent gewichtet. Auch Bilanzkennzahlen flossen für 2016 bis 2020 ins Rating ein.
  • Ein dritter Bereich betrifft den Vertrag – mit Inhalten wie Beitragsentwicklung und Flexibilität. So wollten die Ratingexperten errechnen, wie sich Bestandsbeiträge in der Vollkostenversicherung, in der Restkostenversicherung sowie in der stationären Zusatzversicherung entwickelten. Für diesen Bereich, der viele Versicherer zur Verweigerung der Transparenz provozierte, war der Zeitraum 2000 bis 2021 ausschlaggebend. Neben der Analyse von Musterfällen sollten auch Daten gemäß Nachweisung 230 der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bewertet werden – siehe hierzu Anlage 2 zu Paragraf 24 der Versicherungsberichterstattungs-Verordnung.

Wenn Kennzahlen eine bestimmte Bedingung im Sinne des Ratings erfüllten, wurden Punkte verteilt. Maximal 100 Punkte waren es, die letztendlich in der Summe der Teilbereiche erworben werden konnten. Die Punkte wurden in einem zweiten Schritt in eine Note übersetzt.

Acht Versicherer schnitten mit „ausgezeichnet ab“

Dreizehn Versicherer lieferten alle Daten. Es waren Versicherer mit überzeugenden Kennzahlen – acht dieser Versicherer sind Testsieger mit der Note mmm („ausgezeichnet“). Ratingsieger ist, wie schon in vorherigen Ratings, der Marktführer Debeka vor der Signal Iduna und vor LVM:

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  • Erster Rang: Debeka (82,90 Punkte)
  • Zweiter Rang: Signal Iduna (80,60 Punkte)
  • Dritter Rang: LVM (79,85 Punkte)
  • Vierter Rang: R+V (79,84 Punkte)
  • Fünfter Rang: VGH Provinzial (79,19 Punkte)
  • Sechster Rang: SDK (76,25 Punkte)
  • Siebter Rang: Alte Oldenburger (75,35 Punkte)
  • Achter Rang: Allianz (75,00 Punkte).

Hinzu kommen vier Versicherer, die ein mm („sehr gut“) erhalten. Ein Versicherer erhält ein m „(„gut“). Siebzehn Versicherer hingegen schneiden nur mit einem m - - ab („verbesserungswürdig“) – ein Ergebnis, das bei einigen Anbietern auch durch fehlende Transparenz verschuldet ist. Der aktuelle MAP-Report mit der Nummer 921 kann auf der Webseite von Franke und Bornberg bestellt werden.

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