Lebensversicherer kämpfen mit dem Niedrigzins – durch Absenkung des Höchstrechnungszinses auf 0,25 Prozent ab 2022 werden insbesondere Produkte mit vollständiger Beitragsgarantie zum Auslaufmodell. Zudem wird es immer schwieriger, genug Rendite am Kapitalmarkt zu erwirtschaften, um alte und teure Zinsgarantien zu bedienen (Versicherungsbote berichtete). In solchen Zeiten hat sich das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI) die Aufgabe gemacht, die Unternehmensqualität von Lebensversicherungen in 2021/22 zu untersuchen.

Anzeige

Ein wichtiger Bestandteil des aktuellen Ratings ist demnach auch die finanzielle Substanzkraft – diese trifft Aussagen über Finanzpolster für anhaltende Krisenzeiten. Aber auch Service und Produktqualität der Unternehmen sollen bewertet werden. Das Ziel: Aussagen treffen über die Zukunftsfestigkeit eines Lebensversicherers.

Was wurde gemacht?

  • Anstatt bei der finanziellen Substanzkraft auf aufsichtsrechtlich relevante Solvenzquoten zu setzen, hat das Analysehaus eine eigene Kennzahl entwickelt – die Substanzkraftquote. Diese errechnet sich wie folgt: „Für die Substanzkraftquote addiert man zum doppelten Eigenkapital die freie Rückstellung für Beitragsrückerstattung (freie RfB) sowie ein Viertel der Bewertungsreserven und teilt diese Summe durch die Deckungsrückstellung (eingezahlte und verzinste Kundengelder).“

Die Substanzkraftquote fließt zu 50 Prozent in die Bewertung der finanziellen Substanzkraft ein. Hinzu kommt die Netto-Rendite des Versicherers (gewichtet mit 30 Prozent) und die Gewinndeklaration für das laufende Jahr (gewichtet mit 20 Prozent).

100 Punkte werden zunächst für die Teilbewertung vergeben. Sobald aber eine bereinigte SCR- oder Solvenzquote unter 100 Prozent liegt (und rechtliche Eigenmittelanforderungen demnach nicht erfüllt sind), werden durch die Tester 50 Bewertungspunkte abgezogen. In die Gesamtnote des Ratings fließt der Teilbereich finanzielle Substanzkraft aber nur zu 40 Prozent ein.

  • 100 Punkte werden auch innerhalb der Teilwertung zur Produktqualität vergeben – auch dieser Bereich fließt aber nur zu 40 Prozent in die Endwertung ein. Zum ersten bildete man hierfür eine Aggregation der Endnoten von Produkttests, die das DFSI in der Vergangenheit durchgeführt hatte. Zum anderen bewertete man die Vielfalt der angebotenen Produkte (wie viele unterschiedlichen Produkte standen für frühere Produkt-Tests zur Verfügung).

  • Am geringsten gewichtet – mit 20 Prozent – wird der Service. Dieser Bereich setzt sich aus den Bereichen Frühstornoquote, Spätstornoquote und Beschwerdestatistik laut BaFin zusammen. Um volle Punktzahl (erneut 100 Punkte) in dem Teilbereich zu bekommen, konnte ein Versicherer auch Bonuspunkte erwerben – sobald er zuvor bei Serviceumfragen gut abgeschnitten hatte.

Nur ein Versicherer mit Bestnote

Die drei Teilbereiche wurden letztendlich zu einer Gesamtnote zusammengefügt. Höchste zu erreichende Punktzahl waren auch für die Gesamtnote 100 Punkte. Wer über 90 Punkte erreichte, erhielt ein „Exzellent“ (AAA) als Bestnote. Wer zwischen 80 und 89,99 Punkte erhielt, wurde mit „Sehr gut“ (AA+) bewertet. So geht es weiter abwärts bis zur Note „Mangelhaft“ für 0,00 bis 9,99 Punkte (die freilich nicht vergeben wurde):

Bewertungsschlüssel Qualitätsrating der Lebensversicherer@DFSI

Letztendlich wurden folgende Gesamtnoten verteilt: Ein Versicherer erhielt ein „Exzellent“. Zwölf Versicherer erhielten ein „Sehr gut“ und siebzehn Versicherer erhielten ein „Gut“. Drei Versicherer mussten ein „Befriedigend“ hinnehmen.

Anzeige

Schlechtere Noten wurden zumindest im Gesamtrating nicht verteilt. Allerdings wurde im Teilrating Produktqualität einmal ein "Ausreichend" verteilt. Bei der finanziellen Substanzkraft musste sogar sechs Mal ein "Ausreichend" als schlechte Note vergeben werden.

Die Rating-Sieger

Dreizehn Lebensversicherer gehen als Sieger des Gesamtratings hervor, indem sie mindestens die Note AA+ (und damit mindestens ein "Sehr gut") erreichten. Hierbei sticht ein Versicherer noch einmal gesondert aus der Liste heraus. Denn wie im Vorjahr kann nur ein Unternehmen die Bestnote AAA (und damit ein "Exzellent") erreichen: Die WWK Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit.

  • 1 WWK Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit: 90,68 Punkte (einziger Versicherer mit Bestnote AAA - "Exzellent")
  • 2 Allianz Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft: 89,50 Punkte (AA+)
  • 3 Württembergische Lebensversicherung Aktiengesellschaft: 87,79 Punkte (AA+)
  • 4 Continentale Lebensversicherung AG: 86,18 Punkte (AA+)
  • 5 Stuttgarter Lebensversicherung a.G.: 85,17 Punkte (AA+)
  • 6 BL die Bayerische Lebensversicherung AG: 84,16 Punkte (AA+)
  • 7 Europa Lebensversicherung Aktiengesellschaft: 83,38 Punkte (AA+)
  • 8 Hannoversche Lebensversicherung AG: 83,67 Punkte (AA+)
  • 9 Ergo Vorsorge Lebensversicherung Aktiengesellschaft: 83,30 Punkte (AA+)
  • 10 HanseMerkur Lebensversicherung AG: 82,92 Punkte (AA+)
  • 11 Lebensversicherung von 1871 auf Gegenseitigkeit München: 80,94 Punkte (AA+)
  • 12 Swiss Life AG: 80,54 Punkte (AA+)
  • 13 Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung Aktiengesellschaft: 80,13 Punkte (AA+)

Sechs Versicherer nur mit "ausreichender" finanzieller Substanzkraft

Schlechteste Note in den Teilratings ist ein "Ausreichend". Dies wurde einmal an die Münchener Verein Lebensversicherung AG vergeben aufgrund der Produktqualität. Bei der finanziellen Substanzkraft jedoch sahen sich die Ratingexperten sechs Mal gezwungen zur schlechten Benotung. Folgende Versicherer sind betroffen:

Anzeige

  • Huk-Coburg Lebensversicherung AG (37,9 Punkte)
  • PB Lebensversicherung Aktiengesellschaft (Substanzkraft 34,37 Punkte)
  • Versicherer im Raum der Kirchen Lebensversicherung AG (Substanzkraft 32,46 Punkte)
  • neue leben Lebensversicherung Aktiengesellschaft (Substanzkraft 25,94 Punkte)
  • HDI lebensversicherung AG (Substanzkraft 23,9 Punkte)
  • Signal Iduna Lebensversicherung AG (Substanzkraft 22,85 Punkte)

Alle Ergebnisse des Ratings sowie eine Broschüre zum Rating sind auf der Webseite des Ratinghauses verfügbar.

Anzeige

Seite 1/2/