In Rechnungen zeigt er, dass sich Kurzarbeit bei den Versichertenentgelten weniger stark auswirkt als bei den Bruttolöhnen nach Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung. Denn bei Kurzarbeit zählen 80 Prozent der Differenz zwischen Soll- und Ist-Entgelt zum beitragspflichtigen Lohn. „Wechseln also fünf Durchschnittsverdiener in Kurzarbeit Null, so gehen in das durchschnittliche VGR-Entgelt fünf Köpfe mit einem Bruttolohn von Null ein – beim Versichertenentgelt hingegen fehlt nur das Lohn-Äquivalent für einen Durchschnittsverdiener (fünf mal 20 Prozent)“, so Steffen.

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Eine dauerhafte Besserstellung der Renten gegenüber den Löhnen findet seiner Ansicht nach also nicht statt. Die Forderung nach Reaktivierung des Nachholfaktors zielt nach Auffassung von Steffen auf die Senkung des Rentenniveaus ab.

Und die Position von Steffen findet Fürsprecher: Etwa die IG Metall. Dort heißt es in einem aktuellen Beitrag: „Schaut man auf die Entwicklung der beitragspflichtigen Rentenversicherungs-Entgelte sind die in 2021 gegenüber 2020 nicht gesunken, sondern gestiegen. Um die Rentnerinnen und Rentner nicht zu benachteiligen, muss das in 2022 nachgeholt werden.“ Die IG Metall kommt zu dem Schluss, dass die Debatte um vermeintlich ungerechte Rentenanpassungen vorgeschoben ist. Ziel dahinter sei eine weitere Absenkung des Rentenniveaus und gleichzeitiger Ausbau der privaten Vorsorge.

Und auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kann angesichts der Rentenanpassung keine „Übervorteilung der jungen Generation“ ausmachen. Zwar weise der Lohnfaktor in der Rentenanpassungsformel ein Minus von 2,34 Prozent aus, doch tatsächlich seien die Löhne 2020 nur um 0,28 Prozent gesunken, so der DGB. „Die weiteren 2,06 Prozentpunkte fußen auf einem rechnerischen Minus für 2019 durch einen statistischen Effekt, der nichts (!) mit der Lohnentwicklung zu tun hat“, schreiben die Gewerkschaftler und verweisen auf eine ausführliche Darstellung.

Eine fiktive Lohnkürzung, die sich nur aus statistischen Abgrenzungen ergibt, zur Grundlage der Rentenanpassung zu machen, sei unsinnig, so der DGB. Für Anja Piel, DGB-Bundesvorstandsmitglied, ist deshalb klar: „Bei der Finanzierung der Rente ist entscheidend, wie die Kosten zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten verteilt werden – die wirkliche Konfliktlinie läuft also zwischen Kapital und Arbeit und nicht zwischen den Generationen. Wer etwas anderes behauptet, versucht nur die Kosten alleine den Beschäftigten und Rentner*innen aufzubürden.“

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Besonders heikel: Der aufgezeigte Graben verläuft nicht nur zwischen Gewerkschaften und wirtschaftsliberalen Forschungsinstituten und Zeitungen, sondern auch mitten durch die angedachte Ampel-Koalition. Denn die FDP forderte bereits im vergangenen Jahr eine Rückkehr zum Nachholfaktor. Dass die wieder erstarkte SPD ihre traditionell guten Beziehungen zu Gewerkschaften aufs Spiel setzt, dürfte aber unwahrscheinlich sein. Findet sich kein Brückenbauer, könnte die Ampel Sinnbild für Stillstand in der Rentenpolitik werden.

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