Kfz-Versicherung: Bleibt der Preiskampf aus?
Wie entwickelt sich der Kfz-Versicherungs-Markt? Während das Vergleichsportal Verivox einen ‚Corona-Effekt‘ mit Preisnachlässen von bis zu 4 Prozent erwartet, sieht Assekurata kaum Spielraum für ein deutliches und langfristiges Absinken des Prämienniveaus.
„In kaum einem anderen Versicherungszweig sind die Kunden so preissensibel wie in der Kfz-Versicherung“, schreibt Dennis Wittkamp, Senior-Analyst bei der Assekurata Rating-Agentur GmbH. Und in der wichtigen Wechselsaison zum Jahresende verschärft sich der Wettbewerb und die Preise sinken. Das jedenfalls zeigt der Kfz-Versicherungsindex des Vergleichsportals Verivox. In die Auswertung flossen anonymisiert die Tarife der Nutzerberechnungen bei Verivox vom 1. bis zum 10. Oktober 2021 ein. Das statistische Modell zeigt die Preisentwicklung im Neugeschäft: Und dort sinken die Preise. So seien die Preise der Kfz-Versicherungen in den zehn ersten Oktobertagen 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um durchschnittlich vier Prozent günstiger. Die geringste Bewegung weisen Kfz-Haftpflichttarife der mittleren Preisklasse auf (3 Prozent), am stärksten sanken Teilkaskobeiträge im günstigen Segment (8 Prozent).
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„Vieles deutet darauf hin, dass wir jetzt eine verzögerte Corona-Entlastung erleben, die im letzten Jahr noch ausgeblieben war“, sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. Denn bedingt durch Kurzarbeit und Homeoffice gingen Verkehrsaufkommen und damit auch die Unfallschäden zurück. In der geringen Schadenhäufigkeit sieht man bei Verivox den wichtigsten Grund dafür, dass die Preise in der Kfz-Versicherung bereits im ganzen Jahr unter Vorjahresniveau liegen.
Dieser Auffassung aber widerspricht Analyst Wittkamp. Er nennt Ursachen, die aus seiner Sicht gegen ein deutliches und langfristiges Absinken des Prämienniveaus sprechen:
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- Grund 1: Versicherungstechnisches Ergebnis gewinnt an Bedeutung
2020 trug das versicherungstechnische Ergebnis einen höheren Anteil zum Gesamtergebnis bei als die Kapitalanlage. „Schwankungen in der Versicherungstechnik lassen sich nicht mehr so einfach mithilfe von Kapitalanlageerträgen ausgleichen“, schreibt Wittkamp. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld ließe Prämiensenkungen zu Lasten der Versicherungstechnik nicht erwarten. - Grund 2: Trotz niedriger Schadenbelastung sind die Margen zu gering
Zwar beobachtete auch Wittkamp eine niedrigere Schadenbelastung der Kfz-Versicherer. Doch der Großteil der Versicherer verzeichnete im Geschäftsjahr 2020 eine Combined Ratio von > 90 Prozent. Der ‚Corona-Effekt‘ würde in diesem Jahr deutlich geringer ausfallen, so Assekurata. - Grund 3: Elementarschäden treffen auch Kfz-Versicherer
Nicht zu unterschätzen sind auch die Folgen der Hagelstürme im Sommer und die Flutschäden. Auch hier sind Kfz-Versicherer in besonderem Maß betroffen.
„Im Neugeschäft kann es zwar wettbewerbsbedingt zu einer günstigeren Preisgestaltung kommen, starke Preisausschläge nach unten dürften aber auch hier die Ausnahme bleiben“, so das Fazit von Wittkamp.