Seniorinnen und Senioren zahlen im Schnitt für ihre neu abgeschlossene Kfz-Versicherung deutlich höhere Beiträge als jüngere Autofahrer. Bei gleichen Rahmenbedingungen zahlen 80-Jährige für ihren Vollkasko-Schutz demnach im Schnitt 97 Prozent mehr als ein 50-Jähriger. Das zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox, das seinen eigenen Bestand an Tarifen ausgewertet hat.

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Noch gravierender sind die Unterschiede, wenn allein die Kfz-Haftpflicht abgesichert werden soll. Hierfür müssen 80-Jährige bereits 127 Prozent mehr Jahresprämie hinlegen. Allerdings können die Aufpreise von Versicherer zu Versicherer stark variieren, wie Verivox-Geschäftsführer Wolfgang Schütz berichtet. Für den 80-jährigen Modellfahrer schwanken die Mehrkosten demnach zwischen 43 und 143 Prozent je Anbieter, weshalb sich ein Tarifvergleich lohnen könne.

Im Schnitt öfters Hauptverursacher eines Unfalls

"Mit dem Alter steigt statistisch das Unfallrisiko", berichtet Schütz. Das führe dazu, dass die Versicherer höhere Kosten veranschlagen, aus denen wiederum höhere Beiträge resultieren.

Dieses Statement gilt es jedoch zu relativieren: keineswegs ist es so, dass Seniorinnen und Senioren öfters in Unfälle verwickelt werden als Autofahrer jüngerer Generationen. Sie passen ihre Fahrweise an das höhere Alter an, verfügen zudem über jahrzehntelange Fahrerfahrung. Wenn es passiert, sind sie jedoch öfters Hauptverursacher. Das zeigt eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes für das Unfallgeschehen der Jahre 2012 bis 2018: Drei Viertel (75,6 Prozent) der PKW-Fahrer ab 75 Jahren trugen demnach die Hauptschuld an dem Unfall, an dem sie beteiligt waren.

Zu beachten ist darüber hinaus, dass Seniorinnen und Senioren vor allem mehr Blechschäden verursachen statt schwerer Unfälle. Mit der Frage, ob höhere Tarife für Seniorinnen und Senioren gerechtfertigt sind oder diskriminierend, hat sich demnach auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mit einer Analyse befasst. Laut Behörde haben im Jahr 2017 rund 5,1 Prozent aller Autofahrer zwischen 42 und 62 Jahren einen Haftpflichtschaden verursacht, aber 9,8 Prozent der Fahrer ab 82 Jahren. Doch schwere Personenschäden werden hierbei vor allem in der Gruppe der jüngeren Autofahrer beobachtet: bei den 18- bis 25-Jährigen. Die BaFin hält höhere Prämien für Ältere gerechtfertigt, da sie auch das höhere versicherungstechnische Risiko abbilden würden.

Ausgleichende Faktoren: de facto zahlen Ältere nicht viel mehr

Auch Verivox berichtet nun anhand der eigenen Stichprobe, dass Seniorinnen und Senioren de facto kaum höhere Prämien zahlen als jüngere Altersklassen. Denn sie können die Altersaufschläge durch andere Tarifmerkmale ausgleichen. Entsprechend einer anonymisierten Auswertung des Verivox-Bestandes leisten sie geringere Jahresbeiträge, als die Modellrechnung vermuten lässt. Wie bereits erwähnt, wurden für die Ermittlung der Seniorenaufschläge alle anderen Tarifmerkmale ausgeblendet.

Laut Verivox zahlen 80-Jährige mit Vollkasko-Schutz im Schnitt lediglich 14 Prozent mehr Jahresbeitrag als die Gruppe der 50- bis 54-Jährigen. In der Haftpflichtversicherung beläuft sich der Mehrbeitrag immerhin auf 27 Prozent. Doch Überraschung: Autofahrer von 55 bis 74 Jahren zahlen sogar weniger für ihre Kfz-Versicherung als die jüngere Vergleichsgruppe.

Der Grund: Seniorinnen und Senioren profitieren von höheren Schadensfreiheitsklassen, wenn sie lange unfallfrei unterwegs waren. Über-80-Jährige seien demnach im Schnitt sieben Klassen höher eingestuft als 50- bis 54-Jährige.

Die Generation Ü80 fährt seltener: bis zu ein Viertel weniger Prämie

Darüber hinaus fahren die Betagten auch deutlich seltener: Im Schnitt legen Menschen im Alter über 80 rund 7.300 Kilometer im Jahr zurück, die Vergleichsgruppe der Generation 50 bis 54 Jahre rund 5.000 Kilometer mehr im Jahr. Laut Verivox könne die Versicherungsprämie schon um ein Viertel gesenkt werden, wenn im Jahr rund 30 Prozent weniger gefahren werde.

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Verivox-Geschäftsführer Schütz berichtet, dass sich auf dem Markt immer höhere Schadensfreiheitsklassen durchsetzen, wovon die Älteren profitieren. Wurden vor wenigen Jahren noch maximal 35 schadensfreie Jahre gewürdigt, seien es jetzt bereits bis zu 50 Jahre. Voll durch schlage der Altersaufschlag hingegen, wenn die betagten Fahrerinnen und Fahrer tatsächlich einen Unfall verursachen: je nachdem, wie stark sie zurückgestuft werden.