Allianz und Commerzbank wollen Partner bleiben
Die Allianz will laut einem Medienbericht ihre Kooperation mit der Commerzbank verlängern. Das könnte der Bank bis zu 200 Millionen Euro einbringen. Von einer solchen Kooperation profitieren im Idealfall beide: Der Versicherer, weil seine Policen exklusiv im Schaufenster eines Geldhauses liegen. Und die Banken, weil die eigenen Bankberater Provision erhalten. Im wichtigen Lebensversicherungs-Geschäft gegen Einmalbeitrag sind die Banken wichtigster Absatzkanal.
Die Commerzbank steht kurz davor, den 2023 auslaufenden Kooperationsvertrag mit der Allianz zu verlängern. Das berichtet aktuell die Süddeutsche Zeitung (Dienstag) und beruft sich auf Unternehmenskreise. Für die weitere Kooperation soll der Versicherer demnach einmalig zwischen 150 und 200 Millionen Euro an sogenanntem Regalgeld zahlen: Stark vereinfacht Geld dafür, dass sich das Bankhaus die Produkte der Allianz exklusiv ins Regal stellt. Beide Häuser wollten den Medienbericht nicht kommentieren.
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Zusätzlich erhalten die Bankberaterinnen und Bankberater eine Provision, wenn sie die Versicherungen der Allianz erfolgreich an den Endkunden vermitteln. Bei einer Laufzeit von branchenüblichen zehn Jahren könnten der Commerzbank allein die Provisionserlöse weitere eine Milliarde Euro einbringen, berichtet die „Süddeutsche“.
Guter Draht zu Kundinnen und Kunden
Doch trotz des hohen Regalgeldes könnte sich die Partnerschaft auch für die Allianz auszahlen. Es habe weitere Interessenten für eine Kooperation mit der Commerzbank geschrieben, schreibt das Münchener Blatt: unter anderem die Axa und der Hannoveraner Talanx-Konzern. Die Commerzbank bietet die Policen des Münchener Versicherers dann exklusiv über Bankfilialen und auch die eigene Webseite an. Und das erreicht eine durchaus beachtliche Zielgruppe. Nach eigenen Angaben betreut das Geldhaus aktuell 11 Millionen Privat- und Unternehmerkunden in Deutschland, kooperiert zudem mit 30.000 Firmenverbünden.
Zwar bauen viele Banken aktuell Filialen und Beratungsstellen vor Ort ab: Auch die Commerzbank hat im Frühsommer erneut angekündigt, 340 Filialen bis Jahresende 2022 zu schließen. Aber die Bankberater können Privat- und Firmenkunden vor Ort ansprechen und haben viele Anknüpfungspunkte, um Policen zu vertreiben: etwa im Rahmen einer Finanzberatung, einer Baufinanzierung oder eines Kreditvertrages. Dabei profitieren die Bankberater davon, dass sie ihre Kundinnen und Kunden oft bereits seit langer Zeit betreuen. Und gerade zu mittelständischen Unternehmen haben sie oft einen guten Draht, da diese auf Banken für ihre Investitionen angewiesen sind.
Der Chef der Commerzbank kennt die Allianz gut: Manfred Knof, seit dem 1. Januar 2021 Vorstandsvorsitzender bei den Frankfurtern, war von 1997 bis 2017 selbst in leitenden Funktionen bei der Allianz tätig. Von 2015 bis 2017 sogar als Vorstandschef der mächtigen Konzerntochter Allianz Deutschland AG. Aus dem Konzern schied er jedoch im Streit mit Allianz-Chef Oliver Bäte, weil es unterschiedliche Vorstellungen über die künftige Strategie des Konzerns gab. Vor allem die Radikalität, mit der Bäte die Digitalisierung des Konzerns vorantrieb und die Konzerntöchter in den verschiedenen Staaten entmachtete, führte laut Medienberichten zu Zwist. Mittlerweile wurde die Allianz Deutschland AG aufgelöst und in den Konzernverbund der Allianz Gruppe integriert: auch, um doppelte Strukturen abzubauen und so Geld zu sparen.
Banken sind Einmalbeitrags-Champions
Speziell im Altersvorsorge-Geschäft könnte der Einfluss der Banken gegenüber den Versicherern künftig steigen, wie ein Beispiel zeigt: Sie sind laut einer Studie von Willis Towers Watson wichtigster Neugeschäfts-Bringer bei Lebensversicherungen gegen Einmalbeitrag. Verträge, die für Lebensversicherer immer wichtiger werden:
Es sind gerade diese Policen gegen Einmalbeitrag, die aktuell als Rettungsanker und Hoffnungsträger für die Leben-Sparte funktionieren. Denn während das Neugeschäft mit Lebensversicherungen gegen laufenden Beitrag stagniert, können die Einmalbeiträge seit Jahren ordentlich zulegen. Im Jahr 2019 wuchs das Neugeschäft mit Einmalbeitrag um 36 Prozent, im Coronajahr 2020 immer noch um 1,2 Prozent. Fast jeder vierte Euro, den die Lebensversicherer an Bruttobeitrag einnehmen, kommt mittlerweile aus diesen Verträgen.
Die Banken sind für den Einmalbeitrags-Absatz sehr wichtig. 46,1 Prozent des neu abgeschlossenen Annual Premium Equivalents (APE) gegen Einmalbeitrag entfiel 2020 auf die Geldinstitute, berichtet Willis Towers Watson. Damit lassen sie die Versicherungsmaklerinnen und -makler als zweitwichtigsten Absatzkanal weit hinter sich, die 26,5 Prozent des APE einbrachten. Zur Erklärung: Das Annual Premium Equivalent ist eine wichtige Kennzahl zur Messung des Neugeschäfts. Die Jahressumme laufender Beiträge für eingelöste Versicherungsscheine wird hierfür mit dem Zehntel der Summe aller Einmalbeiträge des Neugeschäfts addiert.
Dabei profitiert der Absatz dieser Verträge ausgerechnet vom Niedrigzins bzw. dem Fakt, dass gerade ältere Menschen oft nicht wissen, wie sie ihr angespartes Geld anlegen sollen. Stark vereinfacht zahlen sie einmalig eine hohe Summe an den Versicherer, die dann in eine lebenslange Rente umgerechnet wird. Das bringt den Kundinnen und Kunden auch Steuervorteile ein. Abgeschlossen werden sie: bevorzugt am Bankschalter, wenn die Interessierten hohe Sparguthaben auflösen bzw. neu anlegen wollen.
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