Lebensversicherung: Die Neugeschäft-Champions gegen Einmalbeitrag
Im Neugeschäft der Lebensversicherer 2020 war das Geschäft gegen Einmalbeitrag mit 26,85 Mrd. Euro fast 7,5 Mal höher als das Neugeschäft gegen laufende Beiträge (hier wurden nur 3,61 Mrd. Euro umgesetzt). Eine auffallende Veränderung: in 2004 war dieses Verhältnis noch ausgeglichen. Versicherungsbote stellt vor, wer im Neugeschäft die höchsten Einnahmen gegen Einmalbeitrag auswies.
Hintergrund: Mehrere Faktoren können für das zunehmende Einmalbeitragsgeschäft bei Lebensversicherungen eine Rolle spielen. So kommen zunehmend Verträge der so genannten Baby-Boomer-Generation gegen laufende Beiträge zur Auszahlung. Das Geld wird dann für eine Lebensversicherung gegen Einmalbeitrag verwendet, um an garantierter Zinszahlung und Überschussbeteiligung zu partizipieren.
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Trotz niedriger Renditen gelten die Produkte in Zeiten von Straf- und Minuszinsen als Alternative für risikoaverse Anleger gegenüber anderen Formen des Zinssparens (Versicherungsbote berichtete). Hinzu kommt der Wunsch der Absicherung gegenüber Altersarmut und Langlebigkeitsrisiko und ebenso die Möglichkeit, als Produktbestandteil einen Hinterbliebenenschutz zu wählen.
Konzentriert sich die Branche auf das gut situierte Publikum?
Jedoch gibt es noch eine weitere These für den Trend – und diese bewertet die Entwicklung durchaus auch kritisch. Konzentriert sich doch die Branche laut MAP-Redakteur Reinhard Klages in Zeiten der Niedrigzinsen "zunehmend auf das gut situierte Publikum" – ein Problem, sobald man der privaten Vorsorge eine wichtige Rolle beim Stopfen der Vorsorge-Lücke aus der umlagefinanzierten gesetzlichen Rente zuspricht.
Spricht man doch eine Zielgruppe an, die "Risiken eingehen und auch mal den einen oder anderen Euro verjubeln" kann, wie Klages formuliert. Pointiert: diese Zielgruppe kann auch in weitere Vorsorgelösungen oder auch in Fonds und Aktien investieren. Hingegen: Muss man mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 2.000 bis 4.000 Euro über die Runden kommen, ist man "weniger in der Lage, 50.000 Euro oder mehr als Einmalzahlung in seine Altersvorsorge zu stecken". Dabei wäre "gerade in den niedrigen und mittleren Einkommensklassen risikoarme Vorsorge wichtig."
Steht also der zunehmende Trend von Produkten gegen Einmalbeitrag auch dafür, dass immer mehr Einkommensklassen aus der privaten Vorsorge ausgeschlossen werden? Die These sei zumindest genannt, bevor unsere Bildstrecke Versicherer mit dem größten Neugeschäft gegen Einmalbeitrag vorstellt. Die Zahlen sind dem aktuellen MAP-Report aus dem Hause Franke und Bornberg mit der Nummer 922 entnommen. Zusammen mit anderen Ausgaben des Traditionsratings kann dieser MAP-Report auf der Webseite des Analysehauses bestellt werden.
Hinweis: Aufgrund eines Lesefehlers war in dem Artikel ursprünglich von Vertragszahlen die Rede. Nachdem der Irrtum entdeckt wurde, haben wir die Angaben korrigiert.
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Weitere Kennzahlen zur Lebensversicherung haben wir unter einer neuen Rubrik zusammengefasst.