Allianz-Studie: Manager und Vorstände nur eingeschränkt versicherbar
Wenn Unternehmen ihre Führungskräfte und Manager versichern wollen, sehen sie sich aktuell damit konfrontiert, dass die Nachfrage nach D&O-Policen durch die Versicherer nicht ausreichend gedeckt werden kann. Das hat auch mit steigenden Schadensersatzforderungen zu tun. Eine Allianz-Studie prognostiziert nun, dass die Risiken weiter zunehmen werden.
Wenn Unternehmen ihre Vorstände und Führungskräfte gegen Haftungsrisiken versichern wollen, sehen sie sich mit der Situation konfrontiert, dass die Nachfrage von den Versicherern aktuell nicht gedeckt werden kann. Das berichtet aktuell die Allianz Global Corporate Speciality (AGCS), globaler Industrieversicherer der Allianz. Demnach habe sich zwar der Markt für sogenannte Directors- and Officers-Versicherungen (D&O) stabilisiert. Aber explodierende Schadenkosten trugen in den letzten Jahren dazu bei, dass sich Anbieter vom Markt zurückgezogen haben oder vermeintlich schlechte Risiken aus dem eigen Portfolio warfen.
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Die D&O-Versicherung ist eine Haftpflicht-Police, mit der Unternehmen ihre Vorstände, leitenden Angestellten und Organe gegen Vermögensschäden absichern. Denn bei Fehlentscheidungen haften die Führungskräfte mit ihrem Privatvermögen, wenn dadurch dem Konzern oder dessen Geschäftspartnern ein finanzieller Nachteil entsteht.
"Interessengruppen prüfen immer kritischer"
„Interessengruppen prüfen immer kritischer, was Unternehmen und ihr Management tun und wofür sie stehen – und dies führt oft zu Klagen und Prozessen“, beobachtet Shanil Williams, Global Head of Financial Lines bei AGCS. „Dies geschieht vor dem Hintergrund eines sich stabilisierenden D&O-Marktes, obwohl die Kapazitäten in einigen Segmenten immer noch knapp sind und viele Unternehmen gerne mehr Deckungsstrecken kaufen würden, als die Branche derzeit anbieten kann“, so der Manager.
Williams beobachtet aktuell eine Marktsanierung bei D&O-Policen, die weit fortgeschritten sei. Auch die Industrietochter der Allianz habe den Bestand saniert. Man zeichne Risiken vorsichtiger, bleibe im volatilen Geschäftsumfeld wachsam und behalte auch die Schadenentwicklung im Auge, berichtet der Allianz-Vorstand. Davon könnten die eigenen Firmenkunden profitieren. Das D&O-Segment biete "langsam, aber sicher wieder Chancen für profitables Wachstum in ausgewählten Bereichen – und wir sind bestrebt, diese zu nutzen", sagt Williams.
Steigende Prämien und steigende Schäden auch in Deutschland
Tatsächlich sind die Versicherungsprämien bei D&O-Versicherungen in den letzten Jahren teils deutlich gestiegen: auch aufgrund von Großschäden wie etwa bei Wirecard oder VW im Dieselgate-Skandal. Das zeigt zum Beispiel eine Umfrage des Gesamtverbands der versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW): ein Verband, der die Interessen deutscher Firmen und Konzerne gegenüber den Versicherern vertritt. Rund ein Viertel der Unternehmen musste demnach bei diesen Policen zum Saisonwechsel 2020/21 höhere Preise zwischen 50 und 100 Prozent akzeptieren, bei 15 Prozent lag das Prämienplus sogar über 100 Prozent. Firmen klagten zudem, dass die Versicherungssummen teils deutlich nach unten korrigiert worden seien.
Doch auch die deutschen Versicherer sehen sich mit der Situation konfrontiert, dass diese Produkte teils tief in den roten Zahlen stecken. Zum Geschäftsjahr 2020 berichtet Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), dass die Prämien mit der Vielzahl an Schäden nicht mehr mithalten können. „Während die Beiträge um gut neun Prozent auf 335 Millionen Euro stiegen, wuchsen die Leistungen um 14 Prozent. Unter dem Strich stehen erhebliche Verluste, die sich aus den immer größeren Haftungsrisiken für Managerinnen und Manager ergeben“, so Asmussen im Oktober. Die Schadenquote bei den deutschen Assekuranzen lag bei 110 Prozent. Die Zahlen betreffen das inländische Direktgeschäft.
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Die Allianz hat zudem einen Bericht vorgelegt, wo 2022 die größten Haftungsrisiken für Manager und Konzernlenker drohen. Die Gefahr aufgrund von Vermögensblasen und Inflation auf den Märkten nehme zu. Pandemiebedingte Insolvenzrisiken hielten weiter an. In den USA klagen Aktionäre immer häufiger gegen börsennotierte Firmen. Und auch Cyberrisiken sowie Greenwashing führen zu steigenden Schadenforderungen. Diesen Bericht wertet Versicherungsbote in einem eigenen Artikel aus.