Teure Rechtsstreite gegen ausländische Unternehmen in den USA
Prozessrisiken seien nach wie vor eine Hauptursache für Schadenfälle in der D&O-Versicherung, berichtet ACGS, insbesondere im Zusammenhang mit Aktionärsklagen, die gegen ausländische Unternehmen vor US-Gerichten anhängig sind. „Eine Reihe neu eingereichter Klagen in den USA, der lange Arm amerikanischer Gerichte, die immer häufiger Klagen gegen ausländische Unternehmen zulassen, und ein möglicherweise rekordverdächtiger Vergleich im Oktober 2021 deuten auf erhöhte Rechtsrisiken für Vorstände von Unternehmen mit US-Geschäft hin“, betont Geis.
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Gemeint ist ein Urteil gegen das chinesische Unternehmen Renren, auch als „Facebook von Cina“ bekannt. Der Aktienkurs des Unternehmens war abgestürzt, nachdem Mitbegründer des Unternehmens des Eigenhandels beschuldigt wurden und wertvolle Vermögenswerte zu Spottpreisen ausgegliedert wurden. Vor einem New Yorker Gericht erklärte sich Renren bereit, 300 Millionen US-Dollar Schadensersatz zu zahlen.
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Seit Anfang 2020 habe eine Gruppe von Anwaltskanzleien vor den Gerichten des Bundesstaates New York mehr als zehn Klagen im Namen von Aktionären nicht-amerikanischer Unternehmen eingereicht, um Geschäftsführer für Pflichtverletzungen rechtlich und finanziell zur Verantwortung zu ziehen. Dabei käme ihnen zugute, dass die Hürden für Klagen vor US-Gerichten niedriger seien als in anderen Ländern und die US-Gerichte und Jurys als klägerfreundlich gelten. Für Top-Manager, die sich in Aktionärsderivatenklagen vor den Gerichten verteidigen müssen, können die Folgen schwerwiegend sein, da oft über hohe Summen verhandelt werde.
SPACs auf dem Prüfstand
Ein neues Risiko im Bereich der globalen D&O-Versicherung stelle die Zunahme der so genannten Special Purpose Acquisition Companies (SPACs) dar. Dabei handelt es sich um Mantelfirmen, die einen schnelleren Weg hin zu einer Börsennotierung ermöglichen. Zu den Vorteilen, die das Wachstum von SPACs gegenüber traditionellen Börsengängen (IPOs) vorantreiben, gehören reibungslosere Verfahren, geringere regulatorische und prozessuale Belastungen, einfachere Kapitalbeschaffung und kürzere Fristen für den Abschluss einer Fusion mit Zielunternehmen.
Allein in der ersten Jahreshälfte 2021 habe es in den USA 359 SPAC-Anmeldungen gegeben, die ein Gesamtvolumen von 95 Milliarden US-Dollar gehabt hätten, so zeigt eine Studie von CBInsights. Damit hat sich das Gesamtvolumen gegenüber dem Gesamtjahr 2020 mehr als verdoppelt. In Europa spielen derartige Modelle noch keine so große Rolle: Es wird aber auch hier eine deutliche Zunahme erwartet, obwohl die gesellschaftsrechtlichen Bedingungen deutlich strenger seien. In Asien sind SPACs ebenfalls auf dem Vormarsch, insbesondere in China, Hongkong und Singapur.
Diese Companys seien mit einigen besonderen versicherungsrelevanten Risiken verknüpft; es werde bereits über erste D&O-Schadenfälle berichtet. Sowohl die SPAC als auch die private Zielgesellschaft versuchen in der Regel, D&O-Deckungen abzuschließen. Außerdem werden Prospekthaftungsversicherungen benötigt. „Die Risiken könnten sich aus Missmanagement, Betrug oder vorsätzlicher Falschdarstellung, ungenauen oder unzureichenden Finanzinformationen oder Verstößen gegen Vorschriften oder Offenlegungspflichten ergeben“, erläutert Geis.
Darüber hinaus könnten auch das Versäumnis, eine geplante Transaktion innerhalb der Zweijahresfrist abzuschließen, Insiderhandel während der Börseneinführung, Vorwürfe wegen einer falschen Auswahl des zu übernehmenden Unternehmens oder das Fehlen einer angemessenen Due-Diligence-Prüfung des Zielunternehmens eine Rolle spielen. Nach dem Zusammenschluss wird von Aktionären kritisch geprüft, ob das künftige Unternehmen die erwarteten Leistungen erbringt oder die neuen Pflichten eines börsennotierten Unternehmens erfüllt.
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