Wohngebäudeversicherung: Die Schaden-Kosten-Verlierer der Branche
Für die Wohngebäudeversicherung wird 2020 zum Jahr eins von Corona und zum Jahr vor Unwettertief Bernd. Denn zum zweiten Mal in Folge erholten sich die arg durch extreme Wetterereignisse gebeutelten Bilanzen. So schrieben auch nur sechs Versicherer in 2020 rote Zahlen. Versicherungsbote stellt betroffene Unternehmen vor.
Hintergrund: Trotz mildem Wetter – die Wohngebäudeversicherung blieb auch 2020 ein schwieriges Geschäft. Stieg doch die durchschnittliche Schadenhöhe aufgrund moderner Haustechnik auf einen Rekordwert. Dies zeigt insbesondere der Vergleich der Jahre 2015 bis 2020: Bei durchschnittlich 83,82 Mio. Euro je Versicherer lagen die Aufwendungen noch 2015. Auf 103,70 Mio. Euro wuchsen die Schadenaufwendungen bereits bis 2019 an und kletterten in 2020 erneut – auf 103,92 Mio. Euro.
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2020: Das letzte Mal gibt sich das Wetter milde
Dass das Geschäftsjahr 2020 dennoch nicht zur Katastrophe für die Unternehmen wurde, ist zwei ausgleichenden Faktoren zu verdanken. So stiegen zum einen auch die gebuchten Prämien je Versicherer an: von 155,7 Mio. Euro in 2019 auf 167,2 Mio. Euro in 2020. Zum anderen aber gab sich das Wetter in 2020 – zum zweiten Mal in Folge – milde: Extreme Wetterereignisse, die Großschäden verursachten, blieben wie 2019 überwiegend aus.
Das milde Wettergeschehen wirkte sich auch auf die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio (CR) der Branche aus: Schon in 2019 sank die wichtige Kennzahl von 102,18 Prozent auf 93,79 Prozent. In 2020 konnte sich die durchschnittliche CR nochmals auf 89,50 Prozent verbessern. Positiv entwickelte sich auch die Zahl jener Unternehmen, die Schadenaufwendungen und weitere Kosten nicht durch Beitragseinnahmen decken konnten: Statt der halben Branche (wie noch in 2019) sind in 2020 nur noch sechs Unternehmen von einer CR über 100 Prozent betroffen. Diese Schaden-Kosten-Schlusslichter werden unter Berufung auf Zahlen des neuen "Branchenmonitor Wohngebäudeversicherung 2015-2020" der V.E.R.S. Leipzig GmbH vorgestellt.
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2021 lässt Schlimmes für die Kennzahlen erwarten
Freilich: Der gute Eindruck des Geschäftsjahrs 2020 wird nicht zu halten sein. Denn die Flutkatastrophe Mitte Juli durch Unwettertief Bernd und der verheerende Hagel im Frühsommer machen das Jahr 2021 voraussichtlich zum teuersten Naturgefahrenjahr überhaupt für deutsche Versicherer, meldet der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV). Auf rund 11,5 Milliarden Euro werden versicherte Unwetterschäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen geschätzt. Dies dürfte sich besonders auch in den Bilanzen der Wohngebäudeversicherer negativ niederschlagen.