Jedem Dritten droht nach 45 Jahren Vollzeit-Arbeit nur eine kleine Rente
Jedem dritten Beschäftigten droht auch nach 45 Berufsjahren in Vollzeit nur eine Bruttorente von unter 1.300 Euro im Monat. Das zeigen Zahlen des Bundesarbeitsministeriums. Werden hiervon noch Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen, reduziert sich der Betrag auf nur noch 1.160 Euro Nettorente.
Selbst Menschen, die ein ganzes Leben lang in Vollzeit gearbeitet haben, können nicht auf eine auskömmliche Rente hoffen. Das legen aktuelle Zahlen des Bundesarbeitsministeriums nahe. Jedem dritten Beschäftigten droht derzeit nach 45 Berufsjahren in Vollzeit eine Bruttorente von weniger als 1.300 Euro im Monat. Nach Abzug der Beiträge zur Renten- und Pflegeversicherung bleiben sogar nur 1.160 Euro Rente übrig. Die Zahlen hat die Linke-Fraktion im Bundestag erfragt.
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Laut Statistik waren zum Jahresende 2020 rund 21,45 Millionen Menschen in einer sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung gemeldet. Rund sieben Millionen dieser Beschäftigten müssen mit einer Bruttorente unter 1.300 Euro kalkulieren. Wer mindestens 1.300 Euro an Altersbezügen erhalten will, benötigt derzeit ein monatliches Bruttogehalt von 2.800 Euro. Für eine Bruttorente von 2.500 Euro wäre sogar ein Gehalt von 5.350 Euro erforderlich. Auf die Zahlen macht aktuell die Funke Mediengruppe aufmerksam.
“Nur wenige hundert Euro über Hartz IV-Niveau“
Bei der Linken sorgt das für Empörung. „Es untergräbt das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung, wenn nach einem kompletten Arbeitsleben nur wenige hundert Euro über Hartz-IV-Niveau bleiben“, sagte Fraktionschef Dietmar Bartsch den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Zahlen würden zeigen, "dass viele Arbeitnehmer nicht nur zu wenig verdienen, sondern auch zu wenig Rente für ihre Lebensleistung erhalten“. Er fordert, dass das Rentenniveau auf über 50 Prozent angehoben wird. Zuletzt lag es laut Rentenversicherungsbericht 2021 bei 49,4 Prozent.
Die Bundesregierung verweist hingegen darauf, dass die gesetzliche Rente nicht alleiniges Einkommen im Alter ist. Hinzu gesellen sich etwa Ansprüche aus betrieblicher und privater Altersvorsorge. Auch würden die aktuellen Zahlen keinen direkten Aufschluss darüber geben, wie sich die Verdiensthöhe im Laufe eines gesamten Arbeitslebens entwickle. Etwaige Lohnerhöhungen -etwa durch den angekündigten Mindestlohn von zwölf Euro die Stunde- sind hierin nicht eingepreist.
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Der Ökonom Axel Börsch-Supan warnte zudem vor einer Fehlinterpretation der Zahlen. „Man kann nicht aus der Verteilung der Einkommen an einem Stichtag auf die Renten schließen“, sagte er dem Berliner "Tagesspiegel". Bei diesen Berechnungen seien etwa auch Berufsanfänger mit berücksichtigt. "Typischerweise steigt das Einkommen im Lebensverlauf. Das wird hier ignoriert", so Börsch-Supan.