Versicherungsmaklern fehlt Risikobewusstsein
Sind Maklerpools Förderer oder Gefährder der Unabhängigkeit von Versicherungsmaklern? Diese Frage ließ der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) in der Studie „Pools und Dienstleister für Versicherungsmakler“ untersuchen.
Die Unabhängigkeit der Versicherungsmaklers sieht BVK-Vize Andreas Vollmer als Notwendigkeit, um überhaupt den Beruf ausüben zu können. Er stützt sich dabei auf das Versicherungsvertragsgesetz (VVG § 59): Versicherungsmakler im Sinne dieses Gesetzes ist, wer gewerbsmäßig für den Auftraggeber die Vermittlung oder den Abschluss von Versicherungsverträgen übernimmt, ohne von einem Versicherer oder von einem Versicherungsvertreter damit betraut zu sein. Das, so Vollmer, würde nichts anderes bedeuten als die Forderung nach Unabhängigkeit vom Versicherer. Und auch bei der Zusammenarbeit mit einem Pool sollten Makler darauf achten, die Kontrolle über das eigene Unternehmen, die Tätigkeit und vor allem die Daten zu behalten, so Vollmer in einem Beitrag, der auch auf Versicherungsbote veröffentlicht wurde.
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Noch schärfer formulierte Dr. Phillipp Kanschik (PolicenDirekt) in seiner Kolumne über die Unabhängigkeit des Maklers mit folgender Überschrift: „Vom Versicherungsexperten zum Datenknecht?“ und lieferte im zweiten Beitrag „6 Gründe, warum Pool-Makler keine richtigen Makler sind“.
Wie also ist es um die Unabhängigkeit von Versicherungsmaklern bestellt? Vor allem, wenn sie mit Dienstleistern zusammenarbeiten? Diesen Fragen widmete sich eine Studie für die der BVK mit Professor Dr. Matthias Beenken von der Fachhochschule Dortmund, der bbg Betriebsberatungs GmbH sowie den Maklerforen Leipzig und den Versicherungsforen Leipzig zusammenarbeitete. Im September 2021 wurden 200 kleine und mittelständische Versicherungsmakler mit bis ca. 100 Mitarbeitern, einschließlich einer kleinen Anzahl Mehrfachvertreter, online befragt.
Für welche Dienstleistungen Pools genutzt genutzt werden
„Noch nie waren die Veränderungen im Maklermarkt so tiefgreifend wie in der jüngsten Vergangenheit. Pools haben das frühzeitig erkannt und in Technologie investiert, um Prozesse und Services zu optimieren. Das macht sie auch für größere Makler immer attraktiver. Heute vermitteln die meisten Makler mehr Geschäft über Pools als über Direktanbindungen“, beschreibt Justus Lücke, Geschäftsführer Versicherungsforen Leipzig GmbH und Maklerforen Leipzig GmbH, die Marktlage. Bestätigt wird das durch die Studien-Ergebnisse. So arbeiten drei Viertel der Befragten mit Pools zusammen. „Wir konnten auch feststellen, dass Makler sehr viele Wertschöpfungsaktivitäten selbst erledigen und selten Unterstützung einkaufen“, ergänzt Prof. Dr. Matthias Beenken von der kooperierenden Fachhochschule Dortmund. „Im Zweifel verzichten Makler lieber auf einzelne Dienstleistungen. Maklerpools und Maklerverbünde spielen allerdings eine zentrale Rolle beim Einsatz von Beratungs- und Vergleichssoftware sowie bei der Angebotserstellung und der Beratungsdokumentation.“
Risikobewusstsein für Abhängigkeit fehlt oft
Ist die Zusammenarbeit mit einem Pool also immer eine Gefahr für die Unabhängigkeit des Maklers? So will Vollmer die Studie nicht verstanden wissen: „Unser Anliegen ist es nicht, Dienstleister und insbesondere Pools unter Generalverdacht zu stellen, interessengeleitet schlechte Leistungen zu erbringen. Andererseits zeigen wir mit dieser Studie, dass Makler nicht immer ein hinreichendes Bewusstsein für die Risiken der Abhängigkeit von Dienstleistern haben. Wir fällen keine Urteile über Dienstleister, sondern wir wollen das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Übergänge zur wirtschaftlichen Abhängigkeit fließend sind. Unser Ziel ist die Weiterentwicklung des Berufsbildes der Makler. Dabei wollen wir sie unterstützen und dazu beitragen, dass die Unabhängigkeit auch in Zukunft das wesentliche Alleinstellungsmerkmal des Maklers bleibt.“
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Die Studie kann bei der BVK-Dienstleistungsgesellschaft mbH per Mail unter dlg@bvk.de bestellt werden. Kostenpunkt: 500,00 Euro zzgl. 19 % MwSt.