Unfallversicherung: Lohnendes Geschäft mit Bestandssorgen
Die private Unfallversicherung zählt zu einem der profitableren Zweige im Kompositgeschäft. Frei von Problemen aber ist auch das Unfallgeschäft nicht. Der Versicherungsbote stellt aktuelle Kennzahlen des wichtigen Geschäftszweigs vor.
- Unfallversicherung: Lohnendes Geschäft mit Bestandssorgen
- Das gute Geschäft kämpft mit abnehmender Nachfrage
Wichtig, weil profitabel
Die Unfallversicherung ist ein Kompositzweig, der auch 2020 gute Gewinne ermöglichte. Das zeigt der aktuelle „Branchenmonitor Unfallversicherung 2015-2020“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH: Zwar gehen nur neun Prozent der 74.902 Mio. Euro Bruttoprämien, die das Kompositgeschäft in der Summe einbringt, auf das Konto der Unfallversicherung – Rang fünf bei den Prämieneinnahmen hinter den Zweigen Kfz Gesamt (43 Prozent der Prämien), "Rest" mit Feuer, Rechtsschutz usw. (20 Prozent), Verbundene Gebäudeversicherung (13 Prozent) und Haftpflicht (10 Prozent aller Prämien).
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Bedeutsam für das Kompositgeschäft aber wird die Unfallversicherung durch ihre Profitabilität. Denn die Unfallversicherung hilft vielen Unternehmen, Verluste in weniger profitablen Geschäftszweigen auszugleichen. Das begründet sich u.a. durch geringe Schadenquoten – der Sechs-Jahres-Schnitt 2015 bis 2020 liegt bei großartigen 48,03 Prozent.
In 2020 verbuchte die Branche sogar den besten Durchschnittswert dieser Zeitspanne: Eine Schadenquote von 45,40 Prozent je Versicherer. Derartige Werte wirken sich natürlich auch günstig auf die Schaden-Kosten-Bilanz der Unfallversicherung aus.
Denn die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio (CR) des Zweigs liegt in 2020 bei 80 Prozent – der zweitbeste CR-Wert des Kompositgeschäfts hinter der Hausratversicherung (die Hausratversicherung freilich bringt es in 2020 auf unschlagbare 68,42 Prozent).
Allianz mit schlechtester Schaden-Kosten-Quote
In der Unfallversicherung müssen nur vier Unternehmen in 2020 rote Zahlen schreiben und können durch Prämieneinnahmen ihre Schadenaufwendungen und weitere Kosten nicht decken. Betroffen von einer Quote über 100 Prozent sind:
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- die Rhion Versicherung (Combined Ratio von 103,03 Prozent)
- die SV Sachsen (CR von 104,09 Prozent)
- die Axa (CR von 111,02 Prozent)
- die Allianz: 111,59 Prozent
Die Allianz als Deutschlands Marktführer (mit einem Marktanteil von 19,08 Prozent) weist demnach den schlechteste Schaden-Kosten-Kennwert des Jahres 2020 aus. Hingegen wirtschaften 46 der 50 im Monitor untersuchten Unternehmen auskömmlich.
Das gute Geschäft kämpft mit abnehmender Nachfrage
Dass sich die Unfallversicherung für die meisten Unternehmen lohnt, wird auch am versicherungstechnischen Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung) anschaulich. Hier verdient jedes Unternehmen durchschnittlich 22,92 Mio. Euro im Schnitt.
Best-Verdienend ist der Marktführer – die Allianz relativiert ihre schlechte Schaden-Kosten-Quote durch ein positives Ergebnis von 149,87 Mio. Euro. Aber auch die Ergo (147,14 Mio. Euro), die Debeka Allgemeine (132,86 Mio. Euro) und die Generali (122,58 Mio. Euro) stechen beim versicherungstechnischen Ergebnis im Unfall-Zweig besonders hervor.
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31 Unternehmen verlieren im Bestand
Jedoch gibt es in der Unfallversicherung auch Probleme: 62 Prozent der Branche (31 von 50 Unternehmen) verlieren im Bestand. So sinkt auch die Anzahl der Verträge, die jedes Unternehmen im Schnitt hält, von 588.360 Stück in 2019 auf 588.209 in 2020.
Und auch das Prämienvolumen wächst weit geringer als in anderen Kompositzweigen – gebuchte Bruttoprämien steigen in 2020 um nur 0,6 Prozent (von durchschnittlich 124,69 Mio. Euro je Versicherer auf 125,47 Mio. Euro je Versicherer). Dem Markt ist es folglich nicht gelungen, die Unfallversicherung als notwendiges Produkt für jüngere Kunden zu platzieren. Hieraus entsteht ein weiteres Problem – ältere Menschen könnten in Zukunft die Schadenquoten in die Höhe treiben.
Alternde Bestände als Problem
So wuchs und wächst laut der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts (Destatis) die Gruppe der Menschen ab 80 Jahren zwischen 2018 und 2022 bereits von 5,4 Millionen auf 6,2 Millionen an. Im Jahr 2050 können aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung dann sogar 8,9 Millionen bis 10,5 Millionen Menschen über 80 Jahre alt sein. Die Krux bei der Sache: Im hohen Alter werden Unfälle und Stürze der Versicherungsnehmer wahrscheinlicher.
Zumal ältere Versicherungsnehmer heutzutage auch wesentlich aktiver sind als in der Vergangenheit. Auch deswegen ist ihnen eine statistisch höhere Schadenwahrscheinlichkeit zu unterstellen (Versicherungsbote berichtete). Wie die Branche auf diese Herausforderungen regieren wird, ist noch nicht abzusehen.
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Hintergrund: Alle Daten sind dem „Branchenmonitor Unfallversicherung 2015-2020“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH entnommen. Hierfür wurden BaFin-Berichte der zurückliegenden Jahre sowie Zahlen des Statistischen Jahrbuchs des Branchenverbandes GDV ausgewertet, ebenso verschiedene Daten aus den Jahresabschlüssen der Versicherer. Der Monitor deckt 50 Versicherer und damit 94 Prozent des Marktes ab und kann kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.
- Unfallversicherung: Lohnendes Geschäft mit Bestandssorgen
- Das gute Geschäft kämpft mit abnehmender Nachfrage