Wie viel verdienen Azubis in tarifgebundenen Berufen? Eine Antwort auf die Frage liefert regelmäßig das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), das nun Zahlen für das Jahr 2021 veröffentlicht hat. Erfasst werden 173 Berufe in Westdeutschland und 115 Berufe im Osten. Hierbei ist zu bedenken, dass die Tarif-Abdeckung im Osten nach wie geringer ist bzw. keine bundesweit einheitlichen Tarifvereinbarungen existieren. Beispiel Friseurhandwerk: Hier wird in Ostdeutschland laut BIBB rund 37 Prozent weniger Ausbildungsvergütung gezahlt.

Anzeige

Azubi-Vergütung durch Corona ausgebremst

Im Gesamtschnitt aller erfassten Berufe ist die tarifliche Ausbildungsvergütung erneut gestiegen: um 2,5 Prozent auf 987 Euro im Monat. Das liegt zwar auf dem Vorjahresniveau: 2020 betrug das Plus bei den Azubi-Einkommen noch 2,6 Prozent. Allerdings lag das Plus in den Jahren vor Corona meist deutlich über drei Prozent, so berichtet das Bundesinstitut per Pressetext. Gründe für das niedrigere Wachstum seien unter anderem, dass infolge der Corona-Krise Tarifabschlüsse nach hinter verschoben wurden und der Schwerpunkt darauf gelegen habe, die wirtschaftlichen Folgen von Einschränkungen und Lockdowns abzufedern.

Blickt man auf den Unterschied von Ost und West, so zeigt sich zumindest beim Blick auf den Gesamtschnitt der Azubis kein so großes Gefälle. Für Westdeutschland wurde mit 989 Euro weiterhin ein leicht höherer Durchschnittswert als für Ostdeutschland mit 965 Euro berechnet. Die Zuwachsraten unterschieden sich mit 2,8 Prozent im Osten und 2,5 Prozent im Westen nur wenig.

In Thüringen und Brandenburg verdienen Azubis durchschnittlich am wenigsten

Deutliche Unterschiede bestehen aber bereits zwischen einzelnen Bundesländern, wie das IBB weiter berichtet. Wird in Thüringen -als bundesweites Schlusslicht- nur eine durchschnittliche Ausbildungsvergütung von 959 Euro gezahlt und in Sachsen von 971 Euro, so wird der höchste Vergütungsdurchschnitt mit 1.039 Euro in Baden-Württemberg gemessen. Die Unterschiede lassen sich teils dadurch erklären, dass Tarifabschlüsse mitunter nur innerhalb eines Bundeslandes gelten - aber auch mit dem verschiedenen Schwerpunkten für bestimmte Berufsausbildungen. So ist zum Beispiel in Baden-Württemberg der Anteil an Azubis in Industrie und Handel fast vier Prozentpunkte höher als im Bundesschnitt.

Die durchschnittliche Ausbildungsvergütung unterscheidet sich regional recht stark. Tarifliche Ausbildungsvergütung nach Bundesländern 2021 (durchschnittliche Monatsbeträge in Euro)BIBB

Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen auf Rang elf der höchsten Azubi-Vergütungen

Beim Blick auf die einzelnen Ausbildungsberufe zeigen sich Überraschungen. Die im gesamten Bundesschnitt höchsten tariflichen Ausbildungsvergütungen werden im Beruf Zimmerer/Zimmerin mit monatlich 1.251 Euro gezahlt. Insgesamt seien 17 Ausbildungsberufe erfasst, in denen -über alle Berufsjahre gerechnet- mehr als 1.100 Euro monatlich gezahlt werde. Auch der Kaufmann bzw. die Kauffrau für Versicherungen und Finanzen platziert sich in diesem Spitzenfeld: bundesweit auf Rang elf. Die Spitzenplätze sind:

Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen bundesweit auf Rang elf der höchsten Azubi-Vergütungen

Beim Blick auf die einzelnen Ausbildungsberufe zeigen sich Überraschungen. Die im gesamten Bundesschnitt höchsten tariflichen Ausbildungsvergütungen werden im Beruf Zimmerer/Zimmerin mit monatlich 1.251 Euro gezahlt. Insgesamt seien 17 Ausbildungsberufe erfasst, in denen -über alle Berufsjahre gerechnet- mehr als 1.100 Euro monatlich gezahlt werde. Auch der Kaufmann bzw. die Kauffrau für Versicherungen und Finanzen platziert sich in diesem Spitzenfeld: bundesweit auf Rang elf mit durchschnittlich 1.035 Euro.

Im ersten Ausbildungsjahr erhalten Kaufmänner bzw. Kauffrauen für Versicherungen und Finanzen durchschnittlich 1.064 Euro monatlich in West und 1.059 Euro in Ost, im zweiten Ausbildungsjahr 1.134 Euro in West und ebenfalls 1.134 Euro in Ost, im dritten Ausbildungsjahr werden 1.216 Euro in West und 1.217 Euro in Ost gezahlt. Die vergleichsweise hohe Vergütung in Ostdeutschland trägt dazu bei, dass sich hier der Ausbildungsberuf sogar auf Rang zwei der bestbezahlten Azubi-Vergütungen platzieren kann.

Bei den besonders hoch vergüteten Ausbildungsberufen finden sich vor allem Berufe aus dem Baugewerbe wie Maurer/-in (1.196 Euro) oder Straßenbauer/‑in (1.177 Euro), aber auch kaufmännische Berufe wie Bankkaufmann/-frau (1.138 Euro) oder eben Kaufmann/‑frau für Versicherungen und Finanzen (1.135 Euro). Insgesamt erhielt rund die Hälfte der Auszubildenden, die in einem tarifgebundenen Betrieb lernten, 2021 eine Ausbildungsvergütung von mehr als 1.000 Euro, sieben Prozent sogar mehr als 1.200 Euro im Monat, berichtet das BIBB.

Anzeige

Aber es gibt auch vergleichsweise schlecht vergütete Ausbildungsberufe. Etwa jeder sechste Azubi (16 Prozent) erhielt 2021 weniger als 800 Euro im Monat. Darunter waren überwiegend Handwerksberufe wie Tischler/-in (786 Euro), Glaser/-in (777 Euro), Bäcker/-in (744 Euro) und Friseur/-in (650 Euro). Die niedrigste tarifliche Vergütung wurde im Beruf Orthopädieschuhmacher/in (637 Euro) gezahlt.

mit Pressematerial BIBB