Bei den Rechtsstreiten um hochspekulative Structured-Alpha-Fonds ist der Allianz ein erster Schritt gelungen, um die Sache vom Tisch zu bekommen. In vier Fällen schlossen die Münchener einen Vergleich mit US-Investoren ab, so berichtet am Mittwoch die Nachrichtenagentur „Reuters“. Das New Yorker Bezirksgericht, bei dem die Streite anhängig waren, habe die Einigung bestätigt.

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Konkret sei ein Vergleich mit Einheiten des Krankenversicherers Blue Cross Blue Shield sowie mit einem Pensionsfonds des Rüstungskonzerns Raytheon erzielt worden, berichtet „Reuters“ weiter. Über die höhe der Schadenzahlungen sei Stillschweigen vereinbart worden. Dennoch wird der Anwalt der klagenden Investoren mit den Worten zitiert, dass er für seine Mandanten ein „sehr gutes Ergebnis“ erzielt habe.

Corona brachte Milliarden-Verlust

Im Streit ging es um eine Sache, die der Allianz seit rund eineinhalb Jahren anhängt. US-Töchter des Konzerns hatten sogenannte Structured Alpha Fonds aufgesetzt und als sichere Geldanlage beworben. Mit vermeintlich hohen Renditechancen: Je nach Anlagemodell sollten 2,5 bis zehn Prozent Ertrag drin sein. Angeboten wurde diese Geldanlage aber nicht Privatanlegern, sondern Institutionen, die bestimmten Berufsgruppen die Altersvorsorge sichern sollten. Es handelte sich etwa um Pensionsfonds für Lehrer, Feuerwehrleute sowie Krankenversicherungs-Mitarbeiter.

Als es mit den Börsen zu Beginn der Coronakrise 2020 bergab ging, investierten die Allianz-Fonds bewusst riskanter, um die Rendite nicht zu gefährden, so der Vorwurf. Und man sei bewusst davon abgewichen, Hedgefonds mit Optionen gegen plötzliche Kursverluste abzusichern: entgegen der zugesagten vermeintlichen Sicherheit. Das Ergebnis waren im Frühjahr 2020 Verluste in Milliardenhöhe. Zwei Hedgefonds mussten vollständig geschlossen werden. Auch die US-Finanzaufsicht und das Finanzministerium der USA schalteten sich ein.

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Geklagt hatten etwa 25 Großinvestoren: Mit dem jetzigen Vergleich ist der Allianz folglich nur ein erster Schritt gelungen. Aber der Konzern hat vorgesorgt. Umgerechnet rund 3,7 Milliarden Euro legten die Münchener für eventuelle Schadensersatz-Ansprüche zurück. Potentielle Zahlungen, die der Versicherer gut verkraften kann. Die Allianz hat 2021 einen satten Gewinn eingefahren und ein Operatives Ergebnis von 13,4 Milliarden Euro erzielt: ein Plus von 24,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Laut „Reuters“ können aber weitere Kosten auf den Versicherer und Vermögensverwalter zukommen, wenn auch die US-Behörden empfindliche Strafen verhängen.