Im vergangenen meldeten sich Deutschlands Arbeitnehmer seltener krank. Durchschnittlich 14,5 Fehltage verursachten die Beschäftigten. Damit lag der Krankenstand bei 4,0 Prozent (2020: 4,1 Prozent). Das geht aus der Fehlzeitenanalyse der DAK-Gesundheit hervor. Für die Analyse wertete das Berliner Iges-Institut die Daten von 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten aus.

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Vor allem die Atemwegserkrankungen seien stark zurückgegangen. Vor der Pandemie kamen auf 100 DAK-versicherte Beschäftigte rund 221 Fehltage wegen einer Erkrankung der Atemwege. Über das Jahr 2021 hinweg waren es dagegen nur noch 146 Tage. Das sind ein Drittel weniger. Die verminderten Erkrankungen der Atemwege dürften unter anderem auf die geltenden Abstands- und Hygienemaßnahmen zurückzuführen sein. Bestätigte Corona-Infektionen hätten mit rund 19 Fehltagen je 100 Versicherte nur eine geringe Rolle gespielt.

Während deutlich weniger Atemwegserkrankungen auftraten, habe es ein Plus bei den psychischen Erkrankungen gegeben. Die meisten Fehltage gab es wegen Rückenleiden oder anderer Muskel-Skelett-Probleme. Mehr als ein Fünftel (23,2 Prozent) des Arbeitsausfalls ließ sich damit begründen. Ein Fünftel (19,0 Prozent) wurde von psychischen Erkrankungen verursacht. Ein Merkmal psychischer Erkrankungen: Sie haben eine besonders lange durchschnittliche Erkrankungsdauer von 39,2 Tagen. In diesem Jahr ist auch die Zahl der Fehltage etwas angestiegen. Der Wert kletterte von 265 auf 276 Fehltage je 100 Versicherte. Das ist ein neuer Höchststand. Seit 2011 ist das Niveau um 41 Prozent gestiegen. Das zeigt der aktuelle Psychreport der DAK-Gesundheit mit einer Datenauswertung des IGES Instituts für 2,4 Millionen DAK-versicherte Erwerbstätige.

„Besorgniserregend ist, dass bei vielen Menschen mit Depression die Erkrankung in der Pandemie langwieriger wird.“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. Beschäftigte mit entsprechender Diagnose auf ihrer Krankschreibung fallen im Durchschnitt für 61 Tage aus. „Wir sehen strukturelle Änderungen im Krankenstand, die auch ein Signal an die Arbeitgeber sind, sich darauf einzustellen.“

Steigende Fehlzeiten wegen Anpassungsstörungen und Ängsten

Die meisten Ausfalltage in Sachen Psyche gingen auf das Konto von Depressionen. Hier gab es 2021 mit 108 Fehltagen auf 100 Versicherte gegenüber 2019 nur einen geringen Anstieg von 2,7 Prozent. Deutlich zugenommen haben während der Pandemie die Fehlzeiten aufgrund von Anpassungsstörungen. Diese steigen um fast ein Sechstel auf 69 Fehltage je 100 Versicherte. Angststörungen verursachten im vergangenen Jahr 21 Ausfalltage je 100 Versicherte. Das sind 77 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren.

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Auffallend: Während der Pandemie hatten Frauen ab 55 Jahren die mit Abstand höchsten Steigerungsraten unter allen Beschäftigten. Bei den 55- bis 59-Jährigen kamen auf 100 Versicherte 511 Fehltage. Das sind 14 Prozent mehr als vor Corona. Bei den Übersechzigjährigen waren es sogar um 20 Prozent. 2021 entfielen in der oberen Altersgruppe auf 100 Versicherte durchschnittlich 690 Fehltage. Der wichtigste Krankschreibungsgrund war eine Depression, den stärksten Zuwachs gab es bei Anpassungs- und Angststörungen. Frauen sind zudem von psychischen Erkrankungen auch anders betroffen als Männer. Sie leiden stärker unter Ängsten, während Männer häufiger wegen Störungen in Folge von Alkoholmissbrauch oder anderem Drogenkonsum krankgeschrieben sind.