Versicherungsbote: Nahezu alle Arten von Versicherungsvermittlern beschweren sich über hohe Regulierungsanforderungen. Wäre es da nicht angebracht, wenn die Vermittlerschaft mit einer starken Stimme sprechen würde?

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Dr. Helge Lach: Neben dem BDV, unserem Verband, gibt es weitere starke Vermittlerverbände, allen voran der BVK, der BDVM, Votum und der AfW. Auch der VGA gehört im Rahmen seiner Möglichkeiten dazu. Jeder dieser Verbände hat eine spezifische Klientel, was die Verbandsmitglieder angeht. Nehmen Sie den BDVM, der die Makler vertritt, bei denen das Firmenkundengeschäft im Vordergrund steht. Der BVK vertritt die Interessen der selbständigen Versicherungs- und Bausparkaufleute aller Vertriebswege und nimmt ihre beruflichen, wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Belange wahr. Die Mitglieder unseres Verbandes haben die Besonderheit, dass neben dem Versicherungsgeschäft auch die Themen Geldanlage und Baufinanzierung eine sehr große Rolle spielen. Von daher ist es richtig und wichtig, dass jeder Vermittlerverband zunächst die ureigenen Interessen seiner Mitglieder im Auge hat und vertritt.

Das heißt aber nicht, dass es nicht Themen gibt, die gleichermaßen alle betreffen. Ein Beispiel ist die Diskussion um Provisionen. Aber auch zur generellen Überregulierung besteht eine gemeinsame Interessenslage. Bei solchen übergeordneten Themen besteht ein sehr enger Schulterschluss zwischen allen Vermittlerverbänden, und die Argumente werden im Rahmen des kartellrechtlich Zulässigen ausgetauscht. Es gab durchaus Eingaben an die Politik, die alle Verbände gemeinsam gezeichnet habe.
Dieser Schulterschluss ist unerlässlich. Es ist sehr schädlich, wenn unterschiedliche Verbände einer Branche zum gleichen politischen Thema gegensätzliche Positionen beziehen. Dann wird am Ende keinem gedient sein. Von diesem Bewusstsein ist die Zusammenarbeit der Vermittlerverbände geprägt. Für die gesamte Finanzbranche gilt das leider nicht.

Inwieweit unterscheiden sich die Interessen von Allfinanzvermittlern von denen anderer Vermittler?

Ein Vermögensberater, so nennen sich nahezu alle unserer Mitglieder, versteht sich in seinem Berufsverständnis niemals als Versicherungsvermittler. Die meisten haben zusätzlich eine Zulassung zur Finanzanlagen- und zur Immobiliendarlehensvermittlung. Auch die Beratung zur Geldanlage mit Goldsparplänen, die Vermittlung von Girokonten und das Thema Haushaltsbuch, also beispielsweise die Entschuldung und die Liquiditätsplanung sind wichtig. Bei mittelständischen Kunden bieten unsere Mitglieder außerdem Dienstleistungen im Kontext des Rechnungsmanagements und des Factorings an.

Das sehen wir aber ausdrücklich nicht als Abgrenzung über die Qualität. So wie unsere Verbandsmitglieder als Vermögensberater leisten auch Versicherungsvermittler und Versicherungsmakler erstklassige Arbeit. Der Fokus ist jeweils ein anderer. Am Ende entscheidet der Kunde, bei wem er sich besser aufgehoben fühlt.

Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) überwindet ja scheinbar Widersprüche: Er ist einerseits der Verband des Exklusiv-Vertriebs, zählt aber auch mehr als 1.000 Makler zu seinen Mitgliedern. Ihrer Argumentation zufolge kann der BVK aber nicht beides sein. Habe ich Sie richtig verstanden?

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Das haben Sie so von uns noch nie gehört. Wir reklamieren für uns in jedem Falle nicht, der Verband des Exklusivvertriebs zu sein. Richtig ist, dass nahezu alle unsere Verbandsmitglieder im Versicherungsbereich gebundene Vermittler sind. Im Bereich der Geldanlage, der Baufinanzierung oder bei Konsumentenkrediten hat jedes unserer Mitglieder die Möglichkeit, mit einer Vielzahl von Partnerunternehmen zusammenzuarbeiten. Wir verstehen uns als Berufsverband der selbständigen Vermögensberater im Sinne der Allfinanzberatung. Zum Selbstverständnis des BVK sollten Sie in jedem Falle meinen sehr geschätzten Kollegen Michael Heinz befragen.
Ohnehin kann ich nur begrüßen, dass der Versicherungsbote zunehmend auch die Vermittlerverbände zu Wort kommen lässt. Wir haben viel zu sagen.