„Deutsche Finanzinstitute haben über Jahre geholfen, Putins Macht und die russische fossile Wirtschaft, auf die sie gründet, zu stärken“, sagt Kathrin Petz von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald. Damit müsse Schluss sein, so die Organisation. Die Unterstützung von russischen Öl-, Gas- und Kohleunternehmen sei sofort zu stoppen, fordert Petz. „Entsprechende Aktien und Anleihen-Bestände müssen sofort divestiert werden. Dies gilt erst recht für russische Staatsanleihen.“

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Welche Unternehmen gemeint sind, blieb urgewald nicht schuldig und führte an, dass sich (Stand Dezember 2021) unter den europäischen Investoren in die vier führenden russischen Öl- und Gasfirmen Gazprom, Lukoil, Rosneft und Novatek drei deutsche Unternehmen finden: Deutsche Bank, Allianz und DekaGroup.

Die Allianz-Gruppe belege - wenn es um russische Staatsanleihen geht - den ersten Platz in Europa. Über 2,6 Mrd. US-Dollar seien in russischen Staatsanleihen investiert (Stand März 2022). „Die Erlöse aus diesen Staatsanleihen werden direkt zur Finanzierung aller Ausgaben der russischen Regierung verwendet, einschließlich der enormen Ausgaben für die Armee, die Waffenproduktion und die Wartung von Atomwaffen“, schreibt die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation.

Russische Staatsanleihen der Allianz: Woher kommt das Geld?

Das erweckt den Eindruck, die Allianz würde mit Eigenkapital in Russland investieren. Doch dieser Eindruck täuscht. „Wir sind dort vor allem mit lokalen Einheiten vertreten, deren Versicherungsrückstellungen unter anderem mit russischen Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen abgedeckt sind“, teilte die Allianz auf Anfrage von Versicherungsbote mit. „Die Kapitalanlagen stammen damit aus Versichertengeldern und dienen zur Abdeckung von deren Ansprüchen“, so ein Allianz-Sprecher weiter.

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Versichertenprämien, die nicht ausbezahlt, sondern zur Zahlung von Schäden zurückgestellt wurden, sind also u.a. in Staats- und Unternehmensanleihen ‚geparkt‘ bis die Schäden zur Auszahlung kommen. Die Erlöse aus den Anleihen werden dann zur Begleichung der Schäden eingesetzt. „Wir folgen damit u.a. auch den Regeln der lokalen Versicherungsaufsicht“, so Allianz gegenüber Versicherungsbote. Für die Allianz-Gruppe habe das gesamte Geschäft in Russland eine untergeordnete Bedeutung. „Wir erzielen dort circa 0,2 Prozent unseres Betriebsergebnisses und auch ein ähnlicher Prozentsatz unserer Versicherungsinvestments (Allianz-Gruppe weltweit: EUR 808,5 Mrd.) besteht aus Anlagen in Russland.“