In der zivilen psychologischen Forschung ist die Gruppe der Soldatinnen und Soldaten unterrepräsentiert, so Sinja Schillinger. Sie widmete sich deshalb in ihrer Masterarbeit im Fach Psychologie der Frage, warum einige Soldatinnen und Soldaten eine Posttraumatische Belastungsstörung (und ähnliche Störungsbilder) entwickeln und andere nicht.

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„Vor allem sehen sich Soldatinnen und Soldaten selbst nicht als Opfer, welchen Gewalt angetan wurde. Auf diese Interpretation stützen sich jedoch Therapieansätze für PTBS“, benennt Schillinger eine wichtige Besonderheit. Eine mögliche Folge: Betroffene fühlen sich auch in ziviler Psychotherapie kaum verstanden. Und das Fremdheitsgefühl nach der Rückkehr in den zivilen Kontext kann die PTBS-Symptome sogar verstärken. „Der nach dem Austritt aus dem Militär empfundene Struktur- und Sinnverlust bestärkt das Gefühl nicht mehr leistungsfähig zu sein. In den von mir geführten Gesprächen war die drohende Dienstuntauglichkeit das schwerwiegendste Problem“, schreibt Schillinger und rät, dass erste PTBS-Symptome als Zeichen des Verarbeitungsprozesses des Erlebten gesehen werden sollten. Das Auftreten von Symptomen bedeute nicht automatisch, dass jemand seinen Dienst nicht mehr verrichten könne, so Schillinger. „Diesbezüglich sollte sowohl der Dienstherr als auch Soldatinnen und Soldaten unter sich Vorsicht walten lassen. Stigmatisierung und Benachteiligung aufgrund psychischer Schwierigkeiten sorgen schnell dafür, dass sich eine psychische Störung entwickelt, die unter anderen Umständen möglicherweise gar nicht aufgetreten wäre“, warnt sie.

Und mitunter steht Betroffenen das eigene Pflichtbewusstsein im Wege. So schildert Schillinger, dass das Pflichtbewusstsein, die eigenen Kameraden zu unterstützen und einsatzfähig zu bleiben, vereinzelt auch dazu führt, notwendige psychologische Hilfe nicht aufzusuchen oder gar aktiv zu umgehen.

Zudem nehmen sich rückkehrende Soldatinnen und Soldaten oft zurück, wenn sie mit ihrem zivilen Umfeld kommunizieren. „Beide Seiten scheinen einander schützen zu wollen und es entsteht eine Distanz, welche zu einem Gefühl von Einsamkeit wird“, beschreibt Schillinger eine Art Teufelskreis. Doch wie durchbricht man den erfolgreich? „Diejenigen, die aktiv daran arbeiteten, sich zu erklären, das Erlebte zu kommunizieren, eine neue Aufgabe zu finden oder auch ihre PTBS-Symptome zu bewältigen, beschrieben auch, zufriedener mit ihrem neuen Leben zu sein“, so Schillinger. Orientierungshilfe aus dem persönlichen Umfeld stellte sich als besonders wichtig heraus, schreibt sie. Solche Hilfestellungen können auch von Veteranenvereinen geleistet werden.

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Wer die gesamte Masterarbeit von Frau Schillinger lesen möchte, kann sich an Veteranenkultur e.V.wenden.