Lebensversicherung ist 2021 deutlich gewachsen: ohne die Allianz
Die Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV) hat sich das Neugeschäft der deutschen Lebensversicherer 2021 angeschaut. Und weist auf den „Allianz Faktor“ hin: Deutschlands Branchenführer allein kann mit seiner Marktmacht beeinflussen, ob die Branche wächst oder schrumpft. Das Neugeschäft der deutschen Lebensversicherer sähe viel besser aus, hätte die Allianz nicht im Geschäftsjahr deutlich verloren.
Wer sich die vorläufigen Branchenzahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zum Geschäftsjahr 2021 anschaut, muss zu dem Schluss kommen, dass die Lebensversicherung erneut kriselte. Die Bruttobeitragseinnahmen sanken um 1,4 Prozent, das Neugeschäft ging sogar um 2,3 Prozent zurück. Die Branche müsse kämpfen, so war auch das Fazit des Versicherungsboten zu den vorgelegten statistischen Daten.
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Doch ist das wirklich so? Für ihre aktuelle Ausgabe hat die Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV) erneut das Neugeschäft der Lebensversicherung ausgewertet. Und sie macht auf einen interessanten Umstand aufmerksam: Es ist die Allianz, die mit ihrem Geschäft in der Lebensversicherung die gesamte Branche in Deutschland wachsen oder schrumpfen lassen kann: auf sie entfällt beinahe jeder vierte Vertrag. Betrachte man die Zahlen aber ohne den „blauen Riesen“, zeige sich ein anderes Bild, wie ZfV-Chefredakteur Marc Surminski berichte. Dann seien die Beitragseinnahmen der Lebensversicherer um 1,3 Prozent gestiegen, das Neugeschäft um 6,0 Prozent.
Weniger Neugeschäft der Allianz - aus strategischen Gründen?
Die Allianz aber habe 2021 ihr Neugeschäft zurückgefahren, berichtet Surminski: Und das kann durchaus auch eine bewusste Entscheidung sein. So habe man speziell beim Geschäft mit Einmalbeiträgen weniger neue Anlagegelder eingesammelt. Um mehr als ein Viertel (26,6 Prozent) ging das Neugeschäft zurück: auf 12,8 Milliarden Euro Bruttobeitragseinnahmen. Das mache immer noch rund 36 Prozent des kompletten Neugeschäftes gegen Einmalbeitrag aus, der auf dem deutschen Markt erzielt werde (Vorjahr: 17,4 Milliarden). Grund könnte sein, dass sich das Geschäft gegen Einmalbeitrag in der bisherigen Form nicht mehr so für den Versicherer lohne.
Mindestens ein Drittel des Neugeschäftes entfalle mittlerweile auf die Allianz, berichtet Surminski. "Wenn die Allianz verliert, dann zieht das den Markt nach unten". Und sie lässt im Umkehrschluss den Markt auch wachsen, wenn sie zulege.
Entsprechend gestaltete sich speziell das Einmalgeschäft der übrigen Lebensversicherer 2021 als sehr erfreulich: um 15,7 Prozent auf 22,8 Milliarden Euro, sofern man die Allianz herausrechnet. Auch das Geschäft gegen laufenden Beitrag konnte um 8,5 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro anwachsen. Nur 14 der 67 erfassten Lebensversicherer hätten im abgelaufenen Geschäftsjahr ein sinkendes Neugeschäft zu verzeichnen gehabt.
Ergo Leben und HanseMerkur wuchsen am stärksten
Wachstumssieger 2021 war die Ergo Leben, die einen Beitragszugang von 175,6 Prozent verzeichnen konnte. Das Neugeschäft gegen Einmalbeitrag schoss bei den Düsseldorfern um 241,1 Prozent in die Höhe, das Geschäft gegen laufenden Beitrag immer noch um 24,4 Prozent. Der Beitragszugang bezifferte sich letztendlich auf 354,8 Millionen Euro.
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Und auch die HanseMerkur legte beeindruckende Wachstumszahlen hin: 127,4 Prozent mehr Bruttobeitrag, womit sich die Beitragseinnahmen gegenüber dem Vorjahr nahezu verdoppelt haben und der Versicherer nun 1,3 Milliarden Euro an Einnahmen erzielte.