Allianz und Swiss Re platzieren Naturkatastrophen-Rückversicherung auf Blockchain-Basis
Bei der Exzedentenrückversicherung teilen sich ein Rückversicherer und ein bzw. mehrere Versicherer anteilig das prozentuale Risiko, das über eine bestimmte Schadensumme hinausgeht: vor allem bei der Absicherung teurer Naturrisiken relevant. Die Allianz und die Swiss Re berichten nun, dass sie erstmals einen solchen Versicherungsvertrag auf Blockchain-Basis ermöglicht haben. Hierfür haben mehrere Versicherer extra ein eigenes Hightech-Labor gegründet.
2016 ist die Allianz mit der Blockchain-Initiative B3i an den Start gegangen: neben anderen Versicherern wie Swiss Re und Munich Re. Gegründet wurde ein IT-Hightech-Labor junger Tüftler, das in Zürich ansässig ist. Ziel ist es, Versicherungen auf Blockchain-Basis bereitzustellen. Nun können die Versicherer erste Erfolge vermelden. Die Allianz und Swiss Re haben die weltweit erste rechtsverbindliche Rückversicherung auf Blockchain-Basis platziert, wie beide Versicherer per Pressetext mitteilen.
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Der Pressetext hierzu klingt reichlich technisch. Man habe „erfolgreich den weltweit ersten rechtsverbindlichen Katastrophen-Excess-of-Loss (XoL)-Rückversicherungsvertrag auf der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) platziert, der durch das Live-Produktionsnetzwerk von B3i Re ermöglicht wird“, heißt es. Es handle sich um einen Exzedentenrückversicherungsvertrag.
Versicherer und Rückversicherer teilen sich anteilig Risiko
Stark vereinfacht bedeutet „Excess of Loss“, dass nicht mehr jeder Kunde einzeln versichert werden muss, sondern die Versicherten anhand einer Gesamtrisiko-Summe beteiligt werden. Vereinbart ist eine Art Selbstbehalt: Erstattet wird, was über eine bestimmte Schadensumme hinaus geht. Je nach Vertrag kann der Versicherungsschutz für die Gesamtheit der Schäden oder für bestimmte Schadenereignisse gelten. So kann beispielsweise vereinbart sein, dass der Rückversicherer einem Versicherer 50 Prozent der versicherten Schäden erstattet, die über 500.000 Euro hinausgehen.
Folglich teilen sich der Rückversicherer und der Versicherer das Risiko von teuren Naturkatastrophen: ohne, dass hierfür eine feste Versicherungssumme vereinbart werden muss. Für die Versicherer hat es Vorteile, wenn der Rückversicherer ihnen ein Teil des Risikos abnimmt. Es steigert die Solvenz, weil für besonders teure Risiken und ungewöhnliche Schadenereignisse weniger Eigenkapital zurückgehalten werden muss. Das finanzielle Risiko des Versicherers wird gesenkt.
Die Vorteile der Blockchain-Lösung: Rückversicherungs-Verträge lassen sich variabler gestalten und abändern, ohne dass hierfür ein langes Antragsprozedere notwendig wird. Die Vertragsabschlüsse werden vereinfacht und beschleunigt. Auch die Schadenbearbeitung wird beschleunigt: Die Beteiligten erhalten den Betrag, wenn sie alle Kriterien erfüllen, was auch digital geprüft werden kann. Die Allianz und die Swiss Re heben hervor, dass der neue Versicherungsvertrag alle aufsichtsrechtlichen Vorgaben erfülle.
Weitere Lösungen auf Blockchain-Basis geplant
Bei B3i Re, der Rückversicherungslösung beider Unternehmen, handle es sich um das ehemalige Cat XoL-Produkt (Catastrophe Excess of Loss), einen der wichtigsten Katastrophenrückversicherungs-Verträge der Allianz. Der neue Vertrag umfasse die wichtigsten Einreichungsteile, Endbedingungen und Vertragsklauseln, die für beide Parteien, die diese Transaktion unterzeichnen, verbindlich seien.
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Jan Stoermann, Chief Underwriting Officer beim hauseigenen Rückversicherer Allianz Re, sagte: "Die Unterzeichnung des ersten rechtsverbindlichen Rückversicherungsvertrags auf der B3i-Plattform ist für die Allianz ein Schritt in die Zukunft. Er zeigt die Fähigkeiten der Plattform, die wir weiter ausbauen wollen: Wir werden prüfen, wie wir die Plattform von B3i weiter in unsere Transaktionsprozesse wie Buchhaltung und Schadenmanagement integrieren können."