Wenn es um die eigene Altersvorsorge geht, möchten die meisten Kunden oft zwei Vorteile miteinander kombinieren, nämlich Sicherheit und hohe Renditen. Mit den sogenannten Indextarifen scheint das eigentlich Unmögliche endlich machbar zu sein. So jedenfalls suggeriert es uns das Marketing der Versicherer, allen voran die Allianz. Mit der Tarifvariante „IndexSelect“ ging sie auch als erster Versicherer an den Start. Das Konzept hat sich mittlerweile etabliert und viele andere Versicherungsunternehmen wie etwa die Stuttgarter oder die Condor sind auf den Index-Zug aufgesprungen.

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Daniel Wenzel ist Versicherungsmakler beim EFC Financial Planning Center BensheimMein Eindruck ist, dass sich viele Menschen, denen ein Angebot für einen Indextarif vorgelegt wurde oder die bereits einen solchen abgeschlossen haben, gar nicht bewusst sind, um was für ein Produkt es sich hier tatsächlich handelt.

Im folgenden Artikel schildere ich daher meine eigenen Erfahrungen als Finanzberater, die ich mit Allianz IndexSelect bisher sammeln konnte und gehe auf die Vor- und Nachteile ein.

Wie funktioniert ein IndexSelect-Tarif?

Zunächst aber mal ein paar Worte zur Funktionsweise der Allianz IndexSelect:

IndexSelect-Tarife sind entgegen der häufigen Annahme keine fondsbasierten Altersvorsorgeprodukte. Vielmehr handelt es sich um eine klassische Rentenversicherung. Das bedeutet, dass die Beiträge des Sparers zum überwiegenden Teil in den konventionellen Anlagestock der Allianz investiert werden.
Lediglich die Überschüsse werden in einen Aktienindex investiert. Zur Auswahl stehen derzeit der europäische Eurostoxx50 sowie der amerikanische Aktienindex S+P 500.

Die maßgebliche Jahresrendite für ein Indexjahr wird nun wie folgt berechnet:

Zu festgelegten Stichtagsterminen werden die monatlichen Wertentwicklungen des zugrundeliegenden Index festgehalten.
Negative und positive Monatsrenditen werden am Ende des Jahres aufsummiert. Wichtig zu wissen: Positive Renditen sind allerdings auf die Höhe des sog. Caps begrenzt. Die errechnete Gesamtrendite wird am Ende noch einem Abschlag unterzogen, indem sie mit dem Partizipationssatz multipliziert wird. Dieser liegt aktuell bei 75 Prozent. Ist die Gesamtrendite positiv, wird sie dem Vertragsguthaben gutgeschrieben. Ist sie hingegen negativ, erhalten Sparer für das betreffende Jahr keine Verzinsung.

Die Vorteile vom Allianz IndexSelect

Für Sparer, die eher sicherheitsorientiert sind und die hohe Wertschwankungen in ihrer Altersvorsorge vermeiden möchten, kann die IndexSelect-Variante ein geeignetes Modell für die Altersvorsorge sein. Kunden haben jedes Jahr die Möglichkeit, neu zu entscheiden, wie ihr Vertragsguthaben und ihre Beitragszahlungen investiert werden sollen. Entweder mit 100 Prozent Indexpartizipation oder alternativ mit einer sicheren Verzinsung. Diese liegt derzeit bei 2 Prozent. Daneben gibt es aber auch die Möglichkeit der Kombination, zum Beispiel, indem man 50 Prozent sichere Verzinsung und 50 Prozent Indexpartizipation wählt.
Durch den Lock-In Mechanismus kann das bereits erreichte Vertragsguthaben nicht mehr fallen. Für risikoaverse Anleger sicher ein weiteres positives Argument.
Ein weiterer Vorteil ist auch in der Allianz selber zu sehen, die nach wie vor für Größe und Solidität steht.

Die Nachteile von IndexSelect

Aus meiner Sicht ist der größte Nachteil bei IndexSelect darin zu sehen, dass es sich um einen klassischen Tarif handelt. Auch wenn die Allianz im Wettbewerbsvergleich immer noch eine relativ hohe Gesamtverzinsung vorweisen kann, so ist doch die Tendenz klar fallend. Und mit einer Trendwende ist wohl auch in absehbarer Zeit nicht zu rechnen.

Die sinkende Überschussbeteiligung wirkt sich bei IndexSelect direkt auf den Cap aus, also die Obergrenze, bis zu der die monatliche positive Wertentwicklung des Index dem Vertragsguthaben gutgeschrieben wird.

Im Jahr 2019 lag der Cap immerhin noch bei 4,1 Prozent. Mittlerweile hat die Allianz auf 2,2 Prozent reduziert, beim S+P 500 sogar auf 2,1 Prozent. Das Chance-Risikoverhältnis für den Kunden verschlechtert sich dadurch erheblich.
Im schlechten Fall können also zwei oder drei sehr schlechte Börsenmonate schon dazu führen, dass die jährliche Gesamtwertentwicklung negativ ausfällt, auch wenn die übrigen Monate vielleicht jeweils positive Renditen vorweisen.

In Zeiten von hohen Marktvolatilitäten darf dieser Nachteil nicht unterschlagen werden.

Hinzu kommt der Partizipationssatz von 75 Prozent, der zu einer weiteren Verschlechterung des Gesamtergebnisses führt.
Hier bietet die Allianz in der IndexSelect-Plus-Variante mittlerweile den sog. Chancenturbo als Alternative für risikofreudigere Sparer an. Turbo bedeutet, dass der Partizipationssatz auf beispielsweise 151,53 Prozent ansteigt, dafür müssen Sparer sich dann mit einer verminderten Beitragsgarantie (in diesem Fall 80 Prozent) zufrieden geben. Ich halte das dennoch für eine sinnvolle Option.

Für wen ist IndexSelect geeignet und wer sollte einen großen Bogen darum machen?

Bei den meisten Personen dürften die Nachteile von Indextarifen überwiegen. Dennoch empfehle ich in bestimmten Fällen einen Tarif wie IndexSelect.

Für Kunden, die vielleicht schon 50 Jahre oder älter sind und bisher nur sehr wenig für ihren Ruhestand vorgesorgt haben, kann sich ein Indextarif durchaus rechnen. Tatsache ist nun mal, dass ein Zeitraum von 10 oder 12 Jahren im Bereich Altersvorsorge nicht lang ist. Wer aber nicht mehr Zeit zur Verfügung hat, der darf keine allzu großen Risiken mehr eingehen. Hier stellt ein Indextarif mit Garantie und Lock-In Mechanismus eine gute Alternative zum rein klassischen Tarif ohne Indexpartiziption dar.

Ich halte es an dieser Stelle für sehr wichtig, zu erwähnen, dass ein Berater seinen Kunden hier regelmäßig seine Unterstützung anbietet und den Vertrag wirklich aktiv betreut. Denn die Frage, ob sich ein Kunde für das darauffolgende Jahr für die Indexpartizipation oder die sichere Verzinsung entscheidet, ist nicht immer leicht zu beantworten.

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Jüngere Kunden hingegen sollten bei der Altersvorsorge auf Geldanlagen und Versicherungstarife ohne Garantien setzen. Diese Kundengruppe kann auch größere Kursschwankungen gut verkraften. Fondspolicen und / oder ETF-Sparpläne sind hier deutlich zielführender als Garantieprodukte, die am Ende im schlimmsten Fall zu einer realen Nullverzinsung führen werden.