Hintergrund: Solvenz- bzw. SCR-Quoten sind aufsichtsrechtlich relevante Kennzahlen: Sie entscheiden darüber, in welchem Maße die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in den Geschäftsbetrieb der Versicherungen eingreifen darf. Für SCR-Quoten wird allerdings nicht das Verhältnis der Eigenmittel zu Verpflichtungen im „Normalbetrieb“ ermittelt. Stattdessen wird ein Extremereignis mathematisch simuliert, das einmal alle 200 Jahre auftritt. Die Wahrscheinlichkeit für dieses Ereignis beträgt also 0,5 Prozent.

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Jedoch: Beim Übergang waltet Milde! Denn mehrere Paragrafen des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG) erleichtern noch bis Ende 2031, auf eine Solvenzquote in Höhe von 100 Prozent zu kommen (und damit die aufsichtsrechtliche Hürde zu überwinden):

  • So ermöglicht Paragraf 82 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) die Volatilitätsanpassung (VA): Anleihen dürfen höher bewertet werden, wenn sie nur vorübergehend an Wert verlieren – etwa, weil sie zu einem festen Wert später wieder verkauft werden.
  • Paragraf 351 VAG ermöglicht eine Maßnahme für risikofreie Zinssätze: Versicherungsunternehmen dürfen eine vorübergehende Anpassung der maßgeblichen risikofreien Zinskurve vornehmen (der Anteil, für den dies möglich ist, sinkt schrittweise: In 2016 startete er mit 100 Prozent und liegt in 2032 bei null Prozent).
  • Und Paragraf 352 VAG ermöglicht Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen (Ü): Die BaFin kann Versicherern die Genehmigung erteilen, ihre Rückstellungen nicht sofort auf Grundlage von Solvency II zu bewerten, sondern erst nach und nach mit mehrjähriger Verzögerung.

Versicherungsbote zeigt die größten Differenzen zwischen Netto- und Bruttoquoten

Am weitesten verbreitet ist unter Versicherern die Nutzung der Volatilitätsanpassung (VA) in Kombination mit der Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen (Ü). Mit guten Grund: Um bis zu 800 Prozent kann dadurch die Nettoquote angehoben werden, wie die Zahlen für 2021 zeigen – Bruttoquoten können also wesentlich von den Nettoquoten abweichen.

Dass diese Möglichkeit gern genutzt wird, um die Quoten glänzen zu lassen, versteht sich. Allerdings können die wesentlich geringeren Nettoquoten auch auf die Schwierigkeiten hindeuten, ab 2032 Solvency II zu stemmen.

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Alle Zahlen sind einer Übersicht des Zweitmarkt-Anbieters Policen Direkt übernommen und können online eingesehen werden. Weitere Kennzahlen zur Lebensversicherung haben wir unter einer neuen Rubrik zusammengestellt.