Munich Re erhöht Dividende - und hat Ärger mit Extinction Rebellion
Die Munich Re hat auf ihrer Jahreshauptversammlung am Donnerstag beschlossen, die Ausschüttung je Aktie von 9,80 Euro auf 11,00 Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr anzuheben. Ärger gab es wegen des Kohle-Investment des Versicherers: Jugendliche der Gruppierung Extinction Rebellion protestierten vor dem Gebäude in München. Auch die Wahl des zuständigen Wirtschaftsprüfers sorgte für Debatten.
Die Munich Re blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2021 zurück: trotz zahlreicher Naturkatastrophen und Corona konnte der weltweit größte Rückversicherer ein Jahresergebnis von 2,9 Milliarden Euro einfahren. Deshalb können sich die Aktionäre über eine höhere Rendite freuen. 11,00 Euro sollen für das abgelaufene Geschäftsjahr ausgeschüttet werden, so wurde es auf der Hauptversammlung in München beschlossen: nach 9,80 Euro im Jahr zuvor. Das teilt der Konzern heute auf seiner Webseite mit. Die Gesamtausschüttung beträgt rund 1,54 Milliarden Euro.
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Mehr soll es auch im laufenden Geschäftsjahr geben. Trotz Ukraine-Krieg, anhaltender Coronakrise und der hohen Inflation hält der Konzern an seinem Ziel fest, die Dividende für 2022 um mindestens fünf Prozent zu steigern. Aktionäre können für 2022 dann mindestens 11,55 Euro erwarten. Auch der Gewinn soll nochmal erhöht werden: Für das laufende Jahr stellte Wenning ein Ergebnis von 3,3 Milliarden Euro in Aussicht. Zudem kündigt Konzernchef Joachim Wenning ein neues Rückkauf-Programm an. Der Vorstand sei ermächtigt worden, mit Zustimmung des Aufsichtsrats bis zum Ablauf des 27. April 2025 eigene Aktien zu erwerben, auf die ein Anteil von bis zu zehn Prozent des Grundkapitals entfällt.
Extinction Rebellion protestiert vor Hauptgebäude
Ärger gab es am Morgen allerdings mit den Klima-Aktivisten „Extinction Rebellion - die Letzten ihrer Art“. Auch für sehr radikale Aktionen bekannt, haben sie den Eingang des Hauptgebäudes besetzt, sind auf Säulen geklettert und haben Rauchfackeln entzündet, wie der „Bayerische Rundfunk“ berichtet. Zudem hängten sie Plakate auf mit der englischsprachigen Botschaft „Munich Re versichert Zerstörung!“. Aktivisten legten eine brennende Weltkugel auf den Gehweg und legten sich wie tot auf den Boden.
Die Polizei habe den Klimaprotest aufgelöst, heißt es weiter im Bericht. Die Aktivisten werfen dem Versicherer in einem Presse-Statement vor, zwar seit Jahren vor der Klimakrise zu warnen, aber selbst nicht aus fossilen Geschäften auszusteigen: man versichere weiterhin Öl, Gas und Kohle. Sie werfen der Munich Re sogar vor, sich auf wachsende Gewinne durch Naturkatastrophen infolge des Klimawandels zu freuen. So habe Konzernchef Wenning bei der Vorstellung des Jahresberichts im Februar gesagt, die Versicherung von Naturkatastrophen sei eines der profitabelsten Geschäfte der Munich Re.
Unangenehm ist das für den Rückversicherer auch deshalb, weil man im Pressetext zur Vollversammlung selbst die eigenen Erfolge in der Bekämpfung des Klimawandels hervorhebt. In der Kapitalanlage habe man die CO2-Emissionen im Vergleich zu 2019, dem Ausgangsjahr des aktuellen Konzernprogramms „Ambition 2025“, bereits um rund 31 Prozent reduziert. Gegenüber der Protestaktion habe der Konzern gelassen reagiert, berichtet der „BR“: derartige Aktionen der Aktivisten seien schließlich nichts außergewöhnlich Neues. Auch verwies ein Konzernsprecher auf das Ziel, bis 2050 null Emissionen im Öl- und Gasgeschäft zu erreichen: allerdings ein sehr langer Zeitraum, dem Ziel haben sich alle deutschen Versicherer auf Initiative des GDV freiwillig angeschlossen.
Umstrittener Wirtschaftsprüfer EY
Doch Kritik gab es auch von den eigenen Aktionären. Seit längerer Zeit ist die Ernst & Young GmbH aus Stuttgart dafür zuständig, die Bilanzen des Versicherers abschließend zu prüfen. Diese machte im Wirecard-Skandal eine unrühmliche Figur: Man winkte trotz Milliarden-Loch zunächst die Bilanzen des mittlerweile insolventen Skandal-Unternehmens durch. Und verspielte so viel Vertrauen. Das Landgericht München hat ein Kapitalanleger-Musterverfahren gegen EY eingeleitet, um die Rolle der Prüfer in Deutschlands größtem Finanzskandal aufzuarbeiten.
Der Wirtschaftsprüfer sorgte auch für Unmut bei einigen Aktionären. Das „Handelsblatt“ zitiert Paul Petzelberger von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), wonach eine weitere Zusammenarbeit „inakzeptabel“ sei. Er forderte den Konzernvorstand auf, einen neuen Wirtschaftsprüfer zu präsentieren.
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Dennoch will der Aufsichtsrat weiter an den Prüfern festhalten: 98 Prozent stimmten dafür, weiter von EY betreut zu werden. Ein Grund ist auch, dass sich die Wirtschaftsprüfer selbstkritisch zeigen und erneuern wollen: Hierfür war im Februar 2021 eine Kommission externer Experten eingesetzt worden. Mitglied ist unter anderem die ehemalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) sowie Wirtschaftsprüferin Liesel Knorr, die sich als Präsidentin des Wirtschaftsprüfungs-Vereins DRSC einen Namen gemacht hat.