Hintergrund: Lebensversicherer rutschten 2020 in die Corona-Krise. Das zeigen auch die aufsichtsrechtlich wichtigen SCR-Quoten: 84 Prozent der Unternehmen verschlechterten ihre SCR-Quote auffallend gegenüber 2019. Nur dreizehn Unternehmen konnten bessere Quoten erzielen.

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In 2021 hingegen hat sich das Verhältnis verkehrt: nur noch dreizehn Unternehmen sind von schlechteren Quoten betroffen, im dreistelligen Bereich verschlechterten sich sogar nur drei Unternehmen. Hingegen können 2021 insgesamt 67 Lebensversicherern aufatmen – die Quote von 2020, aber auch von 2019 wird zum Teil deutlich übertroffen. Der Vor-Corona-Zustand scheint damit wieder hergestellt.

Welche Unternehmen 2021 ihre Nettoquoten um die meisten Prozentpunkte steigerten, wird in einer neuen Bildstrecke des Versicherungsboten vorgestellt. Vorauszusetzen ist: Die Solvenzquote bzw. SCR-Quote gibt an, ob die Unternehmen über genügend Eigenmittel verfügen, um eine mit 0,5-prozentiger Wahrscheinlichkeit eintretende Wirtschaftskrise zu bewältigen. Bei einer Quote ab mindestens 100 Prozent schafft dies ein Unternehmen aus eigener Kraft.

Bis Ende 2031 ermöglichen aber Übergangsmaßnahmen noch, die Anforderungen zu erfüllen:

  • Paragraf 82 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) ermöglicht die Volatilitätsanpassung (VA): Sie erhöht die SCR-Quote der Unternehmen 2021 um durchschnittlich 19,9 Prozentpunkte.
  • Paragraf 351 VAG ermöglicht eine Maßnahme für risikofreie Zinssätze – diese wurde bisher aber nur wenig genutzt (2020 von der Credit Life und der WWK).
  • Und Paragraf 352 VAG ermöglicht Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen (Ü). Hierbei handelt es sich um die wirkungsvollsten Hilfen: Sie erhöhen die Quoten 2021 um durchschnittlich 191,7 Prozentpunkte.

Aufgrund dieser Hilfsmaßnahmen können aufsichtsrechtlich drei Quoten unterschieden werden:

  • Netto- oder SCR-Quote: ist jene Quote, die ein Versicherer ohne Übergangshilfen und Volatilitätsanpassung errechnet.
  • Bruttoquote: In der Übergangszeit bis 2031 ist allerdings die Bruttoquote für die BaFin relevant – das ist die Quote, in die alle Maßnahmen (VA, Zinsmaßnahme, Ü) eingeflossen sind. Wie groß der Unterschied zur Nettoquote sein kann, veranschaulicht 2021 die PB Lebensversicherung AG – sie hat eine Nettoquote von 40 Prozent und eine Bruttoquote von hohen 837 Prozent.
  • Nettoquote plus VA: Allerdings entscheidet sich dennoch bereits an der Nettoquote viel. Denn sobald Nettoquote und Volatilitätsanpassung (SCR+VA) keinen Wert von mindestens 100 Prozent erreichen, geraten Unternehmen in enge BaFin-„Manndeckung“ (so einst Aufsichtschef Frank Grund). Das bedeutet: Das Unternehmen muss Maßnahmen bei der Behörde vorlegen, um die Finanzstabilität zu verbessern – und die Aufsichtsbehörde prüft den Erfolg.

Da Netto- und Bruttoquoten stark voneinander abweichen können, werden durch die Bildstrecke nur die größten Verbesserungen der Nettoquote vorgestellt. Allerdings sollen auch die besten Zuwächse bei den Bruttoquoten (SCR+VA+Ü) 2021 zumindest genannt werden:

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  1. Signal Iduna: plus 505 Prozentpunkte (von 330% auf 835%)
  2. Provinzial Rheinland: plus 494 Prozentpunkte (von 520% auf 1.014%)
  3. SV Sparkassenversicherung: plus 482 Prozentpunkte (von 643% auf 1.125%)
  4. RV Lebensversicherung AG: plus 449 Prozentpunkte (von 553% auf 1.002 Prozent)
  5. PB Lebensversicherung AG: plus 419 Prozentpunkte (von 418% auf 837%)
  6. Condor: plus 325 Prozentpunkte (von 609% auf 934%)
  7. LVM: plus 303 Prozentpunkte (von 702% auf 1.005%)
  8. Bayern Lebensversicherung AG: plus 281 Prozentpunkte (von 287% auf 568%)
  9. Süddeutsche: plus 279 Prozentpunkte (von 254% auf 533%)
  10. Neue Leben: plus 212 Prozentpunkte (von 595% auf 807%)

Alle Solvenzquoten sind einer Übersicht des Zweitmarkt-Anbieters Policen Direkt übernommen und können online eingesehen werden. Weitere Kennzahlen zur Lebensversicherung haben wir unter einer neuen Rubrik zusammengestellt.