Lebensversicherung: Die Solvenzquoten im Sinkflug 2021
Nur 13 Lebensversicherer müssen in 2021 eine Verschlechterung ihrer Solvenzquote gegenüber 2020 hinnehmen. In einer neuen Bildstrecke stellt Versicherungsbote betroffene Unternehmen vor.
Hintergrund: Lebensversicherer rutschten 2020 in die Corona-Krise. Das zeigen auch die aufsichtsrechtlich wichtigen SCR-Quoten: Fast 84 Prozent aller Unternehmen verschlechterten ihre SCR-Quoten auffallend gegenüber 2019. Nur dreizehn Unternehmen wiesen 2020 eine bessere Quote aus. Folglich sank auch der branchenweite Nettoquoten- Schnitt um 45,82 Prozentpunkte – von 255,92 Prozent auf 210,10 Prozent. Das Jahr eins von Corona setzte auch den Solvenzquoten der Lebensversicherer zu.
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Jedoch: 2021 konnten die meisten Lebensversicherer wieder aufatmen – nun verbesserten 68 Unternehmen die SCR- bzw. Nettoquoten gegenüber 2020. So stieg der SCR- Schnitt auch wieder um 58,76 Prozentpunkte – auf 268,86 Prozent. Schon dieser Durchschnittswert zeigt, dass nun sogar viele Unternehmen ihre Quote von 2019 übertreffen konnten. Das Niveau vor Corona scheint wieder hergestellt.
Nur 13 Unternehmen mit schlechterer Quote
Hingegen waren es jetzt nur dreizehn Unternehmen, die eine Verschlechterung ihrer Quote hinnehmen mussten – das Verhältnis hat sich 2021 verkehrt. Fünf dieser Unternehmen sind zudem Run-Off-Versicherer. Versicherungsbote stellt Unternehmen mit einer Verschlechterung der Nettoquote in seiner Bildstrecke vor.
Alle Solvenzquoten sind einer Übersicht des Zweitmarkt-Anbieters Policen Direkt übernommen und können online eingesehen werden. Weitere Kennzahlen zur Lebensversicherung haben wir unter einer neuen Rubrik zusammengestellt.
Vorauszusetzen ist: Die Solvenzquote bzw. SCR-Quote gibt an, ob die Unternehmen über genügend Eigenmittel verfügen, um eine mit 0,5-prozentiger Wahrscheinlichkeit eintretende Wirtschaftskrise zu bewältigen. Bei einer Quote ab mindestens 100 Prozent schafft dies ein Unternehmen aus eigener Kraft.
Bis Ende 2031 ermöglichen aber Übergangsmaßnahmen noch, die Anforderungen zu erfüllen:
- Paragraf 82 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) ermöglicht die Volatilitätsanpassung (VA): Sie erhöht die SCR-Quote der Unternehmen 2021 um durchschnittlich 19,9 Prozentpunkte.
- Paragraf 351 VAG ermöglicht eine Maßnahme für risikofreie Zinssätze – diese wurde bisher aber nur wenig genutzt (2020 von der Credit Life und der WWK).
- Und Paragraf 352 VAG ermöglicht Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen (Ü). Hierbei handelt es sich um die wirkungsvollsten Hilfen: Sie erhöhen die Quoten 2021 um durchschnittlich 191,7 Prozentpunkte.
Aufgrund dieser Hilfsmaßnahmen können aufsichtsrechtlich drei Quoten unterschieden werden:
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- Netto- oder SCR-Quote: ist jene Quote, die ein Versicherer ohne Übergangshilfen und Volatilitätsanpassung errechnet.
- Bruttoquote: In der Übergangszeit bis 2031 ist allerdings die Bruttoquote für die BaFin relevant – das ist die Quote, in die alle Maßnahmen (VA, Zinsmaßnahme, Ü) eingeflossen sind. Wie groß der Unterschied zur Nettoquote sein kann, veranschaulicht 2021 die PB Lebensversicherung AG – sie hat eine Nettoquote von 40 Prozent und eine Bruttoquote von hohen 837 Prozent.
- Nettoquote plus VA: Allerdings entscheidet sich dennoch bereits an der Nettoquote viel. Denn sobald Nettoquote und Volatilitätsanpassung (SCR+VA) keinen Wert von mindestens 100 Prozent erreichen, geraten Unternehmen in enge BaFin-„Manndeckung“ (so einst Aufsichtschef Frank Grund). Das bedeutet: Das Unternehmen muss Maßnahmen bei der Behörde vorlegen, um die Finanzstabilität zu verbessern – und die Aufsichtsbehörde prüft den Erfolg.
Da Netto- und Bruttoquoten stark voneinander abweichen können, werden durch die Bildstrecke nur die Verschlechterungen der Nettoquote vorgestellt.