„Wald- oder Seebestattungen liegen im Trend“
Wie wandelte sich das Verhältnis der Deutschen zur Bestattungskultur? Und welche Besonderheiten bringt gesellschaftliche Vielfalt mit sich? Darüber sprach Versicherungsbote mit Oliver Suhre, Generalbevollmächtigter Monuta Versicherungen Deutschland.
Versicherungsbote: Wie hat sich die Art der Bestattung in den letzten Jahrzehnten entwickelt?
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Oliver Suhre: In den letzten Jahren hat sich der Fokus deutlich von Erd- zu Feuerbestattungen verschoben. Mittlerweile liegt der Anteil an Feuerbestattungen bei 70 Prozent. Nur noch 30 Prozent sind klassische Erdbestattungen. Vor 30 Jahren war das Verhältnis genau umgekehrt. Die Wünsche und Vorstellungen haben sich hier stark verändert.
Woran liegt das?
Das liegt vor allem daran, dass die traditionelle Erdbestattung in einem Sarg sehr kostspielig ist und die Gräber pflegeintensiv sind. Durch die zunehmende Mobilisierung ziehen die Kinder immer häufiger weit weg von den Eltern und haben nicht die Möglichkeit, sich um das Grab zu kümmern. Pflegefreie Angebote wie Wald- oder Seebestattungen liegen daher genau im Trend. Umfragewerte zeigen sogar, dass ein Großteil der Deutschen gern zu Hause oder im eigenen Garten beigesetzt würde. Das gibt dem Begräbnis auch eine zunehmend individuelle und sehr persönliche Komponente. Um diesem Trend gerecht zu werden, hat Monuta gemeinsam mit dem deutschlandweiten Bestatternetzwerk Funeria das Projekt BaumFrieden ins Leben gerufen. Bei dieser speziellen Form der Bestattung lässt sich eine Baumbestattung und eine individuelle Trauerfeier auch außerhalb eines Friedwaldes umsetzen, zum Beispiel im Garten der Familie. Dadurch ergibt sich die einzigartige Möglichkeit, an dem Ort zu ruhen, an dem man zu Lebzeiten eine schöne Zeit verbracht hat.
Für Muslime gelten andere Bestattungsrituale. Eine Feuerbestattung wird beispielsweise ganz abgelehnt. Sind Ihnen Zahlen bekannt, wieviele Menschen ihre verstorbenen Angehörigen lieber im Ausland bestatten lassen? Welche Kosten sind mit einer solchen Überführung verbunden?
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Genaue Kennzahlen zu nennen, ist hier leider schwierig. Dennoch lässt sich wohl festhalten, dass Muslime die größte nicht-christliche Gruppe abbilden, die eine Auslandsüberführung bzw. die Leichenüberführung in das Heimatland der verstorbenen Person nutzt. Die Kosten für eine solche Überführung sind jedoch sehr unterschiedlich und von verschiedenen Faktoren abhängig. Schon die Ausstellung des erforderlichen Leichenpasses kann je nach Behörde und Übersetzungspreis 20 oder 120 Euro kosten. Für den Transport gilt: Je größer die Distanz, desto höher die Überführungskosten. Bei einem Transport per Flugzeug oder Schiff kommen zusätzliche Gebühren der Airline oder Reederei hinzu. Dabei gibt es zum Teil sehr hohe Preisspannen: Die Kosten können sich hier zum Beispiel auf vier Euro, aber auch auf 20 bis 30 Euro pro Kilogramm belaufen. Innerhalb Europas fallen so zwischen 2.000 und 7.000 Euro an. Eine Leichenüberführung in ein Zielland außerhalb Europas kann sogar bis zu 15.000 Euro kosten.
Die Fragen stellte Michael Fiedler