Absicherung von Jägern: „Die gesetzlich vorgeschriebene Haftpflicht-Summe ist nicht ausreichend"
Die Gothaer zählt zu den Marktführern im Bereich Jagdhaftpflicht und Absicherung von Jägern. Im Versicherungsbote-Interview verrät Dirk van der Sant, Line of Business Manager Jagd der Gothaer, worauf Jäger beim richtigen Versicherungsschutz achten sollten – und welche Jagdrisiken neben der Haftpflicht versichert werden können.
- Absicherung von Jägern: „Die gesetzlich vorgeschriebene Haftpflicht-Summe ist nicht ausreichend"
- ...neben Jagdhaftpflicht spielen weitere Risiken zunehmende Rolle
Versicherungsbote: Die Gothaer vereint im Segment der Jagdhaftpflichtversicherung 40 Prozent Marktanteil auf sich. Welche Rolle spielen dabei Rahmenverträge mit Verbänden?
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Dirk van der Sant: Wir sind im Bereich Jagd in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen und liegen derzeit bei einem Marktanteil von mehr als 45 Prozent. Wir arbeiten seit Jahrzehnten sehr partnerschaftlich mit verschiedensten Verbänden zusammen. Im gesamten Jagdrisikobereich verzeichnen wir, gerade in den vergangenen zehn Jahren, ein großes Potential. Neben der Jagdhaftpflicht sind auch weitere Produkte – wie unter anderem die Drohnen-Haftpflicht, Vereinshaftpflicht, D&O-Versicherung, Bewegungshaftpflicht, Hundeunfallversicherung sowie Tierkrankenversicherung – von wachsender Relevanz.
Der Gesetzgeber schreibt für die Jagdhaftpflichtversicherung eine Mindestversicherungssumme von 500.000 Euro für Personenschäden vor. Ist das nicht zu niedrig? Inwieweit gibt es Bemühungen, diese Grenze nach oben zu verschieben?
Es handelt sich hier um die gesetzlich vorgeschriebene untere Grenze, die aus unserer Sicht nicht ausreichend ist. Daher bietet die Gothaer diese Mindestversicherungssumme für Personenhaftschäden seit Jahren nicht mehr an. Aus unserer Expertise heraus raten wir, Personen-, Sach- und Vermögenschäden mit mindestens sechs Millionen Euro abzusichern.
Im September 2021 beteiligte sich die Gothaer mit der Firma Zeiss, einem Hersteller für Ziel- und Beobachtungsoptik, an dem Programm „Waidgefährte“. Wie ist das Projekt angelaufen? Können Sie schon konkrete Teilnehmerzahlen nennen?
Seit einigen Monaten kooperieren wir vermehrt mit anderen großen Unternehmen, die auch im Bereich Jagd aktiv sind – auch mit der Firma Zeiss. Wir unterstützen in diesem Fall eine Wissensplattform für Jungjägerinnen und Jungjäger, um die Qualität ihrer Ausbildung zu verbessern. Dazu bieten wir im Rahmen des Förderungskonzeptes einige Seminare an – und klären beispielsweise über die Bedeutung von richtigen Versicherungslösungen auf. Das Feedback dazu ist sehr positiv.
Deutet sich mit dieser Kooperation bereits das an, was oft als ‚Ökosystem‘ bezeichnet wird? Schließlich sollte ja auch die mitunter sehr teure Ausrüstung versichert werden?
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Wir als Versicherer können den Jägerinnen und Jägern nur dazu raten, ihre gesamte Ausrüstung, die im Schnitt einen Wert von 3.000 Euro bis 5.000 Euro hat, zu versichern. Grundsätzlich sind wir an ganzheitlichen Konzepten für Jägerinnen und Jäger interessiert. Daher begrüßen wir Partnerschaften wie zum Beispiel „Waidgefährte“, um Jagdscheinanwärter*innen und Jungjäger*innen zu fördern. Darüber hinaus kooperieren wir mit einer Vielzahl von Jagdschulen in ganz Deutschland, ebenso mit dem Deutschen Jagdverband (DJV) sowie mit fast allen Landesjagdverbänden.
...neben Jagdhaftpflicht spielen weitere Risiken zunehmende Rolle
Zur Ausrüstung eines modernen Jägers scheinen nicht nur Gewehre mit Zielvorrichtung, sondern auch Drohnen zu gehören. Die kommen zum Einsatz, um Rehkitze vor Mähdreschern zu bewahren. Ihr Haus inkludiert den Schutz. Gibt es in diesem Bereich schon Schadenstatistiken und Auffälligkeiten?
Grundsätzlich werden Drohnen eingesetzt, um die Rehkitze zu retten, bevor Wiesen oder Felder gemäht werden. Bereits 2017 haben wir als Pioniere am Markt die Nutzung der Drohne auf der Jagd mit in unsere Versicherungsbedingungen aufgenommen. Dies erwies sich – gerade im letzten Jahr im Zuge der Deutschen Wildtierrettung und der Förderung des Bundes von Drohnen – als großer Erfolg. Und es stößt auf sehr viel Zuspruch von Seiten der Jägerschaft.
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Neben der Ausrüstung gibt es im Jagdbereich weitere Anknüpfungspunkte für Versicherer – zum Beispiel bei Jägern, die ihr Wildbret auch weiterverarbeiten. Ist das ein zunehmender Trend? Beobachten Sie weitere bzw. andere Trends?
Für die Jägerinnen und Jäger der Zukunft spielen, neben einer umfassenden Jagd-Haftpflichtversicherung, auch Absicherungen weiterer Risiken zunehmend eine größere Rolle. Um sich bei der Jagdausübung sicher zu fühlen, ist auch die Absicherung jener Risiken wichtig, die durch den Einsatz von Nachtzieltechnik, durch Querschläger, durch Forderungsausfall bei Dritten oder durch Weitergabe von Wildbret entstehen können.
Ein Bereich, der in den vergangenen Jahren immer mehr an Relevanz gewonnen hat, ist die Absicherung des Jagdhundes. Das betrifft sowohl den Einsatz auf der Jagd als auch die Absicherung der Gesundheit des Tieres durch eine Tierkrankenversicherung. In diesem Bereich steigt die Nachfrage seit Jahren.
Klar, der Versicherungsschutz muss zum Tätigkeitsfeld des jeweiligen Jägers passen. Gibt es dennoch Hinweise, die aus Ihrer Sicht jeder Vermittler beherzigen sollte, wenn er Jägern Versicherungsschutz vermitteln will?
Jeder Vermittlerin und jedem Vermittler rate ich, in der Beratung als Deckungssumme auf mindestens sechs Millionen Euro hinzuweisen. Eine sorgsame Abfrage der Art und Weise der ausgeübten Jagd sollte im Zuge der Beratung die Risiken der Jägerin oder des Jägers erkennen lassen – hier spielen zum Beispiel Faktoren wie Auslandjagd, Hundeeinsatz, Revierinhaber oder Beizjagd eine Rolle.
Welche Schäden treten im Jagdbereich besonders häufig auf?
Relativ häufig sind kleinere und auch größere Schäden durch den Jagdhund. Beispielsweise sind hier Beschädigungen an und in fremden Autos durch Kratzen, Schäden an Brillen oder Schäden an anderen Gegenständen zu nennen. Ab und an kommt es auch zu Bissverletzungen bei anderen Hunden, aber eben auch bei Menschen.
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Die Fragen stellte Michael Fiedler
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