PKV: Wer den Markt dominiert
Der Markt der Privaten Krankenversicherung (PKV) ist gewaltig, wie 45,2 Milliarden Euro verdiente Bruttobeiträge in 2021 zeigen. Welche Versicherer aber sind Marktführer in der PKV? Versicherungsbote stellt die größten Unternehmen mit aktuellen Kennzahlen vor.
Hintergrund: Die Bildstrecke stellt die Marktführer in der PKV 2021 vor. Grundlage ist der aktuelle MAP-Report 924 aus dem Hause Franke und Bornberg. Zum einen sind aktuelle Solvenzquoten dem Report entnommen. Zum anderen haben wir anhand der dort ausgewiesenen Bruttoprämien den Marktanteil der führenden Versicherer ausgerechnet.
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Verdiente Bruttobeiträge und SCR-Quoten: Einige Grundlagen
Bilanzen der Versicherer unterscheiden in der Regel zwischen gebuchten Bruttoprämien und verdienten Bruttoprämien. Gebuchte Bruttobeiträge sind jene Beiträge, die tatsächlich innerhalb eines Geschäftsjahrs gebucht wurden. Der Jahreszyklus einer Police aber fällt teilweise nicht mit dem Geschäftsjahr zusammen – Prämienanteile werden dann zwar innerhalb eines Geschäftsjahrs gebucht, kommen aber erst einem Zeitraum nach diesem Geschäftsjahr zugute. Sogenannten Beitragsüberträge werden – gemäß Paragraf 341e Handelsgesetzbuch (HGB)– wie ein Passivposten in der Bilanz gewertet.
Der Betrag, der bereits für das kommende Jahr vor-gebucht wurde, wird in der Folge aus der Summe der eingenommenen Beiträge abgezogen. Allerdings wird der Beitragsübertrag aus dem Vorjahr, der damals ja herausgerechnet wurde, im Folgejahr hinzuaddiert. Dadurch erhält man die verdienten Bruttoprämien. Unsere Bildstrecke weist alle Beiträge als verdiente Bruttoprämien aus.
Die Solvenzquoten der Versicherer
Zudem stellen wir die Solvenzquoten der Marktführer – die sogenannten SCR-Quoten (Solvency Capital Requirement) – vor. Für diese Quoten werden die Eigenmittel eines Versicherers ins Verhältnis gesetzt zu den Verpflichtungen gegenüber den Leistungsempfängern – jedoch nicht zu Bedingungen des „Normalbetriebs“, sondern unter mathematischer Simulation eines Extrem-Ereignisses, das alle 200 Jahre auftritt. Erreichen die Versicherer eine Quote von 100 Prozent, haben sie genügend Eigenmittel, um solche 200-Jahres-Krisen zu überstehen. Alle Quoten sind als Nettoquoten (ohne Volatilitätsanpassung und ohne Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen) ausgewiesen.
Tochterunternehmen eines Versicherers werden nach Rechtsform getrennt ausgewiesen
Zu beachten ist beim Lesen der Bildstrecke: Der MAP-Report weist die Töchter eines Unternehmens getrennt aus. Hierbei folgt der Report den Berichten zur Solvabilität und Finanzlage (SFCR), wie sie die Unternehmen verpflichtend bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vorlegen müssen (Versicherungsbote berichtete).
So tritt die Ergo als zweitgrößter Krankenversicherer mit zwei Unternehmen im Ranking an – mit der Deutschen Krankenversicherung AG als größeren und der Ergo Krankenversicherung AG als kleineren Tochter. Auch erscheint die Generali Deutschland Krankenversicherung AG getrennt von der Envivas im MAP-Report. Die HanseMerkur auf Rang zehn der Branche hat sogar drei Töchter in der Krankenversicherung – die HanseMerkur AG, die HanseMerkur Speziale sowie die HanseMerkur VVaG. Allerdings fällt die HanseMerkur VVaG als kleinster Krankenversicherer (mit 0,10 Prozent Marktanteil) kaum ins Gewicht.
Beitragsanpassungen bei stagnierender Nachfrage
Insgesamt freut sich die PKV-Branche über einen Zuwachs bei verdienten Bruttobeiträgen – sie stiegen branchenweit um 5,5 Prozent auf 45,2 Mrd. Euro. Der Grund der gestiegenen Einnahmen sind allerdings Beitragsanpassungen, mit denen die Versicherer auf gestiegene Gesundheitskosten und auf den Niedrigzins reagieren: Das Preisniveau des privaten Krankenschutzes kletterte allein zwischen März 2020 und März 2021 um 5,3 Prozent (Versicherungsbote berichtete).
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Der MAP-Report 924, dem die Daten entnommen sind, kann mit weiteren Ausgaben der Traditionsreihe auf der Webseite des Rating-Hauses bestellt werden.