Die ‚Problemkinder‘ im Bereich der Schaden-/Unfallversicherung bleiben die Bereiche Kraftfahrtversicherung und Wohngebäudeversicherung. So hieß es bereits 2017: „Bei Kfz belasten steigende Schadenkosten die Bilanzen, bei Wohngebäude die vielen Leitungswasser-Schäden.“ An diesen strukturellen Problemen hat sich wenig geändert. Im Geschäftsjahr 2021 belasteten die wirtschaftlichen Folgen der Anti-Corona-Maßnahmen und insbesondere die heftigen Elementarschadenereignisse die Bilanzen der Versicherer.

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Die Assekuranz Rating-Agentur Assekurata schreibt dazu in ihrem jüngst veröffentlichten Marktausblick zur privaten Schaden-/Unfallversicherung 2022: „Nach der pandemiebedingt geringeren Schadenbelastung und den zudem vergleichsweise geringen Elementarschäden im Geschäftsjahr 2020 verhagelte es den deutschen Schaden-/Unfallversicherern 2021 sprichwörtlich die Bilanzen. Konnte die Branche im Geschäftsjahr 2020 noch einen versicherungsgeschäftlichen Gewinn von über 7 Mrd. € einfahren, schrieb die Branche 2021 erstmals seit langer Zeit wieder rote Zahlen. Die hohen Elementarschäden haben die deutschen Schaden-/Unfallversicherer dabei zwar stark belastet, aber nicht überlastet“, so Dennis Wittkamp, Fachkoordinator Schaden-/Unfallversicherung.

Erster versicherungstechnischer Verlust seit 2013

Weiter schreiben die Marktbeobachter, dass die Branche beitragsseitig ihren Wachstumskurs fortsetzen konnte, wenngleich die Einnahmen mit 2,2 Prozent etwas geringer anstiegen als im Mittel der vergangenen zehn Jahre (2,9 Prozent). Gleichzeitig stiegen die Versicherungsleistungen deutlich von 51,3 Mrd. Euro auf 62,3 Mrd. Euro an. Damit erhöhte sich die kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) von 90,7 Prozent auf rund 102 Prozent und bescherte der Branche 2021 mit rund 1,5 Mrd. Euro den ersten versicherungstechnischen Verlust seit 2013.

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In ihrem Marktausblick betrachten die Experten auch die Combined Ratio vor Rückversicherung und setzen sie in Relation zur Zuwachsrate der gebuchten Bruttobeiträge. Dabei erwiesen sich 2021 mit Ausnahme der Wohngebäude- und der Rechtsschutzversicherung erneut alle Zweige als sogenannte „vitale Ertragsträger“, wenngleich zum Teil nur knapp, so Assekurata.

Anstieg der Kfz-Prämien erwartet

Insbesondere die Wohngebäudeversicherung hatte unter einer hohen Elementarschadenlast zu leiden, während sich die Kraftfahrtversicherung insgesamt, trotz einer ebenfalls hohen Schadenlast, noch ertragreich zeigte. „Die Kraftfahrtversicherung profitierte vor allem von der geringeren Schadenbelastung in der Kraftfahrthaftpflicht, welche vornehmlich auf die Pandemie zurückzuführen ist“, erklärt Dennis Wittkamp. In den Kaskosparten sind die Spuren der Unwetter jedoch auch deutlich zu erkennen. Mit Blick auf die Kraftfahrtversicherung ist vor diesem Hintergrund ein Anstieg der Prämien zu erwarten. „Die Schadenentwicklung in den Kaskosparten hat sich schon Anfang 2022 in leicht erhöhten Prämien niedergeschlagen. Zusätzlich dürfte die Inflation bei Ersatzteilen, die in der Regel nochmals deutlich oberhalb der normalen Inflation liegt, die Schadenbelastung der Versicherer weiter steigen lassen und somit Prämienerhöhungen am Jahresende erfordern“, ist Wittkamp überzeugt. Zusätzlich dürfte sich die Wachstumsdynamik der vergangenen Jahre 2022 deutlich abschwächen. „Im ersten Quartal 2022 sind die Neuzulassungen und die Besitzumschreibungen merklich zurückgegangen, die Kfz-Versicherer haben es also erstmals seit langem mit einem schrumpfenden Markt zu tun“ so Wittkamp weiter.

Wohngebäudeversicherung: Steigende Prämien zu erwarten

Auch im Bereich der Wohngebäudeversicherung seien steigende Prämien zu erwarten, so Assekurata. „Hier wirkt insbesondere die Inflation im Baugewerbe über den Baupreisindex unmittelbar auf die zu zahlende Prämie. Somit dürfte es im laufenden und wohl auch im kommenden Jahr deutlich teurer für die Kunden werden“, ist sich Dr. Reiner Will, Assekurata-Geschäftsführer, sicher. „Zusätzlich haben bereits im ersten Quartal 2022 Sturmereignisse für vergleichsweise hohe Schäden gesorgt. Das Gesamtjahr könnte also erneut eine hohen Schadenlast mit sich bringen, was den Druck auf die Prämien zusätzlich erhöhen würde.“ Auch nach Verträgen dürften die Versicherer deutlicher wachsen als in der Vergangenheit. „Die Unwetter und das mediale Echo haben das Thema Absicherung des eigenen Wohngebäudes gegen Elementarrisiken stärker in das Bewusstsein der Menschen gebracht. Dies hat bereits unmittelbar nach der Flutkatastrophe durch das Unwetter „Bernd“ zu einer deutlichen Zunahme der Vertragsabschlüsse geführt und dürfte auch 2022 noch für eine stärkeres Vertragswachstum sorgen“, prognostiziert Reiner Will.

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Weitere Ergebnisse des Marktausblicks können auf der Webseite von Assekurata kostenpflichtig bestellt werden.

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